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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bist«, sagte er laut in das Dunkel des Wohnzimmers hinein. »Ich bin froh, dass du tot bist, du blöde Gans. Hoffentlich hat dir die Rasierklinge wehgetan!«
    Nachdem er seine Wut mit Worten herausgelassen hatte, fühlte er sich schon viel besser. Wirklich, tausendmal besser.
    Cedric und Nella Hawthorne, das Haushälterehepaar, wohnten zwar im Haus, aber Ahriman machte sich deswegen keine Sorgen. Sie lagen zweifellos schlafend in ihrem Bett in der kleinen Dreizimmerwohnung im Dienstbotentrakt. Abgesehen davon, brauchte er, gleichgültig was sie sahen und hörten, nicht zu befürchten, dass sie sich an irgendetwas erinnern würden, was ihn in Gefahr bringen konnte.
    »Hoffentlich hat es wehgetan«, sagte er noch einmal.
    Er fuhr mit dem Aufzug in den ersten Stock und trat in den Flur, der zu seiner luxuriösen Schlafzimmersuite führte. Dort putzte er sich die Zähne, reinigte sie gründlich mit Zahnseide und zog dann einen schwarzseidenen Pyjama an.
    Nella hatte das Bett für ihn aufgeschlagen. Weiße Pratesi-Wäsche mit schwarzer Einfassung. Ein Berg flauschiger Kissen.
    Wie immer stand auf seinem Nachttisch eine Lalique-Schale mit Schokoriegeln, je zwei von seinen sechs Lieblingssorten. Jetzt bedauerte er, dass er sich die Zähne bereits geputzt hatte.
    Bevor er sich schlafen legte, wandte er sich noch dem Crestron-Sensorbildschirm neben dem Bett zu. Mit diesem TouchScreen-Bildschirm konnte er das gesamte Computersystem des Hauses steuern. Er konnte damit die Lichter im Haus an- und ausmachen, Klimaanlage und Heizung in den einzelnen Räumen regulieren, Alarmanlage und Überwachungskameras aktivieren, Schwimmbad- und Saunaheizung einschalten und viele andere Dinge mehr.
    Nachdem er sein persönliches Passwort eingegeben hatte, wählte er das Fenster, auf dem die Standorte der sechs im Haus verteilten Wandsafes aufgelistet waren. Mit den Fingerspitzen berührte er das Feld Schlafzimmersuite , worauf die Safeliste verschwand und stattdessen ein Tastenfeld auf dem Bildschirm erschien.
    Nachdem er eine siebenstellige Nummer getippt hatte, glitt, durch einen pneumatischen Mechanismus bewegt, eine Granitscheibe in der Kaminverkleidung zur Seite und gab den Blick auf einen kleinen, in die Mauer eingelassenen Stahlsafe frei. Ahriman gab die Zahlenkombination auf dem Tastenfeld ein, und auf der anderen Seite des Raums schnappte das Schloss mit einem hörbaren Klick auf.
    Er ging zum Kamin, öffnete die quadratische Tür von vierzig Zentimetern Seitenlänge und nahm den Gegenstand, der sich in der ausgepolsterten Innenkammer des Safes befand, heraus. Es war ein Ein-Liter-Weckglas.
    Nachdem er es auf dem Schreibtisch aus gebürstetem Stahl und gemasertem Hartholz abgestellt hatte, setzte er sich und betrachtete aufmerksam den Inhalt des Glases.
    Nach ein paar Minuten konnte er den Verlockungen der Süßigkeitenschale nicht länger widerstehen. Er sondierte wählerisch das Angebot und entschied sich schließlich für einen Riegel Hershey’s mit Mandeln.
    Er würde sich die Zähne nicht noch einmal putzen. Mit dem Nachgeschmack von Schokolade im Mund einzuschlafen war ein verbotenes Vergnügen. Manchmal war er eben ein unartiger Junge.
    Wieder auf seinen Platz am Schreibtisch zurückgekehrt, knabberte er genießerisch langsam an dem Schokoriegel und betrachtete dabei nachdenklich den Glasbehälter. Obwohl er sich mit seinem kleinen Snack viel Zeit ließ, hatte er, auch als er die letzten Schokoladenkrümel vertilgt hatte, aus den Augen seines Vaters kein Fünkchen Erkenntnis gewonnen.
    Haselnussbraun waren sie, wiewohl die Iris mit einem milchigen Schleier überzogen war. Das Weiß war nicht mehr weiß, vielmehr von einem grünlich marmorierten Blassgelb. Sie schwammen in Formaldehyd, und durch die Rundung des luftdicht verschlossenen Glases schienen sie bald mit einem wehmütigen Ausdruck, bald von unerträglichem Leid erfüllt herauszublicken.
    Ahriman hatte diese Augen zeit seines Lebens studiert, sowohl damals, als sie noch im Schädel seines Vaters eingebettet lagen, als auch später, nachdem sie herausgetrennt worden waren. Sie bargen Geheimnisse, die er unbedingt ergründen wollte, aber wie immer verrieten sie so gut wie nichts.

42. Kapitel
    Vermutlich war es der Nachwirkung der drei Schlaftabletten zu verdanken, dass Martie sich auch dann nicht in eine Panik hineinsteigerte, als sie, von ihren Designerfesseln befreit, wieder auf den Füßen war.
    Ihre Hände zitterten jedoch ohne Unterbrechung, und sie wurde jedes

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