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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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seinen Augenwinkeln bildeten sich feine Fältchen. Seine Miene sollte Erheiterung ausdrücken, aber er sah eher so aus, als hätte er eine Maus erspäht, die er gleich in Stücke zu reißen gedachte. »O, heiliger Strohsack, sie wissen wirklich nicht, was es heißt, das Objekt einer Großattacke à la Lampton zu sein, was, Claudette?«
    »Ich glaube, ich weiß es«, sagte Skeet, aber weder seine Mutter noch sein Stiefvater schienen ihm zuzuhören.
    Als hätte Lampton etwas besonders Witziges oder Anzügliches gesagt, gab Claudette ein geziertes Kichern von sich, in dem so viel echter Humor mitschwang wie im Rasseln einer Diamantklapperschlange.
    »Heiliger Strohsack«, wiederholte Lampton, der sich an seinem eigenen Witz zu berauschen schien, begeistert. »Aufsätze in zwei Fachzeitschriften. Ein bisschen geschickte Wühlarbeit. Und eine Glosse für die Literaturbeilage der New York Times , in der ich seinen Stil parodiere …«
    »Umwerfend bösartig«, sagte Claudette stolz.
    »… außerdem für eine große Presseagentur eine Rezension seines neuesten Machwerks, die in achtundsiebzig Zeitungen im ganzen Land erschienen ist. Ich habe alle Artikel ausgeschnitten und gesammelt. Unglaublich, dass dieses gräßliche Buch seit achtundsiebzig Wochen in Folge auf der Bestsellerliste der Times steht.«
    »Du meinst Lerne dich selbst lieben ?«, fragte Martie.
    »Ein trivialpsychologisches Brechmittel«, sagte Lampton feierlich. »Das Buch hat in der amerikanischen Psyche wahrscheinlich mehr Schaden angerichtet als irgendein anderes, das in den letzten zehn Jahren veröffentlicht wurde.«
    »Achtundsiebzig Wochen auf der Bestsellerliste«, sagte Dusty. »Ist das lange?«
    »Für ein Buch dieses Genres ist es eine Ewigkeit«, sagte Lampton.
    »Wie lange stand dein letztes Buch auf der Bestsellerliste?«
    Plötzlich war Lampton ganz der seriöse Wissenschaftler. »Ich verfolge das wirklich nicht. Es geht nicht um kommerziellen Erfolg. Es kommt auf die Qualität eines Buchs an, darauf, welchen Einfluss es auf die Gesellschaft hat, wie vielen Menschen es hilft.«
    »Ich glaube, es waren zwölf oder vierzehn Wochen«, sagte Dusty.
    »O nein, es waren mehr«, sagte Lampton.
    »Na gut, dann eben fünfzehn.«
    Lampton wand sich zwischen dem Wunsch, seine Leistungen angemessen gewürdigt zu sehen, und der Falle, die er sich selbst gestellt hatte. Er warf Claudette einen Hilfe suchenden Blick zu, die ihm sogleich assistierte.
    »Zweiundzwanzig Wochen stand es auf der Liste. Derek achtet nicht auf solche Dinge, aber ich schon. Ich bin stolz auf ihn. Zweiundzwanzig Wochen ist ein guter Schnitt, sehr gut sogar für ein seriöses Werk wie dieses.«
    »Da liegt natürlich das Problem«, fiel Lampton mit kummervoller Miene ein. »Trivialpsychologisches Geschwätz verkauft sich immer besser als eine seriöse Arbeit. Es hilft keinem einen Deut weiter, aber es liest sich leicht.«
    »Und die amerikanische Bevölkerung«, fügte Claudette hinzu, »ist so träge und ungebildet, wie sie qualifizierte psychologische Hilfe braucht.«
    »Wir sprechen von Haben Sie den Mut, selbst Ihr bester Freund zu sein «, sagte Dusty zu Martie.
    »Ich habe es nicht geschafft, es zu Ende zu lesen«, sagte Skeet.
    »Du bist ganz sicher klug genug«, sagte Claudette. »Aber wenn du deine Medikamente nicht nimmst, holen dich deine Lernschwächen wieder ein, und du kannst nicht einmal mehr deinen eigenen Namen lesen. ›Einsicht durch Medikamente.‹«
    Mit einem heimlichen Blick zum Wohnzimmer fragte sich Dusty, wie hoch wohl die Prozentzahl der Besucher war, die es weiter als bis zur Eingangsdiele schafften.
    Skeet nahm sichtlich all seinen Mut zusammen und sagte: »Ich habe keine Schwierigkeiten, meine Fantasyromane zu lesen, ohne dafür Medikamente nehmen zu müssen.«
    »Deine Fantasyromane«, sagte Lampton, »sind ein Zeichen für deine Krankheit, Holden, nicht für deine Gesundheit.«
    »Was hat es mit deiner Wühlarbeit auf sich?«, fragte Dusty.
    Die anderen sahen ihn erstaunt an.
    »Du hast gesagt, du hättest ein bisschen geschickte Wühlarbeit gegen Mark Ahriman geleistet«, sagte Dusty zur Erinnerung.
    Wieder dieses lauernde, mäusemordende Hühnerräuberlächeln. »Kommt mit, ich zeige es euch!«
    Lampton ging ihnen ins erste Stockwerk voraus.
    Oben im Flur wurden sie von Valet begrüßt, der sich offensichtlich nicht bis in das Kriegsgebiet in der Eingangsdiele vorgewagt hatte.
    Martie und Dusty blieben stehen, um ihn gebührend zu streicheln, unter

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