Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz

Vom Netzwerk:

Experten.«
    »Sherwood«, sagte Claudette, »durch unbeabsichtigte Oxymora wie selbsternannte Experten werden deine Argumente kein bisschen überzeugender.«
    Mit bewundernswert ernster Miene und in sachlichem Ton sagte Martie: »Das war eigentlich kein Oxymoron, Claudette. Es war eine Metonymie, in der selbsternannte Experten für den vulgäreren, wenn auch treffenderen Ausdruck arrogante Expertenarschlöcher steht.«
    Wenn er je den leisesten Zweifel daran gehabt hatte, ob er Martie immer lieben würde, so wusste er spätestens in diesem Augenblick, dass sie bis in alle Ewigkeit untrennbar zusammengehörten.
    Als hätte sie die Worte ihrer Schwiegertochter nicht gehört, wandte sich Claudette an Skeet. »Derek hat mit beidem völlig Recht, Holden. Er hat kein Werturteil über dich geäußert. So etwas ist nicht seine Art. Und du hast selbstverständlich dissoziative Fantasien. Wenn du deine Krankheit nicht wahrhaben willst, wirst du nie gesund werden.«
    So schwierig es schon war, über die Schwelle des Hauses zu gelangen, war es fast ein Ding der Unmöglichkeit, über die Eingangsdiele hinaus vorzudringen.
    »Holden hat seine Medikamente abgesetzt«, sagte Derek Lampton zu Dusty, während sein Blick nach unten wanderte und wieder an Marties Brüsten hängen blieb.
    »Du hattest mir sieben verschiedene Medikamente verschrieben«, sagte Skeet. »Wenn ich die morgens alle genommen hatte, war kein Platz mehr fürs Frühstück.«
    »Du wirst das, was in dir steckt, nie verwirklichen können«, sagte Claudette mit strafendem Blick, »wenn du dich deiner Krankheit nicht stellst, sondern sie leugnest.«
    »Ich finde, er hätte die Medikamente schon vor langer Zeit absetzen sollen«, sagte Dusty.
    Lampton riss den Blick von Marties Brüsten los. »Es ist nicht förderlich für Holdens Genesung, wenn er durch unqualifizierte Ratschläge konfus gemacht wird.«
    »Sein Vater hat Skeets Genesung gefördert, bis der neun war, und seitdem hast du sie gefördert.« Dusty wusste genau, dass er mit dem gespielten Lächeln und dem munteren Ton, zu dem er sich zwang, niemanden täuschen konnte. »Aber alles, was ich bis jetzt sehen konnte, war sehr viel Förderung und wenig Genesung.«
    »Mutter«, sagte Skeet, dessen Miene sich plötzlich erhellt hatte, »wusstest du, dass mein Vater in Wirklichkeit gar nicht Holden Caulfield heißt? Er hieß Sam Farner, bevor er seinen Namen offiziell ändern ließ.«
    Claudettes Augen wurden schmal. »Du fantasierst schon wieder, Holden.«
    »Nein, es ist wahr. Ich habe die Beweise zu Hause. Vielleicht hat Ahriman das gemeint, als er ihn einen Schwindler nannte, nachdem er auf mich geschossen hatte.«
    Claudette zeigte anklagend mit dem Finger auf Dusty. »Du ermutigst ihn, seine Medikamente abzusetzen, und da siehst du, wohin es führt.« Dann wandte sie sich wieder Skeet zu. »Dieser Ahriman hat mich eine Hure genannt. Muss ich davon ausgehen, Holden, dass dieses Wort in deinen Augen genauso angemessen für mich ist wie das Wort Schwindler für deinen Vater?«
    Dusty registrierte das unerklärliche Summen in seinem Kopf, das sich sonst normalerweise erst einstellte, wenn er sich mindestens eine halbe Stunde in diesem Haus aufgehalten hatte. Aber er wollte unbedingt auf das Thema zurückkommen, das ihm unter den Nägeln brannte. »Derek«, sagte er, »aus welchem Grund könnte Ahriman einen solchen Hass auf dich haben?«
    »Weil ich ihn als das bloßgestellt habe, was er ist.«
    »Und was ist er?«
    »Ein Scharlatan.«
    »Und wann hast du ihn bloßgestellt?«
    »Ich nutze jede Gelegenheit, die sich mir bietet«, sagte Lampton, und seine schwarzen Iltisaugen glitzerten dabei vor Schadenfreude.
    Claudette baute sich neben ihrem Mann auf, legte ihm einen Arm um die Taille und sagte, indem sie sich kokett an ihn schmiegte: »Wenn ein Narr wie Mark Ahriman Dereks geistige Überlegenheit zu spüren bekommt, vergisst er es so schnell nicht wieder.«
    »Wie?«, sagte Martie. »Wie hast du ihn bloßgestellt?«
    »Durch analytische Aufsätze in zwei namhaften Fachzeitschriften«, sagte Lampton, »in denen ich seine hohlen Theorien und seinen lächerlichen Schreibstil ins Scheinwerferlicht gerückt habe.«
    »Und warum das alles?«
    »Weil ich es erschreckend fand, dass so viele Psychologen angefangen haben, ihn ernst zu nehmen. Der Mann ist kein Intellektueller. Er ist ein Wichtigtuer der übelsten Sorte.«
    »Und das ist alles?«, sagte Martie. »Zwei Aufsätze?«
    Lamptons spitze Zähne blitzten. In