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Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Titel: Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Brodie
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College-Webseite im Land. Sogar AP hat vor einer halben Stunde einen Bericht von zwei Absätzen Länge gebracht.«
    Emma konnte hören, dass Rob draußen brüllte: »Runter von unserem Rasen, verdammt noch mal!« Als sie aus dem Fenster spähte, sah sie den Übertragungswagen einer News-Sendung mit einer Satellitenschüssel auf dem Dach von ihrem grünen Grundstück zurücksetzen, während Rob wild mit den Armen fuchtelte.
    »Die Presse ist auch schon hier. Sieht aus wie ein Fernsehsender aus Roanoke.«
    »Als Nächstes kommt sicher die ›Washington Post‹«, sagte Jodie. »Don wird eine offizielle Presseerklärung abgeben müssen.«
    »Erzählen Sie ihnen, was passiert ist.« Emmas Ton klang beinahe flehend. »Die Polizei hat gerade eine Bierdose in meinem Garten gefunden   – ich weiß, dass sie von gestern Nacht ist. Erzählen Sie ihnen, dass die Studenten unbefugt das Grundstück einer Professorin betreten haben und dass Jacob sich mit Gewalt in mein Haus gedrängt hat.«
    Langes und tiefes Schweigen am anderen Ende der Leitung. »In solchen Fällen können wir nicht in die Details gehen. Don wird vermutlich nur bestätigen, dass ein Student nach einem Vorfall in Ihrem Haus gestorben ist.«
    »Dann werde ich der Presse eben die ganze Geschichte erzählen«, beharrte Emma.
    »Ich weiß nicht, ob das klug ist.« Jodie zögerte. »Fragen Sie Jed, was er dazu meint. Reporter haben so eine Art, alles zu verdrehen und Fakten völlig falsch darzustellen, was immer Sie auch sagen. Solange die Möglichkeit eines rechtlichen Nachspiels nicht ausgeschlossen werden kann, ist es meist besser, bei ›Kein Kommentar‹ zu bleiben. Ich muss jetzt noch ein paar Telefonate machen   – das Ganze wächst sich zu einem Albtraum mitten in der Abschlusszeit aus. Aber in zwei Stunden bin ich wieder in Jackson. Kommen Sie doch bei mir vorbei, ja?«
    Emma legte auf und ging ans Fenster. Eine Reporterin versuchte gerade, Sheriff King zu befragen, der sich das Gelände um den Bach herum ansah. Ein Kameramann, der einen Schwenk über das Haus gemacht hatte, richtete seine Linse plötzlich auf Emmas Fenster. Erschrocken wich sie von der Scheibe zurück und konnte nur hoffen, dass er sie nicht auf Film gebannt hatte   – die schuldbewusste Frau, die sich verbarg.
    Als Emma in die Küche zurückkam, aß Maggie gerade im Zeitlupentempo ein Schokoblättchen nach dem anderen und beraubte den Pfannkuchen so allmählich seines Lächelns. »Möchtest du noch ein Glas Milch?«, fragte Emma. Maggie schüttelte wortlos den Kopf.
    Rob kam von draußen wieder herein, mit leuchtend roten Ohren. »Ich glaube, wir sollten Maggie von all dem hier fernhalten. Kann sie nicht den Tag bei einer Freundin verbringen?«
    »Möchtest du mit Kate spielen?«, fragte Emma ihre Tochter, und das Mädchen nickte. »Sie wird noch hierbleiben müssen, bis Jed kommt, um mit dem Sheriff zu reden«, sagte Emma zu Rob. »Aber ich rufe Sarah an und frage, ob Maggie danach zu ihr kommen kann.«
    Sarah McConnell war Emmas beste Freundin, eine Kolleginam Institut für Englische Philologie. Die beiden Frauen gingen zusammen mittagessen, tranken Kaffee miteinander und tauschten sich über College-Neuigkeiten und über die Untiefen der Mutterschaft aus.
    »Mein Gott, Emma, wie furchtbar«, sagte Sarah, als Emma sie anrief. »Natürlich kann Maggie zu uns kommen. Ich hole sie ab, so schnell ich kann   … Nein, du musst nicht in die Stadt kommen   … Kann ich dir irgendwas mitbringen?«
    Eine halbe Stunde später kam ein silberner Volvo die Auffahrt herauf. Die Frau, die ausstieg, hatte einige graue Strähnen in ihrem dunklen, schulterlangen Haar, und in ihren Augenwinkeln bildeten sich kleine Krähenfüße, als sie mit kritischem Blick das gelbe Polizeiband rund ums Haus betrachtete. Doch ihre Kleidung war jugendlich   – schmale Jeans, eine lange Seidenbluse, ein breiter Gürtel um die Hüften, über den Schultern ein großer Schal mit Perlen an den Fransen und die Fingernägel karminrot lackiert. Reporter strömten auf sie zu, sobald sie ein paar Schritte gegangen war. Kannte sie Emma Greene oder Jacob Stewart? Wollte sie irgendetwas zu diesem Todesfall sagen? Mit einer anmutigen Geste nahm Sarah die Sonnenbrille ab und ging auf das Gästehaus zu, ganz so, als wäre niemand außer ihr da. Als Rob die Tür öffnete, lächelte sie grimmig, gab ihm einen Kuss auf die Wange und murmelte: »Verdammte Aasgeier.«
    Emma kam aus dem Schlafzimmer, und Sarah breitete die Arme aus.

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