Stimmen
durchgedrückt hatte, ging er nachsehen.
Seine Wohnzimmereinrichtung bestand im Wesentlichen aus einer alten beigefarbenen Couch, auf der dicke Perserkissen lagen, und zwei eleganten Schalensesseln aus den Sechzigerjahren. Sie waren aus Stahlgeflecht, mit purpurrotem Leinen verkleidet und mit festen minzgrünen Kissen ausgelegt, was so aussah, als böten irgendwelche monströsen Hände Pfefferminzbonbons an. Das große Vorderfenster gewährte einen Blick auf den Garten, der seit neun Monaten sich selbst überlassen gewesen und recht gut ohne seine Pflege ausgekommen war. Jasmin und Geißblatt wetteiferten mit Helens alten Rosenbüschen darum, die Luft mit ihren Düften zu füllen, und in der Vormittagssonne wirkten die Tupfen von Rot, Gelb und Rosa durchaus fröhlich.
Als es erneut läutete, spähte er durch das Gegenlicht in den dunklen Teil des Wohnzimmers. Gleich darauf fiel es ihm ein: Er hatte den Karton mit den Trans-Geräten auf dem Tisch an den Flügeltüren stehen lassen. Außerdem hatte er eines dabei gehabt, als er Sandaji in Pasadena aufgesucht hatte.
Er öffnete die Tür, ging quer über das Steinpflaster zu dem alten Ölbehälter und fischte sein Jackett heraus. Das Trans steckte immer noch in der Tasche. Als er es aufklappte und das Display berührte, leuchtete es auf.
»Hallo?«, sagte er in die winzige Sprechmuschel.
»Peter, ich bin’s, Michelle. Hab’s sieben Mal läuten lassen. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
»Ich mache mich gerade fertig.«
»Gut. Weinstein hat eine Liste dagelassen, der ich entnommen habe, dass er uns noch zehn weitere Telefone untergeschoben hat, in einem Karton, der hinter der Couch versteckt war. Das sollte wohl ein Scherz sein, oder?«
»Sehr witzig.«
»Also besitze ich jetzt vierzehn Telefone. Ich hab überlegt, welches Sie in die Jackentasche gesteckt haben. Hab ich die richtige Nummer gewählt?«
»Vermutlich haben Sie gar nicht gewählt.« Peter musterte den Kreis schraffierter grafischer Symbole auf dem Touch Screen, die von null bis zwölf durchnummeriert waren.
»Tja, Sie haben Recht. Schlaues Ding. Also gut, ich stehe jetzt vor dem Haus, in der Einfahrt. Hier draußen scheint’s zu funktionieren.«
»Ist ja toll«, erwiderte Peter, der jetzt gern seinen Kaffee getrunken hätte.
»Joseph ist schon ganz neugierig auf das, was diese Frau Ihnen gesagt hat.«
»Ich könnte gleich rüberkommen.« Peter hoffte, dass sein Angebot nicht allzu aufrichtig klang.
»Er bekommt gerade seine Hydrotherapie. Wie wär’s heute Mittag, gegen zwölf? Bis dahin ist er fertig und schön entspannt. Außerdem wissen Sie ja, dass er um diese Tageszeit am besten aufgelegt ist.«
»Bin um zwölf bei Ihnen.« Peter unterdrückte den Drang, »gestiefelt und gespornt« hinzuzufügen.
»Freuen Sie sich, dass das Telefon nun doch funktioniert?«
»Das Trans«, berichtigte Peter. »Ich bin entzückt. Werd’s dem Vertreter – wie hieß er doch gleich? – mitteilen.«
»Er heißt Weinstein. Nein, ich werd’s ihm sagen, sobald ich Joseph überzeugt habe. Und dabei erwähnen, dass Sie mich vom Trans überzeugt haben.«
Um seinen Händen irgendetwas zu tun zu geben, holte er die anderen Geräte aus dem Karton an der Flügeltür. Jedes hatte eine andere Farbe, das Spektrum reichte von schillerndem Schwarz, Dunkelblau und Rot bis zu einem modisch stählernen Dunkelbraun und metallischen Dunkelgrün – dieses Trans hielt er gerade in der Hand. Die kleinen Apparate wirkten wie Requisiten in einem Science-Fiction-Film, so als gehörten sie zum Inventar von This Island Earth aus den Fünfzigerjahren.
»Das bleibt unter uns«, bemerkte Michelle. »Außerdem wird es Ihnen und mir nicht schaden, wenn wir Joseph zu weiteren Pfründen verhelfen.«
Die wenigen Telecom-Aktien, die Peter besessen hatte, waren längst den Bach hinunter – und damit seine Altersvorsorge. »Machen Sie sich keine Mühe«, erwiderte er. »Ich werde zu gegebener Zeit selbst mit Weinstein reden.«
»Na ja, wenn Sie unbedingt wollen. Also dann bis zwölf. Wie beendet man ein Gespräch mit diesem Ding?«
»Klappen Sie’s einfach zu.«
»Alles klar.«
Ein Klicken, dann war alles still. Peter streckte das Trans von sich und hielt es gleich darauf wieder ans Ohr. Mit einem Mal schien es noch stiller im Zimmer zu werden. Als er es am anderen Ohr ausprobierte, passierte dasselbe.
Er war tatsächlich beeindruckt. Noch nie waren Stimmen am Telefon so deutlich zu hören gewesen; Michelle hatte
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