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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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habe?«
    »Nein.«
    »Damals war ich am Durchdrehen, Peter, hab Phil und die Männer an sich gehasst. Phil hat immer nur von deinen gottverdammten Filmen und Model-Aufnahmen gesprochen und davon geschwärmt, wie du ihn in diese blöde, lächerliche Playboy-Villa eingeladen hast, wo er dich mit Hef und dieser Miss Oktober oder wem auch immer bekannt gemacht hat. Das war das Höchste in seinem Leben. Kannst du dir vorstellen, wie ich mir dabei vorgekommen bin?«
    »Nein.« Peter verschränkte die Arme.
    »Wie irgendetwas, das vom Essen übrig geblieben ist und langsam vor sich hin gammelt. Und dann kommt dieser unschuldige schöne Junge ins Haus geschneit. Keine Ahnung, wo Phil ihn aufgegabelt hat, aber wir haben ihn bei uns wohnen lassen, und er war so lieb. Damals hab ich mir eingeredet, ich könnte noch einmal von vorn anfangen. Bei diesem Jungen hab ich wirklich etwas empfunden. Es war eine schlimme Zeit, Peter. Ich hoffe, Hank denkt gern an mich zurück, denn für mich und Phil war das der Anfang vom Ende.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Armer Phil«, sinnierte Lydia und schürzte die Lippen.
    »Musste mit ansehen, wie bei Peter Russell all diese nackten Damen herumspazierten.« Wie es Raucher in Gesprächen häufig tun, hing sie dem Gedanken eine Weile nach und entfernte dabei einen Tabakkrümel von ihrer Zunge. »Wie hätte es irgendjemand mit deinem fantastischen Leben aufnehmen sollen?«, sagte sie mit traurigem und dennoch strahlendem Lächeln. So hatte er sie noch nie gesehen. Sie leuchtete von innen heraus wie eine Glühbirne, die bald ausbrennen wird und ein letztes Mal kurz aufflackert. Sie stand auf und umarmte ihn. »Du charmanter Drecksack«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Gleich darauf rannte sie die Verandatreppe hinunter. »Jetzt gehört alles dir, Peter.« Sie öffnete die Tür des Volkswagens, drehte sich noch einmal um und winkte dem Haus fröhlich zu. »Tschüs, Phil. LWFE. Leb wohl, fürs Erste.«
    Lydia hupte zweimal kurz, während sie zurücksetzte und wendete, wobei sie fast den Porsche gerammt hätte. Und schon raste sie mit aufkreischendem Motor die Auffahrt hinauf und bog an den Weiden ab.
    Am Himmel zeigten sich die ersten Sterne.
    Peter stieß sich vom Geländer ab und atmete tief aus. Im Haus konnte er nicht bleiben, nicht noch eine Nacht. Aber als er Lydia zugehört hatte, war ihm etwas durch den Kopf gegangen, keine angenehme Vorstellung, aber etwas, das stärker war als nur ein unbestimmtes Gefühl. Ehe er abreiste, musste er dieser Vermutung nachgehen.
    Als er im Dunkeln die Treppe hinunterstieg, erinnerte das Klappern seiner Schuhe an hohle Trommelschläge.
    Jetzt glaubte er zu wissen, welchen Ort sich Phil zum Sterben ausgesucht hatte.

 
Kapitel 11
     
    Das Grundstück hinter dem Haus erstreckte sich über fast hundert Meter bis zu einem durchhängenden Maschendrahtzaun, der die Grenze markierte, wie Peter annahm.
    Da es eine wunderbare, recht laue Nacht war, ließ er sein Jackett im Wagen.
    Der unebene Boden war von Haferhalmen und Gestrüpp überwuchert. An einem windigen Geräteschuppen vorbei führte ein fester Sandweg zu einer großen alten Scheune mit Schrägdach, die im Lauf der Zeit verwittert und nun baufällig war. Irgendjemand musste früher Pferde auf dem Grundstück gehalten haben. Hinter der Scheune zeichneten sich kleinere Hügel und viele Sterne gegen den Nachthimmel ab. Der aufsteigende Mond leuchtete in strahlendem Orange.
    Während Peter den von Furchen durchzogenen Weg entlangging, fielen ihm auf dem Buckel in der Mitte Ölflecken auf. Der alte Grand Taiga hatte stets geleckt. Er entdeckte das Wohnmobil hinter der Scheune, so abgestellt, dass es vom Haus aus nicht zu sehen war, und halb mit einer blauen Plane überdeckt. Das frei liegende Heck schimmerte weiß. Peter war zwar kurzsichtig, hatte aber stets über eine gute Nachtsicht verfügt, so dass er mühelos das Nummernschild, das zusammengerollte und am Dach befestigte große Sonnensegel und die Tür erkennen konnte. Vor der Tür lag ein langer Plastikstreifen – ein Absperrband, das die Polizei hier gelassen haben musste.
    Jetzt war er sicher, dass Phil zum Sterben hierher gekommen war. Vielleicht hatte er aber auch nur vorgehabt, im Wohnmobil zu übernachten und gleich am nächsten Morgen nach Süden aufzubrechen, um dort weitere Sachen abzuholen. Möglich, dass der Postbote ein paar Tage später vorbeigekommen war, um ein Paket abzuliefern. Als er angeklopft hatte, war ihm sicher aufgefallen, dass die Tür

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