Stimmen
Präsentationen für Trans produzieren.«
»Ist ja prima. Gegen Bezahlung oder gegen Gewinnbeteiligung?«
»Bezahlung, sagen sie. Ich bin dermaßen außen vor, dass ich schon wieder in bin.«
»He, wenn du kein heißer Tipp bist, bist du erst richtig cool«, erwiderte Hank. »Übrigens haben alle hier ein Trans. Die müssen ganz L.A. damit überschwemmt haben, jeder hier im Team schleppt so ein Ding mit sich herum, ohne Scheiß. Ich pass da genau rein, selbst Bishop hat ein Trans. Der ruft jeden Tag seine Frau an und sagt ihr, sie soll ihm trockene Socken schicken.«
»Klingt ja richtig abenteuerlich, ich werd schon ganz neidisch.«
»Na ja, beneide mich lieber erst, wenn ich meine Kabel durch eine Pfütze verlegt und den Aufnahmeleiter gegrillt habe. Er ist ein richtiger Fuchs, ein wahrer Licht- und Schatten-Fanatiker. Hetzt uns ganz schön durch die Gegend. In einer Woche sind meine Schuhsohlen sicher durchgelaufen.«
Peter war vertraut mit dem speziellen Jargon, den ein Aufnahmeteam während der Dreharbeiten entwickelte. Filmaufnahmen waren wie Scharmützel. Jedes Team trug in diesem Gefecht seine besonderen Medaillen und Narben davon und machte sich dabei spezielle Phrasen zu Eigen.
»Aber, he, Prag ist toll. Allerdings gibt’s hier keine Gespenster, wir sind alle ganz enttäuscht.«
»Lass den Gespenstern noch ein bisschen Zeit«, sagte Peter nicht ganz so locker.
»Klar…«
Plötzlich brach das Gespräch ab, es war nur noch ein lautes Zirpen wie von Grillen zu hören.
»Hank?«
Keine Antwort. Die Verbindung war tot.
Als Peter am anderen Ende nur noch tiefe Stille gewahrte, nahm er das Trans vom Ohr. »Nichts ist perfekt«, murmelte er und lauschte auf die Geräusche, die Carla im Schlafzimmer machte. Er klappte das Trans zusammen und legte es auf den Esstisch.
»Frühstück für Dornröschen ist fertig«, rief er hinüber. »Kaffee, aber ohne Sahne, und Rührei mit Speck.«
Carla, die immer noch sein altes Hemd trug, trat aus dem Schlafzimmer. »Mann, hab ich seltsam geträumt«, bemerkte sie.
»Setz dich und iss.«
Sie musterte den gedeckten Tisch mit traurigem, weisem Blick. »Du bist der Beste von allen«, erklärte sie.
»Erzähl mir mal was Neues«, erwiderte Peter trocken.
•
Sie bewegte und setzte sich so langsam, als watete sie durch Schlamm. Peter war durchaus in der Lage, die Symptome richtig zuzuordnen.
»Warum bist du eigentlich so fertig?«, fragte er und nahm ihr gegenüber am Tisch Platz, um ihr Raum und Zeit für eigene Entscheidungen zu lassen.
»Hab mich dermaßen selbst ins Knie gefickt«, sagte sie und legte beide Hände auf den Tisch. Immer noch war sie erstaunlich schön, wenn auch nicht auf die Art, die bei Werbespots für Kreditkarten gefragt war.
»Sch-sch. Du führst den heiligen Namen Sex unnötig im Munde.«
Wie ein aufgezogenes Spielzeug, dessen Mechanismus immer langsamer wird, bewegte sie den Kopf hin und her. »Ich bin zweiundvierzig Jahre alt, hab nie geheiratet und nie Karriere gemacht. Manchmal schlafe ich in der Gegend herum. Meine Erfahrung sagt mir, dass es in der ganzen Stadt keinen einzigen Mann gibt, der nicht gern mit mir ins Bett ginge. Aber auch keinen, der es länger als eine Woche mit mir aushält.«
»Ich schon.«
»Ja, aber damals war ich jünger und hab für dich gearbeitet.« Carla sah ihn mit leicht gerunzelter Stirn an. Ihre Augenbrauen wölbten sich sanft, aber entschieden über den dunklen blauen Augen bis zur hohen, aber nicht allzu dominierenden Stirn. Die nicht nachgezogenen Brauen liefen am Rand immer noch in zartem Flaum aus, wie die eines jungen Mädchens. Peter musterte ihr Gesicht mit professioneller Anerkennung und überlegte automatisch, wie er es ausleuchten würde. Wo würde er den Schirm aufstellen, wo diffuses Licht und die kleinen Scheinwerfer einsetzen, um das Gesicht stärker zu akzentuieren? Dass sie unter dem Hemd keine Unterwäsche trug, war gut. So würde er keine roten Linien und Abdrücke vom Verschluss des Büstenhalters retuschieren müssen. Und es war noch früh am Morgen, also würde ihr Bauch vom langen Liegen immer noch flach sein. Am Nachmittag musste man die Beleuchtung stets verändern und die Aufnahmewinkel sorgfältig festlegen, um die Auswirkungen der Schwerkraft auf ein Minimum zu beschränken. Am Nachmittag sackte alles ab und hing durch.
»Es ist so schrecklich, Peter.« Unvermittelt streckte Carla die Hände vors Gesicht, nicht um zu weinen, sondern um es zu verbergen. »Wäre ich
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