Stimmt's?
schließlich der Schriftsteller Karl Philipp Moritz den Berliner Damen, denen er das feine Sprechen beibringen sollte, sich die Braunschweiger und Hannoveraner zum Vorbild zu nehmen.
So ganz perfekt sind aber auch die Niedersachsen nicht: Wenn sie «Fluch» sagen, kann durchaus der «Pflug» gemeint sein.
Drei Hornissenstiche töten einen Menschen, sieben Stiche töten ein Pferd
Stimmt nicht. Hornissen werden zu Unrecht als Horrorwesen dargestellt. Die Naturschutzverbände versuchen seit Jahren, den Ruf des größten staatenbildenden Insekts unserer Breiten zu verbessern – und da wollen wir uns gern anschließen: Hornissen, die zur Familie der Wespen gehören, sind sehr friedliebende, scheue Tiere. Ein Hornissenvolk vertilgt am Tag bis zu einem halben Kilo anderer Insekten, die wir Menschen als lästig und schädlich empfinden. Diese eiweißreiche Nahrung brauchen sie zur Aufzucht ihrer Larven und zur Fütterung ihrer Königin. Die ausgewachsenen Hornissen begnügen sich dann mit Kohlenhydraten aus Pflanzensäften und Fallobst. Hornissen sind weniger angriffslustig als etwa Honigbienen und ziehen die Flucht vor, wenn es brenzlig wird. Sollten sie doch einmal zustechen (etwa weil sie glauben, dass man sich an ihr Nest heranmachen will), dann ist die Wirkung nicht schlimmer als bei einer Biene oder Wespe. Saugt man die Wunde aus, so lässt der Schmerz bald nach. Allenfalls bei allergischen Reaktionen ist Vorsicht geboten.
Wahrscheinlich haben die wenigsten Menschen je eine Hornissezu sehen bekommen, denn sie sind fast ausgestorben und stehen seit 1987 auf der roten Liste der geschützten Tierarten. Man darf sie also nicht töten und ohne Erlaubnis der Naturschutzbehörde auch keine Nester entfernen – das kann zu einem Bußgeld von bis zu 100 000 Mark führen.
Fazit (um es mit den Worten des Naturschutzbundes auszudrücken): «Ein Zusammenleben von Mensch und Hornisse ist möglich.» Richtig bleibt allerdings, was Robert Gernhardt einmal festgestellt hat: Ein einziger Pferdebiss reicht aus, um eine Hornisse zu töten.
Ein Huhn legt jeden Tag ein Ei
Stimmt fast. Das Lied «Ich wollt, ich wär ein Huhn» liegt gar nicht so falsch, wenn es dort heißt: «… und legte jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei.»
Alle Haushühner stammen von dem wilden Bankivahuhn ab, das man heute nur noch in entlegenen Gebieten Südostasiens findet. Vor mehr als 3000 Jahren hat der Mensch begonnen, das Federvieh zu domestizieren. So sind die etwa 150 Hühnerarten entstanden, die es heute gibt. Dabei wurde die Legeleistung in unnatürliche Rekordhöhen getrieben: Ein Wildhuhn legt vielleicht 30 Eier pro Jahr in mehreren Gelegen von etwa zehn Stück. Schon die robusten, frei laufenden Landhühner vergangener Jahrhunderte produzierten ein Vielfaches davon, bis zu 180 Eier jährlich. Die Haltung in Käfigbatterien hat die Leistung noch einmal gesteigert – das moderne Huhn leistet eine Jahresproduktion von 200 bis 300 Eiern und schafft damit wirklich fast täglich ein Ei. Allerdings sollte man sich dann an die Alternativversion des Liedes halten, die mit den Worten endet: «… und sonntags hätt ich frei.»
Trotz dieser Leistung lässt sich der Eierkonsum der Deutschen von etwa 220 Eiern pro Kopf und Jahr aus der inländischen Produktionnicht decken – ein Drittel wird importiert. Sollte die Käfighaltung wirklich abgeschafft werden, wird dieser Importanteil wohl noch steigen.
Weiße Hühner legen weiße Eier, braune Hühner legen braune
Stimmt nicht. Die Farbe der Eier ist zwar genetisch bedingt (ein Huhn legt entweder nur braune oder nur weiße Eier), aber es gibt kein einfaches Merkmal am Huhn, an dem Sie zweifelsfrei erkennen können, wie das Ei aussehen wird. In manchen Quellen ist davon die Rede, dass alle Hühner mit roten Ohrläppchen braune Eier legten – auch das ist falsch.
Das gelte jedenfalls für die frei laufenden Rassehühner auf kleineren Höfen, wo die Vielfalt der Hühnersorten sehr groß sei, erklärt Johannes Petersen von der Universität Bochum. In den großen Legebatterien dagegen werden nur wenige unterschiedliche Rassen gehalten und die Daumenregel «braune Federn, braune Eier – weiße Federn, weiße Eier» stimmt meistens. Aber das ist reiner Zufall und liegt nur an den dort verwendeten Züchtungen.
Die Farbe des Eis sagt auch überhaupt nichts über seine Qualität aus. Trotzdem ist sie ein wichtiger Verkaufsfaktor. Früher konnte man in Deutschland fast nur
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