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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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noch belohnt wird), verschlimmert man die Sache nur. Wir reißen Wunden wieder auf, infizieren sie möglicherweise noch mit Bakterien. Also, Finger weg!
    Bei einer relativ frischen Verletzung ist Jucken ein Zeichen dafür, «dass Leben in der Wunde ist», sagt Joachim Dissemond, Dermatologe und Wundexperte an der Hautklinik der Universität Essen. Nach einer Verletzung gibt es rund um die Wunde eine Menge zu tun: Die Stelle muss abgeschottet werden gegen schädliche Erreger, neues Gewebe wird aufgebaut, koordiniert wird der Wiederaufbau von Botenstoffen wie dem Histamin. Auch eine lokale Entzündung, erkennbar an der Rötung der Haut, ist dabei durchaus positiv. Die Nervenzellen rund um die Verletzungsstelle bekommen die Aktivität mit und melden das als Juckreiz ans Gehirn. Also tatsächlich ein Zeichen dafür, dass die Heilung im Gange ist.
    Kritisch wird es nur, wenn der Juckreiz lange anhält. Das könnte bedeuten, dass sich Komplikationen ergeben haben, zum Beispiel eine Infektion der Wunde. «Wenn der rote Bereich sich mehr als zwei Zentimeter um die Wunde ausbreitet, ist es Zeit, zum Arzt zu gehen», sagt Dissemond. Und ganz schlimm wird es, wenn die Wunde chronisch wird – dann kommt zu den Komplikationen der offenen Verletzung noch ein ständiger Juckreiz hinzu, der dann überhaupt kein gutes Zeichen mehr ist.

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Kaffee entzieht dem Körper so viel Flüssigkeit, wie er ihm zuführt
    Stimmt nicht. Die Regel, dass man Kaffee und Tee bei der täglichen Flüssigkeitsaufnahme nicht mitzählen darf, ist eher symbolisch gemeint und nicht wörtlich zu nehmen – auch wenn es unter gesundheitlichen Gesichtspunkten bestimmt nicht sinnvoll ist, den gesamten Flüssigkeitsbedarf mit koffeinhaltigen Getränken zu decken. Tatsächlich wirkt Kaffee harntreibend. Trotzdem wird niemand verdursten, der große Mengen Kaffee oder Tee trinkt und sonst nichts.
    Die diuretische, also den Harnfluss verstärkende Wirkung vonKoffein ist seit über 100   Jahren bekannt. Sie beruht hauptsächlich darauf, dass Koffein die Durchblutung der Niere steigert und dadurch deren Aktivität erhöht. Außerdem hemmt es (ebenso wie Alkohol) die Produktion des Hormons ADH, auch Vasopressin genannt. Dieses ADH wiederum hemmt die Flüssigkeitsausscheidung der Niere. Die Hemmung wird gehemmt – die Niere scheidet mehr aus.
    Es ist aus verschiedenen Gründen schwierig, genau zu beziffern, wie viel Flüssigkeit man verliert, wenn man einen Liter Kaffee trinkt: Erstens ist die diuretische Wirkung von Mensch zu Mensch verschieden. Zweitens gibt es einen Gewöhnungseffekt – bei starken Kaffeetrinkern lässt diese Wirkung nach. Und drittens hängt der Effekt von der Flüssigkeitsbilanz ab: Wenn man zusätzlich andere Getränke zu sich nimmt, wird auch der durch den Kaffee erzeugte Harndrang stärker. Das symbolische Glas Wasser zum Espresso nützt also für die Flüssigkeitsbilanz nicht viel.

Es gibt einen Luxus- Kaffee , dessen Bohnen schon einmal durch den Verdauungstrakt von Schleichkatzen gegangen sind
    Stimmt. Auch wenn es für viele unappetitlich klingt – die Bohnen des teuren Kopi-Luwak-Kaffees sind schon einmal von Schleichkatzen gefressen und wieder ausgeschieden worden, bevor sie als Delikatesse verkauft werden.
    Genauer gesagt geht es um den indonesischen Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus). Der ernährt sich unter anderem von Kaffeekirschen. Das rote Fruchtfleisch verdaut er, die Kerne, also die Kaffeebohnen, scheidet er wieder aus. Im Magen und Darm des Tiers werden die Bohnen durch Enzyme fermentiert, und das verändert ihren Geschmack. Der Kopi-Luwak-Kaffee schmeckt milder, und Fans wieder Schauspieler John Cleese beschreiben seinen Geschmack als «erdig, modrig, mild, mit Untertönen von Dschungel und Schokolade».
    Die Jahresproduktion an echtem Kopi Luwak ist auf gut 200   Kilogramm beschränkt, daher beträgt der Preis einige hundert Euro pro Kilo. Man findet im Internet auch billigere Angebote – aber da muss man bezweifeln, dass es sich um wirklichen Schleichkatzenkaffee handelt.
    Nachdem diese «Stimmt’s?»-Folge in der
ZEIT
erschien, bekam ich Post von einem Leser, der mir von einer ähnlichen Praxis bei der Gewinnung des edlen Arganöls in Marokko berichtete. Dieses Öl wird aus den Kernen der Frucht des Arganbaums gewonnen. Die Ernte dieser Früchte ist nicht einfach, da die Bäume üble Dornen haben. Die Berber treiben deshalb oft ihre Ziegen ins Gestrüpp, die sich die Früchte vom Baum

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