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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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Theorie wohl angenommen, man könne das Sonnenlicht in irgendeiner Form «ausblenden». Die Helligkeit des Tageshimmels rührt aber daher, dass das Sonnenlicht in unserer Atmosphäre gestreut wird – auf dem Mond, der keine Lufthülle besitzt, ist der Himmel auch bei Tag schwarz. Diese «Verschmierung» des Sonnenlichts lässt sich nicht nachträglich wieder rückgängig machen. Und allein die Helligkeit des Hintergrunds, der Kontrast zwischen Himmel und Sternenlicht, ist ausschlaggebend dafür, ob wir Sterne sehen können oder nicht.
    Einer der wenigen Wissenschaftler, die sich die Mühe gemacht haben, die Brunnentheorie zu überprüfen, war übrigens Alexander von Humboldt, der im 19.   Jahrhundert durch viele Minenschächte geschaut und nie bei Tag die Sterne gesehen hat – und er hat auch weder in Mexiko noch in Peru oder Sibirien Minenarbeiter getroffen, die ihm das Phänomen bestätigen konnten. Genauso wenig wie die Schornsteinfeger, die der Naturforscher befragt hat.
    Übrigens ist es selbst bei Nacht schwer, Sterne durch eine Röhre – einen Kamin oder auch eine Papprolle – zu erspähen: Ist das Rohr zehnmal so lang wie sein Durchmesser, sieht man zumindest in der Stadt in zwei von drei Fällen überhaupt nichts, weil der entsprechende Ausschnitt des Himmels zu klein ist.
    Wenigstens im Fall von Schornsteinen hat Hughes eine Erklärung dafür anzubieten, was man bei Tage sehen könnte: In Kaminen herrschten immer kräftige Aufwinde, sodass Staub und andere Teilchen aufgewirbelt würden, die bei entsprechender Beleuchtung durch die Sonne tatsächlich beeindruckend funkeln könnten.

Stiere «sehen rot»
    Stimmt nicht. Es ist vollkommen irrelevant, welche Farbe das Tuch hat, das der Torero vor der Nase eines Bullen schwenkt. Auch ist die Behauptung falsch, dass Rinder eher auf Menschen losgehen, die einen roten Pullover tragen. Der Grund: Wie die meisten Säugetiere haben auch Rindviecher praktisch keine Farbwahrnehmung, sie sehen sozusagen «schwarzweiß». Die rote Farbe der Tücher beim Stierkampf ist einzig und allein für die Zuschauer da.
    «Das Farbsehen haben innerhalb der Säuger erst die Primaten erlernt», erläutert Professor Clas Naumann vom Museum Alexander Koenig in Bonn. «Deshalb benutzen sie auch sehr auffällige Farbsignale in der innerartlichen Kommunikation, einschließlich Lippenstift und Nagellack.»
    Rot suggeriert dem Menschen Blut, und das erhöht den Nervenkitzel beim Stierkampf. Für den Bullen wäre auch ein blaues Tuch ein «rotes Tuch», wenn der Matador nur wild genug damit herumfuchteln würde.
    Wie findet man heraus, ob Tiere Farben sehen können oder nicht? Fragen kann man sie ja nicht (beziehungsweise, wie Leser Martin Niehues anmerkt: Man kann sie zwar fragen, «nur bei der Antwort wird es schwieriger»). Einen Anhaltspunkt liefert die Anatomie: Die menschliche Netzhaut verfügt über drei Sorten von Farbrezeptoren – für Rot, Grün und Blau   –, an die die drei Farbsignale, die ein moderner Fernseher ausstrahlt, perfekt angepaßt sind. Die meisten anderen Säugetiere haben viel weniger von diesen «Zäpfchen» genannten Rezeptoren und folglich große Schwierigkeiten, Farben zu unterscheiden. Cecil Adams berichtet in seinem Buch «More of the Straight Dope», dass es Forschern gelungen ist, Ratten auf Farbsignale zu konditionieren – allerdings waren die Nager ziemlich begriffsstutzig und brauchten zwischen 1350 und 1750   Versuche, bis sie den Trick erlernt hatten.
    Bevor wir Menschen nun allzu überheblich gegenüber unserenSäugetierkollegen werden, sei noch erwähnt, dass andere Tierarten über ein erheblich besseres Sehvermögen verfügen als wir. In unserer optischen Ausstattung sind wir bei weitem nicht die Krone der Schöpfung. Bestimmte Krabbenarten haben sechs Sorten von Farbrezeptoren – sie fänden unser Farbfernsehen wahrscheinlich eher eintönig. Die visuellen Champions in der Natur sind die Vögel. Sie haben nicht nur Rezeptoren für bis zu sieben verschiedene Grundfarben, sondern können auch mit einer bis zu achtmal feineren Auflösung sehen als wir – das ist der Grund, warum ein Raubvogel auch aus großer Höhe ein Mäuschen am Erdboden erspähen kann.

Stillende Mütter sollten keine blähenden Speisen essen, weil das Blähungen beim Baby auslösen kann
    Stimmt nicht. Auch wenn ich nach Veröffentlichung dieser «Stimmt’s?»-Folge in der
ZEIT
einige Leserbriefe von Müttern bekommen habe, die Stein und Bein schworen, diese Regel aus

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