STINKBOMBE oder Agent Archie jagt Dr. Doom

Mädchen sich über Archies Schulter beugte, um einen Blick um die Ecke des Schulgebäudes zu werfen, erfüllte ein Hauch von Erdbeerseifenduft die Luft. Er drehte sich, um ihrem Blick zu folgen. Über den Spielplatz näherte sich ihnen in ungefähr hundert Metern Entfernung eine Gruppe von Jungen, die sich gegenseitig einen Fußball zukickten.
    Â»Ich habe keine Zeit, mit dir zu plaudern«, erklärte sie. »Diese Jungs sind auf dem Weg hierher und ich darf nicht mit dir gesehen werden. Hör also einfach zu, was ich dir zu sagen habe.«
    Archie nickte fügsam, während er die kleinen karamellfarbenen Flecken in ihren blauen Augen betrachtete.
    Â»Der Geheimdienst Ihrer Majestät braucht deine Hilfe.« Das Mädchen klang ernst. »Der MI 6 hat ein brandneues Team von Nachwuchsagenten zusammengestellt, das verdeckte Ermittlungen durchführen soll. POPEL – das Programm zur Ortung Potenzieller Emissäre im Lernfähigen Alter – hat dich ausgewählt, um uns als Geheimagent zu unterstützen. Es könnte gefährlich werden, aber du wirst einen wichtigen Beitrag zum Schutz deines Heimatlandes leisten. Also denk darüber nach. Wenn du dich entschieden hast, schickst du eine SMS mit dem Text JA oder NEIN an diese Nummer.«
    Das Mädchen gab Archie eine Karte, auf die sie elf Ziffern gekritzelt hatte.
    Â»Warum gerade ich?«, fragte er.
    Â»Um ehrlich zu sein, bevor ich dich getroffen habe, dachte ich auch, das Programm hätte sich geirrt«, erklärte sie. »Aber jetzt bin ich mir da sogar sicher! Egal, ich folge nur den Befehlen.«
    Â»A… aber«, stotterte Archie. »Es tut mir wirklich leid, dass ich mich umgedreht habe …«
    Das Mädchen legte sich einen Finger auf die Lippen. »Merk dir die Nummer und vernichte die Karte«, befahl sie.
    Â»Meinst du nicht, dass die sich in zehn Sekunden selbst zerstört?«, scherzte Archie.
    Doch das Mädchen lachte nicht.
    Archie, der innerlich seinen schlechten Witz verfluchte, lief rot an.
    Als die Jungen mit dem Fußball um die Ecke des Schulgebäudes bogen, richtete Archie sich auf und guckte betont unschuldig, wodurch er sich aber nur noch schlechter fühlte.
    Â»Was geht denn bei dir, Streber?«, fragte Josh Bellamy, während er sich den Fußball unter den Arm klemmte. »Was drückst du dich hier hinten rum?«
    Â»Er macht wahrscheinlich irgendwas total Peinliches«, höhnte einer der anderen Jungen, »lesen oder so.«
    Archie ging nicht auf die Anspielung ein. Stattdessen sah er sich flüchtig nach dem Mädchen um, doch sie war bereits verschwunden – wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht war sie wirklich beim Geheimdienst , dachte er. Nur jemand, der vom MI 6 ausgebildet war, konnte sich so in Luft auflösen. Als einer der Jungen seinen Kopf leicht bewegte, sah Archie noch, wie das Mädchen in etwa fünfzehn Metern Entfernung eine matschige Böschung hinaufkletterte.
    Â»Ich weiß, was du gemacht hast«, sagte ein anderer lachend. »Du hast heimlich einen Blick in das Handbuch deines Erkundungsflugzeugs geworfen, stimmt’s?«
    Â»Nein«, antwortete Archie trotzig. Er überlegte kurz, ob es schlau wäre, den Jungs zu sagen, dass er mit einer Geheimagentin gesprochen hatte, nahm dann aber doch lieber ein Buch aus seinem Rucksack und erklärte: »Ich habe gerade meine spanische Grammatik aufgefrischt!«
    Die Jungs lachten spöttisch, während sie sich an Archie vorbeidrängelten. »Wir sehen uns, Streber«, rief ihm einer von ihnen über die Schulter zu, wonach die anderen noch einmal aufglucksten.
    Archie starrte die Karte in seiner Hand an, ohne sich vom Fleck zu bewegen.
    Â»Sie hat also gesagt, dass du eine SMS mit JA oder NEIN an diese Nummer schicken sollst?«, fragte Barney.
    Â»Hmmm.« Archie nickte.
    Â»Was hat das wohl zu bedeuten?«
    Â»Gar nicht so leicht. Aber ich glaube, ich hab’s! Ich schreibe JA , wenn ich mitmachen will und NEIN , wenn ich nicht dabei bin.«
    Â»Aha.« Barney nickte weise. »Der alte Trick mit der Nullkodierung. Eine klassische doppelte Täuschung.«
    Die beiden zogen sich für ihr nachmittägliches Schwimmtraining um. Die angeregten Unterhaltungen zwanzig angehender Olympiateilnehmer hallten durch die gekachelte Umkleidekabine. Barney untersuchte die Karte, die Archie von dem Mädchen bekommen hatte, indem er mit dem Daumen