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Stinker!

Stinker!

Titel: Stinker! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Kirschen, Orangen – praktisch alles wäre besser als das, wie sie zur Zeit riechen. Verdammt, sie könnten wie Pappe riechen, und schon das wäre besser.
    Der härteste Teil war bestimmt, die Fürze der Leute zu beriechen, um sie zu bewerten. Mein ganzesLeben lang hab ich gelernt, vor Fürzen davonzulaufen. Geh so weit wie möglich weg und schau dich nicht um. Nun musste ich gegen alles angehen, was mir mein Kopf sagte, und standhaft bleiben. Ich müsste die Fürze meiner Familie riechen. Ich müsste das alles ertragen wie ein Mann. Ertragen im Namen der Wissenschaft.
    Mit meiner Familie setzte ich mich am Freitagabend zusammen und erklärte ihnen meinen Plan. Meine Mutter sagte sofort, dass sie das für eine blöde Idee hielt. Mein Vater stimmte ihr zu, doch man sah an seinem Gesicht, dass er am liebsten fürchterlich losgelacht hätte, sich aber mühsam beherrschte. Meine Schwester machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte meine Mutter. »Warum kannst du denn nicht einfach eine Arbeit über Vulkane schreiben oder einen Tornado in der Flasche machen wie im letzten Jahr?«
    »Weil das echte Wissenschaft ist, Ma. Die anderen Versuche waren Kinderkram. Übrigens versuche ich eine Aufgabe zu lösen, die Benjamin Franklin 1781 eingereicht hat.«
    »Wovon redest du denn da?«, fragte mein Vater.
    »Ich bin mit meiner Idee rausgerückt, und mein Lehrer hat ›nein‹ gesagt, und dann bin ich zum Rektor geschickt worden, und der schien echt sauer zusein. Aber dann hat er mich in sein Büro geholt und mir gesagt, ich müsste das unbedingt machen, weil Benjamin Franklin die Wissenschaftler schon damals 1781 aufgefordert hat, sowas zu machen, aber keiner hat sich jemals der Aufgabe gestellt, oder sie sind sie nicht ernsthaft genug angegangen, aber ich mach das und …« Ich hatte den Faden verloren, und dann ging mir die Luft aus.
    »EINEN AUGENBLICK!«, sagte meine Mutter. »Sei mal für einen Moment still. Hast du gerade gesagt, Benjamin Franklin hatte diese Idee, Gas gut riechen zu lassen?«
    »Ja.«
    »Und dein Rektor hat dir das erzählt?«
    »Ja.«
    »Und dieser Brief ist von Benjamin Franklin geschrieben worden?«
    »Ja.«
    »Ben Franklin, der die Elektrizität entdeckt und die Brille und den Küchenherd erfunden hat?«
    »Ja.«
    »Und er will, dass du hinkriegst, dass die Fürze gut riechen?«
    »Ja doch.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Natürlich ist das mein Ernst, Ma.«
    »Und du erwartest von mir, dass ich glaube, Ben Franklin habe einen Brief über das Furzen geschrieben? Und du willst außerdem, dass ich glaube, euer Rektor hätte dich gebeten, ein Projekt über Fürze durchzuführen?«
    Meine Schwester hob die Hand. »Ja, Emma«, unterbrach sich meine Mutter.
    Meine Schwester grinste über das ganze Gesicht und sagte mit leiser Stimme: »In diesem Haus sagen wir nicht Furz.«
    Meine Mutter schloss die Augen und holte tief Luft. Langsam wurde sie immer frustrierter.
    »Er bittet mich nicht, er hat es verlangt. Er sagt, dass mich das vielleicht zu einem großer Denker macht.«
    »Er sagt dir, dass dich das vielleicht zu einem großen Denker macht?«
    »Ma?«
    »JA?«
    »Warum wiederholst du ständig alles, was ich sage?«
    »Warum wiederhole ich ständig alles, was du sagst?«
    »Du hast es wieder gemacht.«
    »Ich hab es wieder gemacht? Ich hab es WIEDER gemacht? Ich weiß, dass ich es wieder gemacht habe.Ich wiederhole ständig, was du sagst, weil ich nicht fassen kann, was du sagst.«
    Die nächsten paar Sekunden zogen sich sehr lange hin. Meine Mutter und ich starrten uns an. Beide konnten wir nicht glauben, was der andere gesagt hatte. Mein Vater zog seinen Laptop aus der Tasche, die neben dem Esstisch stand. Schließlich unterbrach die Stimme meines Vaters das Schweigen.
    »Er sagt die Wahrheit, Liz«, bemerkte mein Vater einfach.
    Auf dem Bildschirm war eine Kopie des Briefs von Benjamin Franklin an die königliche Akademie zu sehen.
    »Das ist er«, sagte ich.
    Meine Mutter stützte ihren Kopf in die Hände und seufzte. »Die Mädels aus der Elternvertretung werden mir das bis in alle Ewigkeit aufs Brot schmieren.«
    »Ma, ich werde in die Geschichte eingehen … du wirst schon sehen.«
    »Genau das befürchte ich ja«, sagte sie und seufzte.

Versuch Nummer eins
    Später am Abend stellte ich eine Liste der Sachen zusammen, von denen ich annahm, dass sie vielleicht helfen könnten, Fürze besser riechen zu lassen.
    Meine Liste
    Rosenblütenblätter
    Gänseblümchen
    Parfüm im

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