Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)
allemal.«
Immer mehr standen auf und näherten sich ihm. Es dauerte nicht lange, bis er umzingelt war. Einer von ihnen fasste seinen Arm an. Edward wimmelte sie sofort mit einer abstoßenden Handbewegung ab.
»Sehr dünne Arme«, sagte der Mann nur freudig. »Und Muskeln hat er auch überhaupt keine.«
»Dafür riecht sein Blut aber mehr als verlockend«, sagte eine Frau fast wie im Rausch. »So etwas Gutes hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr.«
»Macht nur was ihr wollt!», sagte ein anderer Mann. »Aber sein Herz ist mein!«
Sie liefen immer näher auf ihn zu. Ihre giftigen Zähne gebleckt und ihre todbringenden Klauen bereit zum Angriff. Edwards Herz pochte bis zu seinem Hals. Er versuchte sich zu beruhigen, atmete tief ein und schloss seine Augen.
»Es ist schon besser, wenn du nicht reingehst«, sagte ein alter, schwarzer Cadillac zu Edward, der noch immer vor der Türe der Kneipe stand und dabei leicht zitterte. »Das hier ist ganz bestimmt nicht der Ort, wo ein kleiner Schwächling wie du einer bist hingehört.«
Edward drehte sich wütend zu ihr um, sie kicherte jedoch nur leise.
Doch dadurch hatte er genug Mut bekommen, um die Bar zu betreten.
Er atmete tief ein und lief gefasst hinein.
Die ganze Kneipe war voller Rauch und die heiße Luft verschlimmerte dies sogar noch. Edward blieb einige Sekunden regungslos stehen. Seine Angst war völlig umsonst gewesen. Keine einzige Person scherte sich um ihn.
Als er sich noch einen kurzen Moment umsah, lief er gefasst in Richtung Tresen. vier andere Männer saßen bereits dort. Einer von ihnen drehte sich plötzlich um und starrte ihn überrascht an. Es war Phil, der Edward lange musterte, bevor er etwas leise zu einer anderen Person direkt neben ihm sprach. Dieser horchte auf und sah ebenfalls zu ihm. Edward erkannte ihn sofort an seinen Narben. Es war dieser Oliver. Der dritte jedoch neigte seinen Kopf nur leicht auf ihn. Der Junge mit den Namen Gordon, der schon einmal in dieser Kneipe auf demselben Hocker saß. Diesmal war auch sein Bruder dabei, der sich komplett zu Edward umdrehte und ihn mit leichter Unruhe Ansah. Als Gordon etwas zu ihm sagte drehte er sich wieder um.
»Guten Tag Sir «, sagte Boris fröhlich und begutachtete ihn dabei lange, bevor er anfing zu grinsen. »Na sie mal einer an! Ihr seid doch ganz bestimmt Jonnys Bruder, oder?«
»Dann kennt Ihr ihn also?«, fragte Edward.
»Natürlich kannte ich ihn«, sagte Boris fröhlich. »Der einsame Wolf von New York.« Er seufzte laut. »Hab immer versucht ihn umzustimmen. Diese Bruderschaft hatte nur schlechten Einfluss auf ihn. Und dank seiner Verbissenheit liegt er nun unter der Erde.« Boris schien es nicht zu stören, das er mit dem Bruder des Verstorbenen redete. Auch wenn das Gespräch Edward ein wenig bedrückte, so versuchte er es wieder zu verdrängen. Schließlich war er sich sicher, dass sein Bruder noch lebte. Irgendwo.
»Muss schwer für Euch gewesen sein«, sagte Boris nun mitfühlend. »Von nichts eine Ahnung haben und auf einmal alleine dazustehen.«
»Ja das war es wirklich«, erwiderte Edward leise. »Deswegen bin ich auch hierhergekommen. Wisst Ihr zufällig noch mehr darüber? Von den Wissenden und dem … dem Tod meines Bruders?«
»Ich kann Euch da vielleicht weiterhelfen«, sagte Oliver, der gerade aufstand. »Die Wissenden sind ein grausamer Verein!« Langsam lief er auf Edward zu. »Ist man einmal drin, kommt man nicht wieder heraus. Ich würde Euch raten, so weit weg wie möglich von diesen Barbaren zu bleiben!«
»Dann seit Ihr also ein Mitglied?«, fragte Edward ihn nun leicht eingeschüchtert. Phil lachte höhnisch.
»Oh ja das ist er. Der gute Mann aus Cheshire wurde zur Katze degradiert.«
»Für dich noch immer Oliver!«, knurrte er wütend.
»Es stimmt aber, dass die Wissenden für ihre grobe Art sehr gefürchtet sind«, sagte Boris in Gedanken versunken. »Menschen, die nicht einmal vor einem kleinen Kind halt machen.«
»Ich hab von der Geschichte gehört«, sagte der Gordon, als er gerade sein Glas ein wenig schwenkte. »Man hat Euren armen Bruder eine wirklich fiese Falle gestellt.«
»Und Ihr seid?«, fragte Edward.
»Oh natürlich! Wo bleiben nur meine Manieren!«, sagte er freudig und stand dabei ebenfalls auf. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, als er sich leicht verbeugte. »Mein Name ist Gordon Blair. Und das hier.« Er deutete auf seinen Zwillingsbruder. »Ist mein kleiner Bruder Mordecai.«
»Gu-guten Tag«, flüsterte er leise
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