Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)

ist.«
    Anscheinend ging Josef zu weit, da sein Bruder ihn mit einem eiskalten Blick ansah. Doch noch bevor er sich auf ihn stürzen konnte, wurde er von Edward unterbrochen. Er schien ihnen nicht zugehört zu haben. Nur Isaac musterte Peter mit halb geschlossenem Auge.
    »Aalso«, fing Edward schüchtern an. »Gestern Abend wurde von einem Drachen ja ein altes Lager in der Bronx angegriffen.«
    »Das braucht Ihr uns nicht zu sagen!«, entgegnete Peter zynisch. Josef warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu wodurch er sofort verstummte.
    »Und also«, sprach Edward erneut. »Ich … ich war auch da gewesen und Euer Sohn auch.«
    »Ja genau!«, rief Alice, die sich von den beiden Vögeln abwandte, die noch immer gegeneinander kämpften. »Er war mitten drin, als Desmond die beiden Jäger abgeschlachtet hatte!« Peter und Josef sahen sie verwundert an. Edward schreckte auf und hielt schnell seine Hand auf Alices Mund.
    »Hört nicht auf sie. Sie erfindet immer diese dummen Geschichten«, lachte er verlegen. Isaac sah nur mit noch immer halb geschlossenem Auge auf ihn.
    Er ließ Alice wieder los, die nun völlig eingeschnappt wirkte und sich wütend zurückzog. Bevor er weitersprach, sah er noch einmal in Peters entstelltes Gesicht.
    »Was starrt Ihr mich so an?«, fragte er voller Zorn. Edward schluckte.
    »Sei nicht so unhöflich Pete!«, wies Josef ihn zurecht und boxte seine rechte Schulter. Peter grummelte etwas unverständlich und rieb sich dabei über die Stelle.
    »Und deswegen bin ich hier«, sprach Edward mit leiser Stimme. »Ich hätte einige Fragen wegen Eures Sohnes Desmond.«
    »Ihr wollt also mit Desmond sprechen?«, fragte Josef noch immer freundlich. »Da könnt Ihr ihn am besten selbst fragen.«
    Plötzlich war das Quietschen von Autoreifen zu hören. Edward drehte sich sofort um. Desmonds schwarzer 68er Plymouth Fury stoppte direkt vor dem Anwesen.
    »Dieses Auto«, murmelte Isaac erstaunt. »Ist sie etwa?«
    Langsam öffnete sich die Beifahrertür (zumindest ist sie das bei uns) und jemand stieg aus. Edward sah sich die Person genau an.
    Er war sicher, dass es Desmond war. Auch wenn er diesmal seine Fliegerkappe nicht trug, sodass man sein weißes zerzaustes Haar gut sehen konnte und obwohl seine Narbe nicht zu sehen war, wusste er es genau, dass nur er es sein konnte.
    »Na sie mal einer an wer auch endlich mal auftaucht!«, sprach Peter wutentbrannt.
    »Es ist doch immer wieder schön, wenn mich einer meiner Söhne besuchen kommt«, lächelte Josef.
    Desmond sah seinen Vater einen Moment genervt an, bis sich sein Blick zu Edward wandte.
    »Wer ist das?«, fragte er herablassend.
    »Glaubt ja nicht, Ihr könnt Euch vor mir verbergen!«, rief Edward laut und deutete mit seinem Zeigefinger böse auf ihn. »Nur weil Ihr diese dämliche Kappe nicht aufhabt und Ihr Eure Narbe überschminkt habt!«
    Desmonds Miene verdunkelte sich und es hörte sich fast so an, als ob er knurren würde. Josef und Peter wirkten jedoch völlig überrascht. Sogar die beiden Adler hörten auf zu kämpfen und sahen in seine Richtung. Alice beobachtete Desmond mit großer Bewunderung, während Isaac ihn nur kritisch musterte.
    Desmond lief einfach auf Edward zu und fixierte ihn mit seinen stechenden Augen.
    »Ich habe keine Ahnung wovon Ihr sprecht«, sagte er kalt. »Ich habe Euch noch nie zuvor gesehen.«
    »Aber Ihr habt im Lager doch selbst gesagt, dass Ihr Desmond seid!«, erwiderte Edward nun wütend.
    Desmond musterte ihn lange mit einem herablassenden Blick, so als würde er auf etwas widerwärtiges starren.
    »Ihr solltet nicht diese alten Geschichten lesen«, sagte er nach kurzer Zeit. »Eure Fantasie hat Euch sicherlich nur einen Streich gespielt.«
    Peter sah zwischen Desmond und Edward hin und her. Ein hinterhältiges Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit. Desmond bemerkte dies sofort und sah ihn mit einem todernsten Blick an, bevor er leicht seinen Kopf schüttelte. Peters grinsen wurde immer breiter. Er räusperte sich kurz und wandte sich zu Edward.
    »Ihr sagtet, Ihr seid gestern bei einem Lager in der Bronx gewesen«, sprach er ruhig. »Ich war auch dort, weil ich erfahren habe, dass das Lager für den illegalen Handel mit Alkahest benutzt worden war. Anscheinend habt Ihr dort unten einfach zu viel davon eingeatmet.«
    »Dann seid Ihr also ein Dracon?«, fragte Alice ihn.
    Peter blinzelte. »Was meinst du damit?«
    »Naja, wenn Ihr Euch gestern Nacht nicht in einen Waldschleicher verwandelt habt, dann