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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Vater könnte wütend werden, wenn er das Walkie-Talkie sah. Eigentlich durfte er nichts von dem mitnehmen, was um die Autowracks herum auf dem Boden lag. Davey kniete sich hin, drückte die andere Taste, die wohl zum Sprechen da war, und zischte verstohlen mit seinem amerikanischen Akzent: »Sorry, kann jetzt nicht reden, er ist hier – kapierst du jetzt, was ich sage?«
    Dann stopfte er das Walkie-Talkie unters Bett und eilte hinaus, wobei er den Fernseher anließ. Detective Reynaldo Curtis musste irgendwie ohne ihn klarkommen.
     

    18
     
     
     
    »HEY, HALLO! HALLO! HALLO! Bitte helfen Sie mir!«
    Schluchzend drückte Michael mehrfach die Sprechtaste. »Bitte, helfen Sie mir, helfen Sie mir!«
    Nur atmosphärisches Rauschen.
    »Sorry, kann jetzt nicht reden, er ist hier – kapierst du jetzt, was ich sage?«
    Eine seltsame Stimme wie die eines miesen Schauspielers, der einen amerikanischen Gangster darstellt. Gehörte das etwa noch zum Streich? Michael hob ein wenig den Kopf und ließ die salzigen Tränen auf seine Lippen rinnen. Einen flüchtigen, verlockenden Moment lang genoss er die Feuchtigkeit, bevor seine Zunge sie wie Löschpapier aufsog.
    Er sah auf die Uhr. Die Zeit verging. Zehn vor neun. Wie viele Stunden sollte dieser Albtraum denn noch dauern? Wie konnten sie damit durchkommen? Ashley, seine Mutter, einfach alle würden den Jungs doch die Hölle heiß machen. Er war hier unten seit – seit –
    Plötzlich geriet er in Panik. War es zehn vor neun morgens oder abends?
    Der Nachmittag war doch noch nicht so lange vorbei. Er hatte jede Stunde auf die Uhr gesehen. Gewiss konnten ihm keine geschlagenen zwölf Stunden entgangen sein. Es musste noch Abend sein, nicht der nächste Morgen.
    Beinahe achtundvierzig Stunden.
    Was zum Teufel macht ihr alle?
    Er drückte die Hände auf den Boden, schob sich kurz hoch, um die Blutzirkulation in seinem tauben Rücken anzuregen. Seine Schultern schmerzten von der gebückten Haltung, der ganze Körper tat weh vor lauter Bewegungsmangel. Die Gefahren der Dehydrierung kannte er vom Segeln. Sein Kopf hämmerte unerbittlich. Er konnte den Schmerz vorübergehend stoppen, indem er die Daumen in die Schläfen bohrte, doch dann kehrte er unweigerlich zurück.
    »Himmel, ich heirate am Samstag, ihr Schwachköpfe! Holt mich hier raus!«, brüllte er so laut er konnte und schlug mit Händen und Füßen gegen Deckel und Wände.
    Diese Idioten. Morgen war Freitag. Der Tag vor der Hochzeit. Er brauchte seinen Anzug. Musste zum Friseur. Am Samstagabend würden sie in die Flitterwochen nach Thailand fliegen – vorher war noch eine Menge im Büro zu erledigen. Er musste seine Rede aufsetzen.
    Kommt schon, Jungs, ich hab so viel zu tun! Touché, ihr habt es mir heimgezahlt. War das für den Mist, den ich mit euch angestellt habe? Den habt ihr mir wirklich doppelt und dreifach heimgezahlt. Schön für euch.
    Er griff zwischen seine Beine und schaltete für wenige kostbare Sekunden die Taschenlampe ein. Der weiße Satin schien heranzurücken. Beim letzten Mal hatte er noch etwa fünfzehn Zentimeter über sich gehabt, jetzt kam es ihm vor wie sieben oder acht, so als würde sich der Sarg immer enger um ihn schließen.
    Er griff nach dem Schlauch, der schlaff vor seiner Nase baumelte, blinzelte hinein, sah nichts. Dann prüfte er, ob er die richtige Taste am Walkie-Talkie gedrückt hatte. Er probierte die erste. Hörte Rauschen, drückte auf Sprechen und schrie, so laut er konnte. Drückte auf Hören. Nichts.
    »Nada«, sagte er laut. »Kein beschissener Ton.«
    Dann kam ihm das Bild einer Bratpfanne in den Sinn, die bei seiner Mutter auf dem Herd stand. Einer Bratpfanne voller Würstchen, Eier, Speck, Tomaten, es zischte, knackte, spritzte. Er konnte das Essen riechen, sogar das Brot, das in einer anderen Pfanne briet, dazu die Dose mit gebackenen Bohnen, die sie gerade aufwärmte.
    Gott, bin ich hungrig.
    Er zwang sich, nicht ans Essen zu denken, nicht an den Schmerz in seinem Bauch, der sich anfühlte, als fräße sich die Magensäure durch die Wände. Tief in seinem hämmernden Kopf erinnerte sich sein Gehirn an etwas, das er gelesen hatte; es ging um eine Froschart – es konnten auch Kröten sein –, die ihre Babys im Magen austrug. Aus irgendeinem Grund nahmen die Jungen durch die Magensäure keinen Schaden.
    Was hindert uns Menschen daran, unsere eigenen Mägen zu verdauen, dachte er plötzlich. Seine Gedanken rasten, ihm gingen die unmöglichsten Dinge durch den Kopf.
    Dann

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