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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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viel Gras wie ein Schaf. Irre.«
    Michael umklammerte verwirrt das schwarze Gerät und fragte sich, ob er halluzinierte. »Kann ich mit Mark sprechen? Oder Josh? Oder Luke? Oder Pete? Oder Robbo?«
    Schweigen.
    »Hallo? Bist du noch da?«
    »Ich geh nirgendwohin, Alter.«
    »Wer bist du, Davey?«
    Schweigen.
    »Hör mal, das ist jetzt nicht mehr witzig. Schon lange nicht mehr. Bitte hol mich hier raus.«
    »Zweihundert Kaninchen sind ‘ne Menge, was?«
    Michael starrte das Walkie-Talkie an. Hatten denn alle den Verstand verloren? War das etwa der Irre, der gerade eben den Atemschlauch herausgezogen hatte? Michael bemühte sich verzweifelt, klar zu denken.
    »Hör mal, ein paar Freunde haben mich aus Spaß hier eingegraben. Kannst du mich bitte rausholen?«
    »Sitzt du in der Scheiße?«, fragte die amerikanische Stimme.
    Michael verstand das Spiel nicht ganz, sagte aber: »Und wie ich in der Scheiße sitze.«
    »Was sagst du zu zweihundert Kaninchen?«
    »Was soll ich denn zu zweihundert Kaninchen sagen?«
    »Na ja, Kumpel, dass ein Typ, der zweihundert Kaninchen plättet, ein cooler Typ ist, kapiert?«
    »Völlig. Bin ganz deiner Meinung.«
    »Okay, wir sind auf einer Welle, super.«
    »Klar doch. Super.«
    »Cooler gehts nicht, oder?«
    »Nein. Vielleicht könntest du den Deckel abschrauben und von Angesicht zu Angesicht mit mir darüber sprechen.«
    »Ich bin jetzt müde. Hau mich aufs Ohr und nehm ‘ne Mütze Schlaf, kapiert?«
    Panisch rief Michael: »Hey, nein, bitte nicht, lass uns weiterreden. Du hast nicht zufällig ein paar Aspirin gegen meine hundsgemeinen Kopfschmerzen?«
    »Aspirin?«
    »Ja.«
    Schweigen. Und atmosphärisches Rauschen.
    »Hallo?«, fragte Michael. »Bist du noch da?«
    Glucksendes Lachen. »Aspirin?«
    »Bitte hol mich hier raus.«
    Nach längerem Schweigen sagte die Stimme: »Kommt drauf an, wo hier ist.«
    »Ich liege in einem gottverdammten Sarg.«
    »Verarsch mich nicht.«
    »Ehrlich.«
    Glucksen. »Ehrlich, Sherlock, was?«
    »Ehrlich.«
    »Ich muss jetzt los, ist schon spät. Ich muss ne Mütze Schlaf nehmen.«
    »Hey, bitte warte – bitte – «
    Das Walkie-Talkie verstummte.
    Im ersterbenden Licht der Taschenlampe bemerkte Michael, dass das Wasser in der vergangenen Stunde beträchtlich gestiegen war. Er prüfte es mit der Hand. Vor einer Stunde hatte es den Knöchel seines Zeigefingers erreicht.
    Jetzt bedeckte es die ganze Hand.
     

    25
     
     
     
    ROY GRACE SASS IN WEISSEM KURZARMHEMD und mit gelockerter Krawatte in seinem Büro am Computer und las stirnrunzelnd eine SMS:
    Muss dauernd an dich denken! Claudine xx
    Claudine?
    Es war kurz nach neun. Ständig gingen neue E-Mails ein, er war hundemüde, hatte furchtbare Kopfschmerzen und fror. Es schüttete wie aus Eimern, ein eisiger Lufthauch zog durch den Raum. Er sah zu, wie das Wasser an den Scheiben herunterrann, starrte auf die öde Gasse vor dem Fenster. Dann öffnete er die Mineralwasserflasche, die er an einer Tankstelle gekauft hatte, wühlte in einer Schublade und holte ein Päckchen Aspirin heraus. Er drückte zwei Tabletten aus der Folie, schluckte sie und sah nach, wann die SMS eingegangen war. 2.14 Uhr morgens.
    Claudine.
    Dann fiel der Groschen.
    O Gott, sein polizistenhassendes, veganes Blind Date vom Dienstagabend. Die Frau war entsetzlich gewesen, der Abend katastrophal, und jetzt schickte sie ihm eine SMS. Na super.
    Er überlegte noch, ob er antworten oder die Nachricht einfach löschen sollte, als Branson hereinmarschierte. Er trug einen adretten, braunen Anzug, eine schrille Krawatte, zweifarbige Schuhe in Braun und Creme und hielt einen Starbucks-Kaffee und zwei Papiertüten in der Hand.
    »Tag, Alter«, begrüßte er Grace munter und ließ sich auf den Stuhl gegenüber fallen. Kaffee und Tüten landeten auf dem Schreibtisch. »Wie ich sehe, haben sie dir das letzte Hemd gelassen.«
    »Sehr witzig.«
    »Hast du gestern Abend gewonnen?«
    »Nein, hab ich nicht, du Arsch.« Grace litt noch unter dem Verlust. Vierhundertzwanzig Mäuse. Er hatte weder Geldprobleme noch Schulden, hasste es aber zu verlieren, vor allem in solchen Dimensionen.
    »Du siehst Scheiße aus.«
    »Danke.«
    »Nein, ehrlich. Total Scheiße.«
    »Nett, dass du extra hergekommen bist, um mir das zu sagen.«
    »Mal Cincinnati Kid gesehen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Mit Steve McQueen. Wurde beim Kartenspiel vernichtet. Tolles Ende – du weißt schon, der Bursche in der Gasse fordert ihn zu einer Wette heraus, und er wirft ihm

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