Stirb ewig
kapiert?«
Michael schloss die Augen vor dem nächsten Lichtblitz. Dann sah er Stahl aufschimmern.
»Das tut jetzt weh, aber keine Sorge, ich bin nicht Kathy Bates, bin doch nicht verrückt und mach dich zum Krüppel. Muss mich nur absichern.«
Worauf Michael trotz des Deliriums einen unerträglichen Schmerz im linken Zeigefinger spürte. Er heulte gequält auf, ein Luftschwall stieg in seiner Kehle hoch und ließ ihn trotz des Klebebands wie eine Todesfee kreischen.
65
ALS ROY GRACE KURZ VOR MITTERNACHT wieder in Brighton eintraf, war er hellwach. Der Espresso, den Candille ihm großzügig serviert hatte, schien wie Raketentreibstoff zu wirken. Aus einer Eingebung heraus fuhr er einen kleinen Umweg vorbei am Büro von Double-M, das sich in der Straße unterhalb des Bahnhofs befand.
Beim Näherkommen stellte er überrascht fest, dass Warrens BMW vor der Tür parkte. Er setzte sich davor, stieg aus und sah an der Fassade empor. Im dritten Stock brannte Licht. Spontan ging er zur Tür und klingelte.
Bald darauf meldete sich die knisternde, überaus misstrauische Stimme von Mark Warren. »Hallo?«
»Mr Warren, hier ist Detective Superintendent Grace.«
Stille. Dann sagte Warren: »Kommen Sie rauf.« Ein Summen ertönte, das Schloss sprang hörbar auf. Grace stieg die schmalen Treppen hinauf.
Mark Warren öffnete die Tür mit der Glasscheibe, die in den Empfangsbereich führte. Er war kreidebleich und schien sich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Sie kommen ein wenig unverhofft«, sagte er.
»Ich fuhr zufällig vorbei und sah Licht brennen. Da habe ich gedacht, wir könnten schnell noch ein paar Worte reden. Sie möchten doch sicher auf dem neuesten Stand sein, oder?«
»Hm – ja, natürlich, danke.«
Mark warf einen nervösen Blick auf die offene Tür, die in das Büro führte, in dem er offenbar gearbeitet hatte. Er steuerte Grace in ein ungeheiztes, fensterloses Besprechungszimmer, schaltete Licht ein und bot ihm einen Stuhl am hochglanzpolierten Konferenztisch an.
Bevor Grace sich setzte, holte er das Armband aus der Tasche. »Das habe ich auf der Treppe gefunden – gehört es jemandem, der hier arbeitet?«
Mark sah es sich an. »Auf der Treppe?«
Grace nickte.
»Na so was, das gehört mir – es hat winzige Magneten an beiden Enden – ich trage es wegen meines Tennisarms. Keine Ahnung, wie es dahin gekommen ist.«
»Ein Glück, dass ich es entdeckt habe.«
»Ja, vielen Dank.« Mark schien reichlich durcheinander.
Grace bemerkte eine Reihe gerahmter Fotos an der Wand. Ein Lagerhaus am Hafen von Shoreham, ein mehrstöckiges Reihenhaus im Regency-Stil und ein moderner Büroblock, den er von der London Road am Stadtrand von Brighton kannte. »Alles Ihre?«
»Ja.« Mark spielte an dem Armband herum und schob es dann über sein rechtes Handgelenk.
»Beeindruckend«, meinte Grace. »Sieht aus, als würden die Geschäfte gut laufen.«
»Danke, wir können nicht klagen.«
Nachdem Ashley ihm den Kopf gewaschen hatte, bemühte er sich sehr, dem Kripobeamten höflich zu begegnen. »Darf ich Ihnen einen Kaffee oder etwas anderes anbieten?«
»Danke, nein. Gehört Ihnen die Firma zu gleichen Teilen?«
»Nein, Michael besitzt die Mehrheit.«
»Aha. Er hat also das Kapital eingebracht?«
»Ja, zwei Drittel. Der Rest kam von mir.«
Grace beobachtete Warrens Körpersprache. »Und hat das nicht zu Konflikten geführt?«
»Nein, wir verstehen uns gut.«
»Na schön.« Grace unterdrückte ein Gähnen. »Morgen verstärken wir die Suche. Wie Sie vielleicht gehört haben, gab es heute einen falschen Alarm.«
»Die Leiche des jungen Mannes. Wer war das eigentlich?«
»Ein Junge aus der Gegend – angeblich etwas zurückgeblieben. Die meisten Polizisten hier kannten ihn. Sein Vater hat ein Abschlepp- und Reparaturunternehmen und arbeitet oft für die Verkehrspolizei.«
»Der arme Kerl. Wurde er ermordet?«
»Sieht so aus«, antwortete Grace vorsichtig und fügte mit einem Blick auf Mark hinzu: »Ist es richtig, dass Sie und Michael Harrison ein Konto auf den Cayman Islands unterhalten?«
Gelassen erwiderte Mark: »Ja, wir haben dort eine Firma, HW Properties International.«
»Auch zwei Drittel zu ein Drittel?«
»Korrekt.«
Grace fiel ein, dass auf dem Konto mindestens eine Million Pfund lagen. Ein nettes Sümmchen. »Wie sind Sie und Michael Harrison versichert? Unterhalten Sie als Geschäftspartner gegenseitige Lebensversicherungen?«
»Wir haben die übliche
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