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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Keyman-Versicherung – möchten Sie die Police sehen?«
    »Nicht gerade jetzt, aber irgendwann schon. Vielleicht könnten Sie sie mir morgen zufaxen?«
    »Kein Problem.«
    Grace stand auf. »Ich möchte Sie nicht länger aufhalten. Arbeiten Sie oft am Sonntagabend?«
    »Am Wochenende erledige ich meist den Papierkram. In der Woche klingelt ja ständig das Telefon.«
    Grace lächelte. »Kommt mir bekannt vor.«
    Mark sah zu, wie der Ermittler die Treppe hinunterging, schloss die Tür, verriegelte sie und kehrte in sein Büro zurück. Er schaltete den PC ein und machte sich wieder an die mühsame Aufgabe, mit der er vor einigen Stunden begonnen hatte, nämlich sämtliche Backups von Michaels Palm Pilot zu lesen, die Wochen zurückreichten, und alle Mails, in denen es um den Junggesellenabschied ging, zu löschen.
    Ashley war nachmittags zu den Familien von Peter, Luke, Josh und Robbo gefahren und hatte in deren Laptops nach ähnlichen Hinweisen gesucht.
    Grace schloss die Haustür hinter sich und ging zu seinem Wagen. Doch er zögerte noch, bevor er einstieg, und lehnte sich nachdenklich an die Beifahrertür. Sah hoch zum dritten Stock. Dachte nach.
    Er mochte Mark Warren nicht. Der Mann log – und war ungeheuer nervös. Und Ashley Harper log ebenfalls. Sie hatte ihm absichtlich ein Armband gegeben, das nicht Michael Harrison gehörte.
    Und was genau hatte Mark Warrens Armband bei ihr zu Hause zu suchen?
     

    66
     
     
     
    »OH, GOTT, O MEIN GOTT.« Michael weinte vor Schmerzen. Er hob die linke Hand so hoch, wie es das Klebeband erlaubte, mit dem seine Arme an den Körper gefesselt waren. Blut schoss aus seinem verstümmelten Zeigefinger, dessen erstes Glied plötzlich fehlte. Er schaute ins blendende Licht. Was soll das, verdammt, was machen Sie da?, wollte er fragen.
    »Schon gut, Mike, entspann dich!«
    Eine drahtige, behaarte Hand hielt seinen Arm eisern fest. Am Handgelenk erspähte er eine schwere Taucheruhr. Und jetzt konnte er auch den Kopf seines Peinigers erkennen, zwei Augen hinter den Schlitzen einer schwarzen Kapuze.
    Weiße Salbe quoll aus einer Tube, sein Finger wurde plötzlich eiskalt. Er schrie auf, der Schmerz war beinahe unerträglich.
    »Ich weiß genau, was ich tue, Mike, keine Sorge, es wird sich nicht entzünden. Ich möchte, dass du mich Vic nennst, okay? Vic.«
    »Vhrrr«, keuchte Michael.
    »Gut, jetzt sind wir also per du. Wir sind Geschäftspartner, da sollten wir uns auch duzen.«
    Sein Peiniger legte einen langen, weißen Verband fest um die blutige Fingerspitze und wickelte ihn dann eng um die ganze Hand, sodass er als Aderpresse diente. Er klebte ihn mit Heftpflaster fest. »Sieh es mal so, Mike: Ich finde, ich habe dir das Leben gerettet – das muss doch was wert sein, oder? Und nach dem, was ich in den Zeitungen gelesen und im Fernsehen gesehen habe, scheinst du Knete zu haben. Ich aber nicht, das ist der Unterschied zwischen uns. Schluck Wasser?«
    Michael nickte. Er wollte logisch denken, doch das dumpfe Pochen im Finger lenkte ihn ständig ab.
    »Wenn du trinken willst, muss ich das Klebeband abnehmen. Vorausgesetzt, du schreist nicht. Abgemacht, Mike?«
    Er nickte.
    »Auf mein Wort ist Verlass. Auf deins auch?«
    Er nickte wieder.
    Ein Arm senkte sich herab. Dann war es, als hätte man ihm die halbe Haut vom Gesicht gerissen. Kinn und Wangen brannten höllisch, sein Mund klappte auf. Der Mann gab ihm etwas Wasser aus einer Plastikflasche. Es schmeckte kalt und köstlich, und Michael trank gierig, bis es ihm über Kinn und Hals rann. Er verschluckte sich und musste husten.
    Die Flasche verschwand. Er hustete weiter. Als der Anfall vorüber war, fühlte er sich wacher. Es roch muffig und nach Motoröl, als befänden sie sich in einer Tiefgarage. Dann fragte er die Augenschlitze: »Wo bin ich?«
    »Hast du aber ein schlechtes Gedächtnis, Mike. Du solltest doch nicht fragen, wo du bist und wer ich bin.«
    »Du hast gesagt Vic, dass du Vic heißt, meine ich.«
    »Für dich bin ich Vic.«
    Schweigen.
    Michaels Kopf wurde zunehmend klarer, und plötzlich war seine Angst vor diesem Mann noch größer als jene, die er im Sarg empfunden hatte. »Wie – wie hast du mich gefunden?«
    »Hab die ganze Woche im Wohnmobil verbracht, Mike. Ich überprüfe in Südengland die Sendemasten der Telefongesellschaften. Höre den guten alten CB-Funk, plaudere mit Kumpels rund um den Globus. Wenn niemand zum Plaudern da ist, grase ich die Kanäle ab, höre manchmal auch Polizeifunk. Mit meiner

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