Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
»Schon mal was von Schrödingers Katze gehört, Mike?«
    Sie fuhren noch immer nach unten. Wie viele Stockwerke? War es nicht egal?
    »Hattest du in der Schule Physik?«
    Wer war das? Und wo war er? Davey, wollte er sagen, brachte aber nur ein Murmeln zustande.
    »Wenn du etwas über Naturwissenschaft wüsstest, hättest du davon gehört. Schrödingers Katze lag in einer Kiste und war gleichzeitig tot und lebendig. Genau wie du, mein Freund.«
    Michael fühlte, wie er davonglitt. Der Fahrstuhl schwang jetzt an Seilen hin und her, die Dunkelheit kreiste um ihn. Er schloss die Augen. Dann spürte er eine Hitzewelle und sah etwas Rotes durch die Lider. Er öffnete die Augen, kniff sie vor dem grellen Licht aber wieder zu.
    »Ich glaube, du solltest jetzt nicht schlafen, du musst wach bleiben, Mike. Ich kann dich doch nicht sterben lassen, du hast mich viel Mühe gekostet. Ich geb dir gleich wieder Wasser mit Traubenzucker, gewöhne dich allmählich an feste Nahrung, hab ich alles gelernt, du bist in guten Händen. Dschungeltraining, ich kann überleben und anderen dabei helfen. Dein Glück, dass ich dich gefunden habe. Jetzt musst du wach bleiben, wir plaudern noch ein bisschen, lernen uns besser kennen – okay?«
    Michael wollte wieder sprechen. Konnte keine Worte bilden. Er grübelte, spürte, wie man ihn aus dem Sarg gehoben und in einem Lieferwagen auf etwas Weiches gebettet hatte – oder war das am Junggesellenabend gewesen? Sprach hier vielleicht einer seiner Freunde? Waren sie etwa gar nicht tot? Oder Mark? Er wollte nur noch schlafen.
    Kaltes Wasser spritzte ihm ins Gesicht, schreckte ihn auf.
    »War nicht böse gemeint, wollte dich nur wach halten, Kumpel.« Die Stimme klang jetzt eher nach Australien als nach Südlondon.
    Michael zitterte; das Wasser hatte ihn ein bisschen aufgeweckt. Er versuchte, die Arme zu bewegen, es ging nicht. Die Beine rührten sich auch nicht, als wären sie gefesselt. Er wollte den Kopf heben, brachte aber keine Kraft auf.
    »Möchtest wohl wissen, wer ich bin und wo wir sind.«
    Michael kniff die Augen zu, als grelles Licht ihn überflutete und sich in seine Netzhaut brannte. Er stieß einen Grunzlaut aus.
    »Schon gut, Mike, du brauchst nicht zu antworten, ist nur Klebeband. Ich rede, und du hörst einfach zu, bis es dir besser geht. Abgemacht?«
    Michael war verängstigt und verwirrt zugleich. Das alles ergab keinen Sinn – er wusste nicht, ob er träumte oder halluzinierte.
    »Zuerst mal die Hausordnung, Mike. Du fragst nicht nach meinem Namen und wo wir sind. Kapiert?«
    Grunzen.
    »Ich komme sowieso noch drauf zurück. Kennst du Misery von Stephen King?«
    Michael hörte die Frage, war sich aber nicht sicher, ob sie ihm galt. Misery. Da war doch was. Kathy Bates. Er wollte fragen, ob Kathy mitgespielt habe, doch seine Lippen rührten sich nicht. »Mhhh.«
    »Das war so ein Film, in dem James Caan von einem verrückten Fan, gespielt von Kathy Bates, gefangen genommen wird. Sie zerschlägt ihm mit einem Holzhammer die Beine, damit er nicht weglaufen kann. Kennst du den, Mike?«
    »Mhhh.«
    »Im Buch schneidet sie ihm sogar ein Bein ab und brennt die Wunde mit einer Lötlampe aus. Dazu muss man ganz schön irre sein, was?«
    Michael starrte ins Dunkel, wollte die Gesichtszüge des Mannes ausmachen, der Stimme ein Gesicht geben, herausfinden, aus welcher Richtung sie zu ihm sprach.
    »Ist doch irre, oder?«
    »Mhhh.«
    »Ich hab dir fünf Tage zugehört, Mike. Dir und deinem Kumpel Davey. Warst vermutlich ganz schön genervt. Wär ich auch gewesen.« Der Mann lachte. »Ich meine, ist ganz schön hart, da ist man vergraben, und der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der das weiß, ist ein Scheißhirni!« Er legte eine Pause ein. »Natürlich war ich auch bei dir, Mike, wollte dich aber nicht stören. So was tut man nicht, man fällt keinem ins Wort. Jedenfalls halte ich mich dran. Wie gehts denn so?«
    Michaels Kopf pochte, die Dunkelheit umwirbelte ihn noch schneller als zuvor.
    »Ist okay. Noch vierundzwanzig Stunden, und du hättest gleich im Grab bleiben können. Aber jetzt ist es okay. Ich bau dich wieder auf, bin bei den australischen Marines gewesen, Fernmeldetruppe, ich kenn mich aus mit dem Überleben, könntest gar nicht besser versorgt sein, Mike. Ist doch eine Menge wert, was? Eine Menge Geld, meine ich. Das ganz große Geld!«
    »Mhhh.«
    »Leider muss ich mich ein bisschen absichern, Mike. Verstehst du, was ich meine? Und du bist meine Sicherheit,

Weitere Kostenlose Bücher