Stirb für mich: Thriller
Dread, dem Jamaikaner, der für seine Brutalität bekannt war.
»Könnten Sie Xan ein bisschen ausquetschen?«, fragte Mercy. »Und herausfinden, wann er MK zuletzt gesehen hat?«
»Ist uns ein Vergnügen.«
Mercy und Papadopoulos machten sich auf den Weg zu den Wohnblocks des Colville Estate, fanden Delroy Dreads Adresse und das Treppenhaus von einem Haufen schwarzer Jugendlicher versperrt, die jedoch offenbar einen Cop erkannten, wenn sie ihn sahen. Mercy bat, Delroy Dread sprechen zu dürfen.
»Der pennt.«
»Wir sind nicht vom Drogendezernat«, sagte Papadopoulos. »Wir wollen bloß mit ihm über MK reden.«
»Kommt heute Nachmittag noch mal wieder. Dann ist er wach.«
»So lange kann das nicht warten«, sagte Mercy.
»Muss es aber.«
Mercy machte einen Schritt vorwärts, und die Jungen traten enger zusammen und versperrten ihr den Weg.
»Ihr wollt doch nicht, dass das gesamte Drogendezernat hier einfällt, bloß weil ihr nicht zugelassen habt, dass wir Delroy ein paar Fragen stellen, oder?«, fragte Papadopoulos.
»Das Geschäft ruinieren nur für ein paar Fragen?«, bekräftigte Mercy.
Schweigen. Sie wechselten keinen Blick. Ein Junge in der hinteren Reihe lief die Treppe hoch. Schweigen und ausdrucksloses Starren, bis er zurückkam. Die Gruppe machte den Weg frei. Mercy und Papadopoulos drückten sich an ihnen vorbei. Zwei Mann gingen voraus, zwei folgten ihnen bis zu einer offenen blauen Tür. Ein Mann legte eine Hand auf Papadopoulos’ Brust und zeigte ihm, wo er draußen warten sollte.
»Er mag keine Weißen.«
Delroy Dread saß auf einem großen cremefarbenen Ledersofa und trug in dem überheizten Wohnzimmer nur ein weißes Ska-T-Shirt und schwarze Jeans. Es roch stark nach Marihuana. Im Hintergrund lief leise Reggaemusik. Das Zimmer war von roten Glühbirnen beleuchtet. Delroy Dread war fast zwei Meter groß und wog gut hundert Kilo, darunter kein Gramm Fett. Sein breites, gut geschnittenes Gesicht sah aus, als würde es etwa ein Zehntel seines Körpergewichts repräsentieren. Als er mit der flachen Hand über sein kurzes Haar strich, zuckten die Venen seines Bizeps unter der Haut. Er zündete sich eine Zigarette an. Er sprach aus einem Mundwinkel, als ob die andere Seite zugenäht worden wäre, was sie auch war, nach einer Messerattacke in seiner Heimatstadt Kingston, als Delroy noch ein kleiner Junge war.
»Tut mir leid, Sie so früh zu wecken«, sagte Mercy.
»Ich war noch nicht im Bett«, erwiderte er und grinste schräg, als hätte sie ihm eine ganz neue Möglichkeit aufgezeigt.
»Ich möchte Ihre Zeit nicht über Gebühr beanspruchen«, erklärte Mercy.
»Sie sind eine sehr höfliche Lady«, sagte Delroy Dread. »Woher kommen Sie?«
»Aus Ghana. Ich heiße Mercy Danquah.«
»Black Star«, sagte Delroy, streckte seine Pranke aus und gab ihr einen knöchelknackenden, ghanaischen Handschlag, der ihr beinahe die Finger brach. »Wie kann ich Ihnen helfen, Mercy?«
»Ich suche MK .«
»In diesem Fall«, sagte er und wirkte ehrlich enttäuscht, »kann ich Ihnen nicht helfen.«
»Er ist gestern Abend verschwunden.«
»Ich kann Ihnen trotzdem nicht helfen.«
»Sie wissen, dass es Ärger gegeben hat, gleich um die Ecke?«
»Hab ich gehört.«
»In einem Gebäude am Branch Place.«
»Ich sagte, hab ich gehört.«
»Es war MK s Werkstatt.«
»Und?«
»Ein paar Leute haben dort ein Mädchen als Geisel festgehalten.«
Delroy Dread hob seinen gewaltigen Kopf, als ob ihm etwas eingefallen wäre. Er streckte die Hand nach einem weggeworfenen Zettel aus. »Die beiden Typen von dem Fahndungsflugblatt haben sich hier rumgetrieben und die Gegend verschandelt?«
»Genau«, sagte Mercy nickend und dachte: Er weiß etwas.
Seine schwarzen Augen flackerten hellwach auf. Er ließ sich noch weiter in die Ecke des Sofas sinken, sah sie an und überlegte, ob er irgendeinen Deal mit ihr machen konnte. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf; das T-Shirt spannte sich über seiner Brust. Erstaunt stellte Mercy fest, dass sie sich unbewusst zurückgelehnt und die Beine übereinandergeschlagen hatte. Sie erzählte ihm, was ihrer Ansicht nach in der Nacht geschehen war. Er rauchte und hörte sich die ganze Geschichte kommentarlos an.
»Gestern war noch jemand hier und hat die beiden gesucht«, sagte Delroy, drehte das Flugblatt in seine Richtung und betrachtete Skin und Dan.
»Und wer war das?«
»Was ist Ihnen die Info wert?«
»Ich bin nicht vom Drogendezernat«, sagte Mercy. »Ich weiß
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