Stirb für mich: Thriller
eintritt, jedoch ein treuer Unterstützer ist, was natürlich mit Gegenleistungen belohnt wird.«
»Und auf was für Informationen war Chhota Tambe aus?«
»Auf alles, was Frank zu Fall bringen könnte«, sagte Mistry.
»Das heißt, Sie sind ein Spion?«, fragte Boxer.
»Ein Spätentwickler«, erwiderte Mistry.
»Sie müssen ein Naturtalent sein, wenn Sie Frank so lange täuschen konnten.«
»Chhota Tambe ist vielleicht besessen, aber er ist nicht dumm. Er hat darauf geachtet, dass ich erst für ihn zu spionieren begann, als Frank und ich uns schon sehr nahestanden«, sagte Mistry. »Und wenn man jemandem erst mal so nahe ist wie ich Frank …«
»Sprechen wir von einer Art Vater-Sohn-Beziehung?«
»Etwas in der Richtung.«
»Das heißt, Frank fühlt sich nicht nur verraten, sondern auch verletzt.«
»Ohne Frage.«
»Und wie haben Sie es geschafft, seine Geheimnisse herauszubekommen?«
»Über die Hausdiener«, sagte Mistry. »Als ein Junge aus Bihar, dem ärmsten indischen Bundesstaat, hätte ich selbst einer werden sollen. Das heißt, ich kannte sie.«
»Und die haben Ihnen Dinge erzählt.«
»Nein. Das war meine Regel. Ich wollte nicht, dass sie mir Geheimnisse verraten. Wenn man seinen Herrn verraten hat, wird er es irgendwann erkennen«, sagte Mistry. »Ich habe herausgefunden, wo man sich diese Geheimnisse erzählte, nämlich in dem Haus am Juhu Beach in der Nähe des Flughafens, wo Menschen unbemerkt ein und aus gehen konnten und mit allem Komfort bewirtet wurden, wenn man die Art Gast ist, die es komfortabel findet, korrumpiert zu werden.«
»Und woran war Chhota Tambe interessiert?«
»Er wollte, dass ganz Mumbai weiß, wie sehr Frank mit den Muslimen unter einer Decke steckt und dass sein Geschäftsimperium sich auf den Gegenleistungen gründet, die er dafür bekommt, dass er sie unterstützt«, sagte Mistry. »Die Hausdiener haben mir erzählt, dass Frank manchmal das ganze Grundstück räumen ließ. Keine Hausangestellten. Nur ein Torwächter. Wenn das Haus derart verriegelt war, kam niemand rein – außer Alyshia.«
»Haben Sie deshalb eine Affäre mit ihr begonnen?«
»Das hört sich so an, als wäre es leicht gewesen«, sagte Mistry. »Alyshia hatte die freie Auswahl in der feinen Gesellschaft von Mumbai. Cricket-Profis, Schauspieler, Söhne aus den besten Familien, und alle fraßen ihr aus der Hand, ohne dass sie interessiert gewesen wäre.«
»Was hatte der arme Junge aus Bihar, was sie nicht hatten?«
»Mein absolutes Desinteresse«, sagte Mistry. »Verbunden mit der Möglichkeit, es ihr permanent zu zeigen. Obwohl wir uns einmal begegnet waren, als ich mit Frank in London war, haben wir mehr als ein Jahr in derselben Firma gearbeitet, bevor sich unsere Wege wieder kreuzten.«
»Sich Zeit zu lassen ist nur dann eine gute Strategie, wenn man ein gewisses Interesse spürt.«
»Ich habe herausgefunden, dass Alyshia an Wochenenden gerne zum Juhu Beach fuhr, also habe ich mich auch dort aufgehalten, wann immer ich konnte.«
»Bis Sie ihr begegnet sind.«
»Zufällig. Es war der perfekte Zufall.«
»Und damals begann Ihre Affäre?«
»O nein; wissen Sie, bis dahin wusste ich schon, dass sie nicht an Männern interessiert war und dass Frank deswegen nervös wurde. Er hatte ihr die schönsten Cricket-Spieler präsentiert, die je einen Sportplatz geziert haben, und sie war einfach daran vorbeigegangen. Als ich sie am Juhu Beach traf, habe ich also nur Hallo gesagt, ein paar Worte mit ihr gewechselt und sie dann stehen lassen. Kein Mann, der bei Sinnen ist, hätte das geschafft.«
»Und wie sind Sie dann letztendlich bei ihr gelandet?«
»Ich habe gespürt, dass sie mich beobachtet. Dann fing sie an, mir wie zufällig über den Weg zu laufen. Von da an galt es nur noch, sie an die Grenze ihrer Geduld zu führen, um dann zuzuschlagen.«
Mistry hob den Arm, knickte die Hand ab, dass es aussah wie der bedrohlich erhobene Kopf einer Kobra, und schlug auf das Armaturenbrett.
»Das hört sich ziemlich kaltblütig an, Deepak.«
»Ich musste mich schützen«, sagte Mistry und breitete die Hände aus. »Sie wissen, was Spionen am Ende geschieht? Was meinen Sie, wie lange ich sie hätte belügen können, wenn ich mich in sie verliebt hätte? Glauben Sie, es hätte eine Chance auf Vergebung und Versöhnung gegeben, wenn sie erfahren hätte, was ich ihrem Vater antat? Nein, ich wusste von Anfang an, dass es ein Spiel war, das ich spielen musste.«
»Und?«, fragte Boxer beinahe
Weitere Kostenlose Bücher