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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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was ihr Verhandlungsmöglichkeiten eröffnen würde.
    Ihr Verstand beruhigte sich. Sie war in der Lage, sich zu konzentrieren. Sie kramte in ihrer Erinnerung nach ungewöhnlichen Episoden, die ihr helfen könnten. Die raren Nachmittage, an denen sie im Kabelfernsehen Geschichten von Überlebenden gesehen hatte, die unmögliche Extremsituationen bewältigt hatten. Alle hatten davon gesprochen, dass sie sich Aufgaben gestellt hatten, um nicht von der Aussichtslosigkeit ihrer Situation überwältigt zu werden. Sie hatten sich auf unmittelbare Probleme wie die Einteilung ihrer Nahrungsrationen konzentriert. Was hatte sie? Was war ihr Äquivalent für den möglichst sparsamen Umgang mit Essensvorräten?
    Sie brauchte eine aktivere Strategie, als nur darauf zu warten, dass man ihr Fragen stellte. Womöglich standen ihr endlose Stunden der Langeweile bevor. Sie musste ihre Bedürfnisse nach Wichtigkeit auflisten. Das war gut. Eine Top Ten dessen, was ihre aktuelle Situation verbessern würde. Nummer eins war klar: die Entfernung der Schlafmaske. Nummer zwei: waschen. Hygiene war ihr immer wichtig gewesen, vor allem als sie in Mumbai gewesen war. Nummer drei: Wie wär’s mit einem Schaufelbagger? Was für eine Frage müsste sie beantworten, um einen zu bekommen? Etwas wirklich phänomenal Vertrauliches über ihren Vater. Nun ja, sie wusste ein paar Dinge über ihren Vater, die sonst niemand wusste.
    »Du lächelst, Alyshia.«
    Sie hätte nicht lächeln dürfen. Das war schlecht. Musste der Gedanke an den Bagger gewesen sein.
    »Ich stelle mir nur vor, ich wäre woanders«, sagte sie. »Ich muss mich ja irgendwie unterhalten.«
    »Wo denn zum Beispiel?«
    »An einem Strand in Goa.«
    »In Begleitung von irgendjemandem?«
    »Einem Freund.«
    »Einem Freund wie Duane?«
    Schweigen. Woher wusste er von Duane? Niemand wusste von Duane.
    »Wer ist Duane?«, fragte sie, obwohl sie schon wusste, dass ihr Zögern sie verraten hatte.
    »Versuch’s noch mal, Alyshia.«
    Sie stellte den zweiten Fuß wieder auf das Bett. Alle Kraft, die sie aufgebaut hatte, war verpufft. Diese Leute kannten sie.
    »Ich habe nicht an Duane gedacht, nein.«
    »Da wird er aber traurig sein, im Gegensatz zu Curtis. Curtis wird sich freuen, selbst wenn du nicht an Curtis gedacht hast.«
    »Haben Sie mit Curtis gesprochen?«
    »Ich nicht, nein. So etwas machen wir nicht«, sagte die Stimme. »Wusstest du, dass Curtis neulich einen bedauerlichen Unfall hatte?«
    »Nein«, sagte sie besorgt. »Sie haben ihm doch nichts getan, oder?«
    »Nein. Aber du«, sagte die Stimme. »Er hat dich mit Duane gesehen. Junge Männer trifft so was schwer. Sie werden eifersüchtig. Du denkst vielleicht, in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt …«
    »Und beim Kidnapping.«
    »Der war gut, Alyshia. Du bist ein zähes Luder. Aber geheimnistuerische Menschen sind immer zäh. Dinge zu wissen, die andere nicht wissen, verleiht einem Stärke. Dein Vater ist genauso.«
    »Man kommt nicht voran, wenn man anderen zeigt, was man denkt.«
    »Hat Frank dir das beigebracht?«
    »Mein Vater hat immer gesagt: ›Wenn du offen zu den Menschen bist, werden sie jede Gelegenheit nutzen, sich dir in den Weg zu stellen.‹«
    »Das schließt auch Franks loyalste Mitarbeiter ein.«
    »Sind Sie einer seiner Ex -Angestellten?«
    »Es ist wahrscheinlich besser, wenn du nicht weißt, wer ich bin«, sagte die Stimme. »Auf diese Weise bleibst du am Leben.«
    »Sie haben den Ertrag Ihrer Investition vergessen.«
    »Wenn ich im Gefängnis sitze, gibt es keinen Ertrag. In dem Moment, in dem ich denke oder auch nur vermute, dass das Spiel aus ist, bist du erledigt, Alyshia«, sagte die Stimme. »Dein Vater ist vor ein paar Stunden in Mumbai gestartet. Er wird bald in London sein. Wir wollen ihn mit einem Willkommensgeschenk anrufen, um ihm zu beweisen, dass du lebendig und wohlbehalten bist. Es sollte dir leichter fallen, uns etwas über deinen Vater zu verraten, als über deine Mutter.«
    Da hatte die Stimme recht. Ihre Mutter hatte nichts zu verbergen: Vo-vó-voom war so ziemlich das ganze Ausmaß ihrer Familiengeheimnisse. Bei ihrem Vater war das anders. Sie musste nur darauf achten, das Geheimnis auszuwählen, das ihm am wenigsten schaden würde. Kosenamen, die sie nur benutzten, wenn sie allein im Zimmer waren und von Vater zu Tochter redeten. Warum sollten diese Menschen Dinge wissen, die nicht einmal ihre Mutter wusste?
    »Mein Vater gibt viele Interviews. Er war früher Schauspieler. Auf die

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