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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Widerstandsgeist. »Ach, Scheiße, Mann. Machen Sie einfach. Ich bin erledigt.«
    Natasha Radcliffe rief Mervin Stanley an, den Bürgermeister von London, liebevoll »Merve the Swerve« genannt, weil es ihm auf brillante Art jedes Mal gelungen war, sich aus den politischen und privaten Lebenskatastrophen herauszuwinden, die seine bisherigen Amtszeiten auf diversen Posten geprägt hatten. Natasha erläuterte ihm das Problem, während er einen Finger an die Lippen legte und Swetlana anstarrte, die gerade ein Glas Champagner über ihre nackten, künstlich vergrößerten Brüste gegossen hatte, die sie mit einer überraschend langen Zunge ableckte.
    »Wer?«, unterbrach er eine Bemerkung, der er nur halb zugehört hatte.
    »Frank D’Cruz.«
    »Den Namen kenne ich.«
    »Elektroautos, Mervin. Er will zwei Fabriken in den Midlands bauen. Ich weiß, das ist nicht in London, aber seine Tochter ist in deiner Stadt entführt worden.«
    »Das können wir nicht dulden«, sagte er mit seinem robusten alten Eton-Akzent. »Elektroautos? Daher kenne ich ihn. Ich habe ihm die Erlaubnis erteilt, einige seiner Prototypen in der City und vor dem Olympiastadion in Stratford auszustellen. Ich glaube, im Vorfeld der Spiele sollen sie auch durch die Stadt fahren. Wie heißt seine Tochter?«
    »Alyshia D’Cruz«, sagte Natasha Radcliffe kopfschüttelnd.
    Stanley griff nach seinem iPad, loggte sich bei Facebook ein und fand das Mädchen. Hatte ein bisschen mehr Klasse als Swetty-Betty am Fußende, dachte er und fuhr sich durch sein pomadisiertes Haar. Dann googelte er Frank D’Cruz.
    »Was willst du von mir, Natasha?«
    »Wir sind auf die wohlwollende Kooperation der zuständigen Abteilung der Met angewiesen.«
    »Das heißt, obwohl Frank D’Cruz nicht will, dass die Met informiert wird, willst du, dass ich es ihnen sage und sie bitte, sich in dem Fall zurückzuhalten.«
    »Nicht bloß zurückzuhalten.«
    »Sich ganz rauszuhalten?«
    »Wie stehen die Chancen?«
    »Was denkst du denn?«, gab Stanley gereizt zurück. »Wie würde es dir gefallen, wenn eine Privatfirma, über die du keinerlei Kontrolle hast, anfangen würde, im Innenministerium tätig zu werden? Das sind Polizisten. Ihr Leben gründet sich auf Vertrauen und Hierarchie. Sie sind sehr argwöhnisch gegenüber Menschen, die das Gleiche tun wie sie, nur für Geld. Wobei die Polizei auch nicht direkt ehrenamtlich arbeitet.«
    »Das heißt, ein Kompromiss ist angesagt?«
    »Darin sind wir gut«, sagte Stanley. »Sieh es mal so, Natasha: Allein indem er an all diesen Drähten zieht, weiht Frank D’Cruz schon einen Haufen Leute in sein Geheimnis ein. Bei seinem offensichtlichen Scharfsinn fragt man sich doch, ob er das womöglich mit Absicht getan hat. Ich an deiner Stelle würde mich fragen, was für ein Spiel er spielt.«
    »Sein Spiel, Mervin«, erwiderte Radcliffe eisig, »ist, dass seine Tochter entführt wurde und er seine prominente Investition benutzt, um uns zu überreden, es mit den Gesetzen nicht so genau zu nehmen, damit sie nicht gleich am ersten Tag ihrer Tortur getötet wird. Außerdem lässt er jeden wissen, dass er genug Rückendeckung aus dem Ministerium hat und bereit ist, sie einzusetzen.«
    »Durchaus. Ich sage bloß, dass man besser weiß, mit wem man ins Bett geht, Natasha«, sagte Stanley. »Nicht, dass du so etwas tun würdest; nur bildlich gesprochen, meine ich.«
    »Ach, halt die Klappe, Merve«, sagte sie, während er heiser lachte.
    »Eins ist jedenfalls sicher, Natasha: Er weiß, was er tut, und er wird erfahren, was wir tun.«
    »Du musst einen möglichst optimalen Kompromiss erzielen, Merve«, sagte Radcliffe. »Und vergiss nicht, dieser Charles Boxer als Berater ist nicht verhandelbar.«
    »Das wird garantiert heikel.«
    »Rufst du jetzt bitte den Commissioner an, Mervin?«
    Stanley sah, dass es 3.30 Uhr war und Swetlana am Fußende mittlerweile leise schnarchte. Er zuckte die Achseln.
    »Das ist meine absolute Lieblingszeit, Natasha. Danke, dass du mir die Nacht gerettet hast.«
    Boxer wartete Diogos Todeskampf nicht ab. Er ging ins Wohnzimmer und beschloss, das Licht und die Musik anzulassen. Er musterte die Kulisse auf ihre Plausibilität hin: das leere, zu Boden gefallene Glas, der Mann, der im Flur über dem Geld baumelte; alles deutete auf die Einsicht eines depressiven Trinkers hin, der das, was er falsch gemacht hatte, nicht wiedergutmachen konnte, weshalb Selbstmord die einzige Lösung war.
    Als Diogo endlich still war, empfand Boxer

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