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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Aufnahmegerät anschloss. Boxer fragte nach Isabels Handynummer und speicherte sie im Computer des Aufnahmegeräts. Dann fuhr er den Laptop hoch und gab Alyshias Handynummer in das Tracking-Programm von Pavis ein. Kein Signal.
    D’Cruz’ Bedürfnis, ihn etwas zu fragen, hing greifbar in der Luft. Boxer arbeitete weiter. Schließlich kam D’Cruz ins Zimmer, trat ans Fenster und blickte auf die dunklen Gärten vor der Wohnanlage.
    »Wie ist es, jemanden umzubringen?«, fragte er.
    »Wieso?«, fragte Boxer zurück. »Denkst du daran, es zu tun?«
    »Das könnte ich nicht«, sagte D’Cruz.
    »Eine interessante Beobachtung.«
    »In Filmen habe ich Gangster gespielt, die Leute getötet haben, aber ich wusste nie, wie es sich anfühlt.«
    »Hat der Regisseur dir keine Gangster vorgestellt, die tatsächlich Menschen umgebracht hatten?«
    »Doch, sicher, aber ich konnte ihnen diese Frage nie stellen«, sagte D’Cruz. »Die Situation passte nie. Die Etikette, verstehst du?«
    »Fragst du mich wegen des Zwischenfalls auf dem Weg hierher?«
    »Nein, ich frage dich, weil ich es kann und du intelligent genug bist, mir eine Antwort zu geben.«
    »Ich kann dir nur eins sagen«, erwiderte Boxer und wandte sich D’Cruz zu. »Wenn man einmal jemanden getötet hat, egal unter welchen Umständen, katapultiert es einen aus der Welt der Menschen hinaus. Man ist für immer davon getrennt, weil man den denkbar schlimmsten Schaden angerichtet hat, den ein Mensch einem anderen zufügen kann.«
    Sie musterten sich gegenseitig. Die Lampen in dem Zimmer summten.
    »Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war ich überrascht«, sagte D’Cruz.
    »Als Detective im Morddezernat habe ich gelernt«, sagte Boxer mit einem ironischen Lächeln, »dass die erfolgreichsten Mörder diejenigen sind, die nicht aussehen wie Killer.«
    »Ich meinte nur, ich dachte, du wärst kräftiger«, sagte D’Cruz.
    Boxer lachte schnaubend. »Früher war ich auch kräftiger«, erwiderte er. »Ich bin krank geworden, nach meinem Abschied vom Morddezernat auf einer Reise durch eine entlegene Gegend der Mongolei. Eine Gruppe Touristen hat mich gerade noch rechtzeitig aufgelesen. Ich habe stark abgenommen und nie wieder alles zugelegt.«
    »Was hattest du denn?«
    »Das hat man nie herausgefunden«, sagte Boxer. » Beantwortest du auch manchmal Fragen, Frank?«
    »Jedenfalls nicht häufig und fast nie vollkommen ehrlich, muss ich gestehen«, sagte D’Cruz. »Es gehört zu meinem Job, die Leute im Unklaren zu lassen.«
    »Ich bin froh, dass du mir das sagst«, erwiderte Boxer.
    »Dich werde ich nicht anlügen«, sagte D’Cruz. »Nicht den Mann, der meine Tochter zurückbringen wird.«
    »Dieser Kasten hier wird im Haus alle Anrufe aufnehmen, die auf Isabels Anschluss eingehen«, erklärte Boxer und gab D’Cruz ein kleines Zusatzgerät. »Wenn sie das Haus verlässt und einen Anruf des Kidnappers entgegennimmt, soll sie das hier an ihr Handy halten.«
    Boxer überprüfte mit einem Testanruf, dass Isabels Anrufe aufgezeichnet wurden.
    »Ich hab dich gebeten, über etwas nachzudenken, während ich weg war«, sagte Boxer. »Hast du mir irgendwas zu sagen?«
    »Da draußen herrscht ein brutaler Kampf, jeder gegen jeden«, antwortete D’Cruz und tippte ans Fenster. »In Bombay, meine ich.«
    »Persönliche Animositäten«, sagte Boxer. »Nichts Geschäftliches. Jemand, der Rache nehmen will für etwas, das du getan oder vermeintlich getan hast. Hör auf deinen Instinkt. Es ist jemand, der deine Familie angreift. Man hat dein Kind geraubt.«
    D’Cruz schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf.
    »Frauen?«, fragte Boxer.
    »Frauen?«
    »Ich stelle mir vor, du bekommst viel Aufmerksamkeit von Frauen, Frank.«
    »Du glaubst, das ist das Werk einer Frau ?«
    »Nein, aber Frauen können Männer zu extremen Handlungen antreiben«, sagte Boxer. »Woher kommen die großen menschlichen Gefühle? Warum verhalten Männer sich irrational? Eifersucht. Verrat. Demütigung. Wenn Jordan es ernst meint und wirklich kein Geld will …«
    »Am Ende läuft es doch auf Geld hinaus«, sagte D’Cruz. »Du wirst schon sehen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher, und deshalb will ich auch, dass du nachdenkst und mir etwas dazu sagst.«
    Die Möglichkeit, dass seine enorme Zahlungsfähigkeit ein unbedeutender Faktor werden könnte, ließ D’Cruz blinzeln. In seinen Augen flackerte Furcht auf; er wandte sich ab und betrachtete sein blasses Abbild in der Fensterscheibe.

SIEBEN
    Sonntag, 11.

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