Stirb für mich: Thriller
haben, werden sie euch mindestens ein oder zwei Tage zappeln lassen, bevor sie sich mit irgendeiner Art von Forderung zurückmelden. Wenn es ihnen wirklich um einen großen finanziellen Ertrag geht, könnte es auch sein, dass sie versuchen, euch in dieser Phase des Wartens Angst zu machen oder euch aus dem Konzept zu bringen. Die Tatsache, dass der Kidnapper von ›Gesprächen‹ geredet hat – das war doch das Wort, das er verwendet hat, oder, Frank?«
»Ja, ›Gespräche‹.«
»Nicht ›Verhandlungen‹. Alle Gespräche werden über Isabel laufen, die bereits eine überaus hässliche Drohung erhalten hatte, um sie aus der Fassung zu bringen. Das heißt, wir sollten nicht von einer schnellen Lösung ausgehen. Vermutlich glauben sie, dass Frank bei den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Spezialisten hinzuzieht. Das heißt, sie erwarten, dass Isabel von einem Consultant gecoacht wird.«
»Bedeutet das, du wirst nicht mit ihnen reden?«, fragte D’Cruz.
»Sie werden nicht mit mir reden. Auf mich können sie keinen Druck ausüben. Sie wollen nicht mal mit dir sprechen. Deswegen hat Jordan erklärt, dass er nur mit Isabel reden wird. Sie ist emotional leichter unter Druck zu setzen«, sagte Boxer. »Normalerweise richten wir für diesen Fall ein so genanntes Krisenmanagementkomitee ein, ein hochtrabender Ausdruck für ein Team von Verwandten, loyalen Freunden und möglicherweise einem Anwalt. Wenn Jordan das nächste Mal anruft, wird unser ausgewählter Vertreter ihm sagen, dass Isabel aufgrund von emotionalem Stress verhindert ist und er mit X, Y oder Z sprechen muss. Auf diese Weise schaffen wir Distanz zwischen ihm …«
»Nein«, sagte Isabel.
»Nein?«, fragte D’Cruz. »Charles ist unser Consultant, Isabel …«
»Davon will ich nichts wissen«, sagte sie. »Niemand wird in meinem Namen um meine Tochter verhandeln. Die Verantwortung übertrage ich niemandem. Und ich gehe auch kein Risiko ein.«
»Es wäre unsere gemeinsame Verantwortung«, sagte Boxer. »Ich würde mit der Person, die wir als Unterhändler einsetzen, Strategie und Taktik besprechen und mögliche Wendungen des Gesprächs mit ihr durchspielen, aber das heißt nicht, dass du nicht die ganze Zeit beteiligt wärst. Es geht lediglich darum, eine Barriere zwischen dir und dem Entführer zu errichten.«
»Das verstehe ich, aber ich will es nicht.«
»Herrgott noch mal, Isabel …«
»Lasst uns darüber schlafen«, sagte Boxer. »Und das Ganze morgen früh noch einmal betrachten. Du solltest außerdem daran denken, jemanden ins Haus zu holen, der dich moralisch unterstützen kann. Deine Schwester Jo ist offensichtlich keine geeignete Kandidatin. Aber irgendjemanden muss es doch geben. Frank hat eine Miriam erwähnt.«
»Miriam ist in Brasilien. Ich habe schon mit ihr gesprochen. Sie hat ihre eigenen Probleme mit einem ihrer Söhne. Ich habe ihr gar nichts von Alyshia erzählt.«
»Und wer bleibt dann noch übrig?«, fragte Boxer. »Frank?«
Die Ex-Ehepartner sahen sich über den Tisch hinweg an. Isabel hatte ihr Essen kaum angerührt. D’Cruz’ Teller war blitzblank.
»Sag du es ihm«, meinte er. »Diesmal sollte er es von dir hören.«
»Unsere Art, die Dinge anzugehen, ist sehr unterschiedlich«, sagte Isabel. »Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn wir unter derart stressigen Umständen nicht zu viel Zeit miteinander verbringen. Ich möchte Chico natürlich sehen. Aber ich will ihn nicht als dauernden Gefährten an meiner Seite.«
»Wen dann?«
Schweigen.
»Wenn das so weitergeht, bleiben am Ende nur wir beide übrig«, sagte Boxer.
»Damit kann ich leben«, sagte Isabel. »Ich habe sowieso nicht gern viele Menschen um mich. Die machen mich bloß reizbar.«
»Seid ihr beide damit einverstanden?«, fragte Boxer und blickte von ihr zu ihm.
Sie nickten.
»Also gut«, sagte Boxer und dachte: Immer mit der Ruhe, sie würden es noch einsehen. »Morgen stelle ich euch Mercy Danquah vor. Sie wird als meine Co-Beraterin fungieren. Das heißt, sie muss alles über Alyshias Fall wissen und in der Lage sein zu übernehmen, falls ich aus irgendeinem Grund außer Gefecht gesetzt bin. Außerdem wird sie zusätzliche Ermittlungen in dem Fall anstellen.«
Isabel wirkte nervös.
»Keine Sorge. Sie kennt den Job. Sie ist diskret. Die Entführer werden nichts von ihrer Existenz erfahren, und wenn aus irgendeinem unerfindlichen Grund doch, wird sie sich sofort zurückziehen. Diesbezüglich habt ihr nichts zu befürchten.«
»Was für
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