Stirb für mich: Thriller
und ich glaube nicht, dass ich mich getäuscht habe, Sie nehmen mich nicht allzu ernst. Damit meine ich Sie, Frank. Ich bin sicher, Sie sehen sich dieses Video an. Ich weiß, wie Ihr Verstand funktioniert. Sie gehen immer noch davon aus, dass sich das Ganze am Ende mit Geld aus Ihren unerschöpflichen Taschen lösen lässt. Ich kann förmlich hören, wie Sie sich sagen: ›Selbst wenn es zehn Millionen sind, das kriege ich hin.‹ Das ist so die Größenordnung an Kleingeld, die Sie auf Ihren Offshore-Konten rumliegen haben, stelle ich mir vor. Diese kleine Demonstration war möglicherweise ein wenig drastisch, doch sie sollte Ihnen zeigen, wie machtlos Sie in dieser besonderen Situation tatsächlich sind, Frank. Sie haben keine Karten. Ich möchte ein Zeichen sehen, dass Sie mich ernst nehmen. Ich habe Ihnen meine Ernsthaftigkeit demonstriert. Nun verlange ich von Ihnen eine Demonstration Ihrer Aufrichtigkeit. Ich habe Ihnen meine gezeigt. Jetzt zeigen Sie mir Ihre.«
Ton und Bild brachen abrupt ab. Das weiße Rauschen kehrte zurück. D’Cruz ließ sich auf dem Sofa nach hinten sinken, starrte jedoch weiter gebannt auf den Bildschirm, als ob noch mehr kommen würde. Als ob er wollte, dass noch mehr kam.
»Wovon redet er, Chico?«, fragte Isabel, die sich langsam erholte, mit neuer Härte in der Stimme. »Du musst irgendwas wissen, Herrgott nochmal. Du musst etwas tun. Im Moment bist du nur Zuschauer. Bisher hast du überhaupt nichts getan oder gesagt. Du hast gesehen, was sie anhatte, das Kleid, das du ihr in Paris gekauft hast, die Kette mit den Diamanten, die du ihr zu ihrem Einundzwanzigsten geschenkt hast. Diese Leute verhöhnen dich. Wie viele Versuche, wie viele weitere Scheinhinrichtungen müssen wir noch erleiden, bevor eine echte folgt?«
D’Cruz sprang wütend auf und lief um den Fernseher, der immer noch vor sich hin rauschte. »Ich weiß nicht, wovon er redet. Das ist es ja, verdammt noch mal. Er spricht in Rätseln. Er will mein Geld nicht. Ich bin machtlos. Ich habe keine beschissenen Karten. Aber irgendwie muss ich ihm zeigen, dass ich ihn ernst nehme. Ihm eine Demonstration meiner Aufrichtigkeit bieten. Was ist das für ein Scheiß?«, brüllte er den Fernseher an und fuchtelte mit der Faust.
»Bist du in irgendwas Kontroverses verwickelt, wo demnächst eine Entscheidung ansteht?«, fragte Boxer.
»Alles, was ich anfasse, ist kontrovers. Bau, Energie, Produktion sind immer kontrovers … selbst das verdammte Cricket ist kontrovers. Und überall muss ich ständig und immer sofort Entscheidungen treffen«, brüllte D’Cruz.
»Aber geschieht gerade jetzt irgendetwas Entscheidendes?«, fragte Boxer. »Irgendwas, wo deine Entscheidung, weiterzumachen oder nicht, spürbare Konsequenzen hat. Etwas, womit du dem Entführer irgendwie deine Aufrichtigkeit demonstrieren kannst.«
»Was soll das verdammt noch mal heißen? Was meint er mit Aufrichtigkeit?«
»Manchmal sind Politiker und Geschäftsleute Experten darin, etwas vorzutäuschen, um ihren Willen zu bekommen«, sagte Isabel. »Aber wenn dann Ehrlichkeit gefragt ist, können sie nicht liefern.«
»Ha, ha, wirklich verdammt komisch«, erwiderte D’Cruz heftig. »Warum sind die Geschäftsleute am Ende immer die Bösen, obwohl wir nichts anderes tun, als Arbeit, Jobs, Handel und Wohlstand zu schaffen? Weshalb wird Profit immer so verächtlich betrachtet, als sei es ein unlauteres Motiv, als würde es nicht jeder machen, wenn er ein Schnäppchen wittert, ob man nun günstig ein Haus aus einer Zwangsversteigerung erwirbt oder ein Angebot für ein Stahlwerk abgibt, um es aus den roten Zahlen zu holen, damit es für die Aktionäre Gewinn abwirft?«
»Ist das etwa dein Hauptinteresse, wenn du eine Firma für Konkan Hills Securities kaufst?«, fragte Isabel. »Der Gewinn der Aktionäre? Das meint Jordan mit ›Aufrichtigkeit‹. Der Gewinn der Aktionäre schert dich einen Dreck. Dir geht es nur darum, noch mehr Besitz mit deinem Namen zu verbinden und in der Forbes -Liste der reichsten Männer Indiens aufzusteigen. Die Nummer eins zu werden. Und es ist dir vollkommen egal, wie viele Menschen du auf dem Weg in diese Top-Position in den Schlamm trittst. Du kannst nicht mal aufrichtig sein, was deine eigene Skrupellosigkeit angeht.« Isabels Wutausbruch endete in einem wilden Schrei, dazu trommelte sie mit den Fingern auf den gläsernen Couchtisch.
Es folgte ein Schweigen, in dem beide Parteien still vor sich hin kochten. Boxer entschied, es andauern
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