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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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seufzte. »Ich habe …« Sie senkte die Stimme noch weiter. »Ich habe etwas gefunden. Etwas …« Wieder seufzte sie. »Hören Sie, wahrscheinlich ist es gar nichts. Nichts Wichtiges. Ich dachte nur, wissen Sie, nach allem, was in den letzten Tagen vorgefallen ist …«
    »Sie haben etwas gefunden, von dem Sie glauben, dass es vielleicht wichtig sein könnte, und Sie möchten, dass ich es mir ansehe.«
    Die Erleichterung in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören. »Ganz genau. Es tut mir leid, wie gesagt, wahrscheinlich ist es überhaupt nicht wichtig. Ich dachte nur … können wir uns heute noch treffen? Heute Abend?«
    Selbst wenn das Grinsen, das sich beim Klang ihrer Stimme in Mickeys Gesicht geschlichen hatte, noch nicht unprofes­sionell gewesen wäre – die Erektion, die er jetzt spürte, war es mit Sicherheit. »Ja, natürlich … wann und wo?«
    »Ich glaube, es ist am besten, wenn Sie zu mir in die Wohnung kommen«, sagte sie mit leiser, atemloser Stimme. »Ginge das in Ordnung?«
    »Sicher …«
    »Ich gebe Ihnen die Adresse.«
    Sie tat es.
    »Dann bis nachher«, sagte sie. »Ach, eine Sache noch, Mickey …«
    »Ich höre.«
    Bei den nächsten Worten war ihre Stimme auf einmal ein klein wenig heiser. »Sagen Sie niemandem etwas davon. Bitte.«
    Er antwortete flüsternd: »Na ja, also streng genommen entspricht das nicht der Dienstvorschrift …«
    »Bitte, Mickey. Bitte. Ich gehe … damit ein großes Risiko ein. Wenn jemand davon erfährt, dann …« Sie holte tief Luft.
    »Also …«
    »Bitte, Mickey. Ich bitte Sie inständig.« Und das tat sie wirklich. Ihre Stimme klang regelrecht flehend. »Behalten Sie es für sich. Wenn irgendjemand es herausfindet … bitte …«
    Er seufzte. »In Ordnung.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Gut. Sie werden es nicht bereuen.« Damit legte sie auf.
    Mickey steckte sein Handy ein. Saß da, starrte auf den Computerbildschirm und fragte sich, ob er das Richtige getan hatte.
    Oder ob er drauf und dran war, einen Fehler zu machen.

    69 »Ich hab’s gefunden!«
    Donna hielt in ihrer Suche inne und hob den Kopf. Sie hatte die ganze Zeit auf dem Schlafzimmerfußboden gesessen, eine Schublade nach der anderen herausgezogen und in ihren und Faiths Sachen gewühlt. Angenehm war das nicht gewesen. Es kam ihr wie ein Vertrauensbruch vor, auch wenn Faith tot war. Als wäre sie ein gemeiner, raffgieriger Verwandter, der auf der Suche nach einem Testament das ganze Haus auf den Kopf stellt, weil er unbedingt wissen will, was für ihn rausspringt.
    In gewisser Weise machte sie nichts anderes.
    Nur dass sie gar keine andere Möglichkeit hatte, wenn sie und Ben am Leben bleiben wollten. Zumindest sagte sie sich das. Und wenn sie nebenbei noch ein bisschen abkassieren konnte, umso besser. Bestimmt hätte Faith nichts dagegen. Sie hatte es ja selbst versucht. Kurz bevor sie gestorben war.
    Donnas Gedanken waren immer wieder abgeschweift. Sie hatte die Kleidung gesehen, die Faith nie wieder anziehen würde. Sich an Zeiten erinnert, als sie sie getragen hatte. An Orte, wo sie gemeinsam gewesen waren. An den Spaß, den sie zusammen gehabt hatten. Wenn das noch lange so weitergegangen wäre, hätte sie angefangen zu heulen. Insofern war sie ganz froh über die Unterbrechung, als Rose nach ihr rief.
    Sie sah auf und spürte den Schmerz in ihrem Knie. Versuchte, ihn nicht zu beachten.
    Rose hatte sich Bens Zimmer vorgenommen. Den Kleinen hatten sie ins Wohnzimmer geschickt, wo er sich eine DVD anschaute. Das hatte Donna für das Beste gehalten. Sie wollte nicht, dass er zusah, wie sie beide das Haus auseinandernahmen.
    Rose kam ins Schlafzimmer und hielt ein blaues Schulheft in die Höhe. Donna betrachtete es. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie Faith damit nach Hause gekommen war. Sie hatte es bei Wilkinson gekauft. Ich schreib meine Lebensgeschichte , hatte sie verkündet, und sie hatten beide gelacht. Danach hatte Donna nie wieder einen Gedanken an das Heft verschwendet.
    Bis jetzt.
    Einen Arm schützend um ihre verletzten Rippen geschlungen, ließ Rose sich auf der Bettkante nieder. »Schauen Sie mal rein«, sagte sie, »ob Ihnen der Inhalt irgendwas sagt.«
    Donna rappelte sich vom Fußboden hoch und setzte sich neben die Polizistin aufs Bett.
    Rose klappte das Heft auf, und die zwei Frauen fingen an zu lesen.
    Sie saßen wie erstarrt.
    »Oh mein Gott …« Rose war fassungslos.
    Donna schwieg, denn mehr gab es nicht zu sagen.
    Sie lasen weiter.

    70 »Legen Sie

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