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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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die Waffe weg«, sagte Phil. »Machen Sie keine Dummheiten.« Sein Blick fiel auf die am Boden liegende Psychologin, und am liebsten hätte er sich korrigiert: Machen Sie keine noch größere Dummheit . Geholfen hätte es wohl kaum.
    »Dafür ist es jetzt zu spät«, sagte der Mann mit der Waffe. »Viel zu spät.«
    Phil sah, wie verängstigt der Mann war. Und bei einem verängstigten Mann mit einer Waffe in der Hand war die Katastrophe so gut wie vorprogrammiert.
    »Kommen Sie«, redete er ihm zu, während er sich unmerklich näher an ihn heranschob. Seine Stimme war leise und ruhig. »Legen Sie die Pistole weg. Dann reden wir.«
    Phil spürte Anni neben sich. Die einzige Person aus seinem Team, die darin ausgebildet war, mit Geiselnehmern zu verhandeln. Er zog sich einen Schritt zurück, um ihr den Vortritt zu lassen. Sah sie an, nickte kaum merklich. Sie erwiderte die Geste mit einem Blick.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie und ging ein Stück auf den Mann zu.
    Der schien verwirrt. Er sah von einem zum anderen, dann wieder zu dem Jungen, der nach wie vor schreiend im Bett saß.
    »Ich bin Anni«, fuhr sie fort. »Sagen Sie mir doch Ihren Namen, dann können wir uns besser unterhalten.«
    Der Mann öffnete den Mund. Sein Kiefer zuckte, seine Lippen bewegten sich, aber er brachte keinen Ton heraus.
    Phil sah, dass dem Mann Schweiß von der Stirn an der ­Augenbraue vorbei seitlich übers Gesicht lief. Der Mann schien es ebenfalls zu merken, denn er schüttelte irritiert den Kopf und fuchtelte dabei unbewusst mit der Waffe. Phils Hände ballten sich zu Fäusten, dann öffneten sie sich wieder. Sein Körper spannte sich an, er war drauf und dran, den Mann zu packen.
    Da klingelte sein Handy.
    Sofort richtete der Mann mit zitternder Hand die Waffe auf ihn.
    »Ich schalte es aus«, sagte er, holte das Handy aus seiner Tasche und drückte gut sichtbar auf den Knopf. »Sehen Sie«, sagte er und steckte es wieder ein. »Ausgeschaltet.«
    Anni sah ihn scharf an. Er zog sich zurück.
    »Kommen Sie«, sagte Anni und wandte ihre Aufmerksamkeit sofort wieder dem Mann zu. Ihre Stimme war ganz sanft. »Jetzt sagen Sie mir erst mal, wie Sie heißen, und dann können wir alles klären.«
    Erneut zuckte sein Mund. Unwillkürlich musste Phil an eine wiederkäuende Kuh denken.
    »S-s-s … Samuel …«
    Anni gelang ein Lächeln. »Okay, Samuel.« Sie nahm ganz langsam die Aufschläge ihrer geöffneten Jacke zwischen Daumen und Zeigefinger und zog sie von ihrem Körper weg. »Ich bin nicht bewaffnet, Samuel, sehen Sie? Keine Waffe.« Sie ließ ihre Jacke wieder los. »Und mein Kollege« – sie nickte in Phils Richtung – »ist auch nicht bewaffnet. Er hat nur sein Handy. Das heißt, Sie können die Pistole jetzt weglegen, einverstanden? Und dann können wir uns in aller Ruhe unterhalten.«
    Die ganze Zeit, während sie sprach, kam sie näher, immer näher an ihn heran …
    »Ich … ich bin so oder so erledigt«, sagte Samuel. Inzwischen rann ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht. »Ganz egal, was passiert, ich bin erledigt …«
    »So schlimm ist es nicht«, widersprach Anni. »Noch nicht. Wir können die Situation noch retten.« Sie kam unaufhaltsam näher … »Kommen Sie, Samuel …«
    »Nein«, sagte er. »Sie verstehen das nicht … Ich muss das machen. Wenn ich … wenn ich das nicht mache, dann habe ich alles verloren. Ich bin erledigt. So oder so. Ich bin erledigt …«
    »Aber wieso denn, Samuel? Wieso sind Sie erledigt? Niemand zwingt Sie, das hier zu tun.«
    »Doch!« Er schrie fast. »Ich muss es tun, ich muss …« Tränen liefen ihm über die Wangen und mischten sich mit seinem Schweiß.
    Phil wagte einen Blick zum Jungen auf dem Bett. Er hatte aufgehört zu schreien und sah jetzt mit weit aufgerissenen Augen zwischen den drei Erwachsenen hin und her. Phil konzentrierte sich wieder auf den Mann mit der Waffe.
    »Wer sagt, dass Sie das tun müssen, Samuel?«, fragte Anni gerade. »Wer? Es war nicht Ihre Idee, den Jungen zu entführen, das sehe ich. Wessen dann? Wer hat Ihnen das befohlen?«
    »Die … die Ältesten …«
    »Die Ältesten?«, wiederholte Anni. »Was wollen sie mit dem Jungen?«
    »Sie … sie brauchen ihn für … das … Opfer. Oh Gott …« Immer mehr Tränen kamen, bis er schließlich anfing zu schluchzen.
    Erneut zitterte der Arm mit der Waffe. Phil schob sich näher an Samuel heran.
    Dieser sah plötzlich auf, erkannte, was Phil vorhatte, und riss die Waffe zu ihm herum. »Zurück! Sofort

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