Stirb, mein Prinz
Die Wohnung war schon so, als ich eingezogen bin.« Sie lachte. »Manchmal komme ich mir vor wie ein Hausbesetzer. Was zu trinken?«
»Also …«
»Ich habe Bier im Kühlschrank.«
»Ja. Gut. Bier ist gut.«
Sie verschwand in der Küche und rief ihm von dort aus zu: »Machen Sie es sich bequem.«
Er versuchte es. Setzte sich auf die Sofakante.
Lynn kam mit einer Flasche Bier in der Hand zurück. »Ist aus der Flasche in Ordnung, oder hätten Sie lieber ein Glas?«
Er versicherte ihr, aus der Flasche sei absolut in Ordnung.
Sie ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder. Zum ersten Mal an diesem Abend hatte er Gelegenheit, sie zu mustern. Sie hatte sich die Haare hochgesteckt und trug einen langen seidenen Morgenmantel, als käme sie gerade aus der Dusche. Die Silhouette ihres Körpers unter der Seide verriet ihm, dass sie darunter etwas Enges trug. Sie schlug die Beine unter und machte es sich bequem. Nahm ihr eigenes Glas, das mit einer klaren perlenden Flüssigkeit gefüllt war. Eiswürfel klirrten.
Sie streckte den Arm aus und tippte mit ihrem Glas gegen seine Flasche. »Cheers.«
»Cheers.«
Sie tranken.
Mickey stellte seine Flasche auf einen gläsernen Beistelltisch. Bestimmt würde sie einen feuchten Ring hinterlassen. »Also«, begann er, »Sie wollten mich sprechen. Sie haben mir was zu sagen?«
Sie sah in ihren Drink und lächelte. »Ja, das ist richtig.«
»Und was?«
Sie stellte ihr Glas auf einem ganz ähnlichen Glastisch ab, bevor sie sich zu ihm umdrehte. Ihm in die Augen sah. Er spürte die ersten Anzeichen einer Erektion.
»Ich habe Ihnen jede Menge zu sagen. Aber da gibt es noch etwas, was ich vorher unbedingt machen muss.«
»Was denn?«
»Das hier.«
Sie beugte sich zu ihm, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn auf den Mund.
Er wollte den Kuss nicht erwidern. Sagte sich hinterher, dass er es wirklich versucht hatte. Aber das war eine Lüge. Sobald ihre Lippen sich berührten, drängte seine Zunge gierig in ihren Mund.
Sie presste sich an ihn, und seine Erektion erwachte zu voller Größe.
Lächelnd löste sie sich von ihm.
»Das ist schon besser«, sagte sie.
Sie zupfte am seidenen Gürtel ihres Morgenmantels, öffnete ihn. Als Mickey sah, was sie darunter trug, blieb ihm die Luft weg.
»Ich hoffe, du hältst mich nicht für anmaßend«, sagte sie, während sie sich den Morgenmantel langsam von den Schultern und über ihren Rücken nach unten gleiten ließ. Sie wusste, dass er sie mit seinen Blicken verschlang. Den in schwarze Dessous gehüllten Körper, die Beine in den Strümpfen. »Aber ich glaube, du empfindest dasselbe für mich wie ich für dich, stimmt’s?«
»Aber … wollten Sie mir nicht … was sagen?«
»Später«, flüsterte sie. »Zuerst das hier. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
Mickey antwortete nicht, sondern streifte ihr den seidenen Morgenmantel ab.
Er machte sich nicht länger die Mühe, so zu tun, als ließe sie ihn kalt.
Wollte nur noch über Lynn Windsors Körper herfallen.
73 Phil sprintete den Flur entlang, so schnell er konnte. Aber Samuel war schneller. Wer auch immer der Mann ist , dachte Phil, er kennt sich im Gebäude aus .
Samuel hatte den Jungen hochgehoben. Es war so klein und schmächtig, dass er ihn sich einfach unter den Arm klemmen konnte. So kam er schneller voran.
Phil gelangte ans Ende des Flurs, wo ein anderer kreuzte. Vornübergebeugt, die Hände auf den Knien, blieb er stehen. Er schnappte nach Luft und sah sich um. Die Flure sahen alle gleich aus. Er hatte nicht daran gedacht, im Vorbeilaufen die Stationsschilder zu lesen, sondern war Samuel blindlings gefolgt. Er hatte keine Ahnung, ob er vielleicht im Kreis gerannt war. Er sah nach rechts, nach links, dann geradeaus. Keine Spur von Samuel oder dem Jungen. Er lauschte. Hoffte darauf, Schreie zu hören. Irgendwelchen Lärm, dem er folgen konnte.
Nichts. Nur sein eigenes Keuchen.
Dann: ein Schrei. Aus dem Flur links. Er strengte die Augen an, konnte aber nichts erkennen. Die Schreie hielten an. Begleitet waren sie vom Geräusch eiliger Schritte. Trotz des Stechens in seiner Brust nahm Phil die Verfolgung wieder auf.
Nach einer Weile sah er den Haupteingang vor sich. Im Eingangsbereich wimmelte es von Menschen – Krankenhausmitarbeiter, Patienten, Besucher. Ein Aufschrei und ein Schluchzen. Phil stürzte auf den Haupteingang zu. Prompt wurde er von einem Wachmann aufgehalten.
»Bitte bleiben Sie drinnen, Sir, da draußen ist es nicht sicher.«
Phil
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