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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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versuchte den Mann abzuschütteln. Dieser verstärkte seinen Griff.
    »Ich sagte, bleiben Sie bitte im Gebäude. Die Polizei wurde bereits verständigt.«
    Phil fuhr mit der Hand in seine Sakkotasche und zog seinen Dienstausweis hervor.
    »Entschuldigen Sie, Sir.« Der Wachmann ließ ihn los.
    Phil stolperte durch die Doppeltür ins Freie. Dort stand Samuel und hielt den Jungen wie einen Schild vor dem Körper. Wann immer ihm jemand zu nahe kam, fuchtelte er hektisch mit der Waffe.
    »Zurück!«, schrie er. »Bitte, bleiben Sie doch zurück …« Er klang erschöpft, den Tränen nahe.
    Phil ging auf ihn zu. Sofort zielte Samuel mit der Pistole auf ihn.
    »Bitte … bitte, lassen Sie mich doch einfach in Ruhe …«
    »Lassen Sie den Jungen frei«, sagte Phil. Er blieb nicht stehen, sondern ging weiter. »Bitte, Samuel, lassen Sie ihn frei …«
    Die Waffe war noch immer auf Phil gerichtet. »Nein … bleiben Sie stehen …« Ein verzweifeltes Flehen.
    Er wird immer unsicherer , dachte Phil. Ich kann ihn überwältigen.
    Entschlossen näherte er sich dem bewaffneten Mann.
    »Bleiben Sie zurück!«
    »Es ist vorbei, Samuel. Wir beenden die Sache hier und jetzt.«
    »Ich … ich erschieße Sie …«
    »Nein, das tun Sie nicht.« Phil ging weiter auf ihn zu.
    »Doch, doch … das tue ich …«
    Plötzlich blieb Phil stehen. Ein Geländewagen kam genau auf sie zugerast. Er machte keinerlei Anstalten abzubremsen. Phil konnte gerade noch aus dem Weg springen. Samuel rührte sich nicht von der Stelle. Der Geländewagen kam mit kreischenden Bremsen neben ihm zum Stehen, dann wurde die Beifahrertür aufgestoßen. Phil nahm undeutlich eine Bewegung wahr.
    Der Junge war verschwunden.
    Er machte einen Satz auf den Wagen zu. Die Sicht auf den Fahrer war ihm versperrt, aber der Beifahrer schaute ihn direkt an.
    Phil sah ihn. Und auf einmal war es, als wiche mit einem gewaltigen Schlag alles Leben aus ihm. »Nein, nein …«
    Hinter ihm kam Glass aus dem Gebäude gerannt. Er stürzte zu seinem eigenen Wagen, stieg ein und brauste davon. Phil bemerkte es nicht einmal.
    Vor ihm hob Samuel die Waffe und hielt sie sich unters Kinn.
    »Es tut mir leid, es tut mir leid …«
    Er drückte ab.
    Plötzlich wurden auf dem Parkplatz Schreie laut.
    Phil nahm nichts davon wahr. Alles, was er sah, war das Gesicht des Beifahrers. Die Maske aus rauem Sackleinen. Die dunklen, bodenlosen Abgründe seiner Augen.
    Der Mann aus seinen Träumen.
    Es gab ihn wirklich.

    74 Es klopfte an der Tür. Donna und Rose tauschten einen Blick. Sie wussten, wer es war.
    »Ich mache auf«, sagte Donna.
    Sie erhob sich vom Sofa, ging zur Haustür und öffnete sie. Herein marschierte DCI Brian Glass.
    »Wo ist sie?« Er würdigte Donna keines Blickes, sondern sah sich suchend im Zimmer um.
    »Ich bin hier«, sagte Rose und stand auf. Die Schmerzen versuchte sie zu ignorieren. »Und ich weiß, was Sie getan haben.« Ihre Stimme war hart, kalt. So stellte sich Donna die Stimme eines Henkers vor. »Ich weiß alles.«
    Glass blieb stehen. Seufzte. Dann sah er auf seine Armbanduhr. »Ich habe jetzt keine Zeit für so was.«
    »Und ob Sie die haben«, entgegnete Rose. »Es steht nämlich alles hier drin.« Sie hielt das Schulheft in die Höhe.
    Glass sagte nichts, sondern starrte sie nur an, blanken Hass in den Augen.
    Rose schien daraus Energie zu schöpfen. Sie lächelte. »Haben Sie ernsthaft geglaubt, ich würde nicht darauf kommen? Ja? Haben Sie geglaubt, ich würde der Sache nicht nachgehen?«
    Glass schwieg noch immer. Stand einfach nur da. Donna musterte ihn. Männern wie ihm war sie schon haufenweise begegnet. Sie strömten Gewaltbereitschaft aus wie eine Wolke Aftershave.
    Rose fuhr fort. »Soll die Bekloppte ruhig den Fall mit der toten Hure übernehmen – ist es das, was Sie sich gedacht haben? Die Versagerin. Die Irre. Verpass ihr eine Beförderung, aber sag dem Rest des Reviers nichts davon. Das bleibt schön unter uns. Damit Sie es später jederzeit leugnen können. Damit Sie behaupten können, es wäre bloß … bloß ein Zeichen, ein Zeichen dafür, wie komplett … schizo ich bin …«
    Glass seufzte. »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit dafür.«
    »Oh doch«, sagte Rose, und auf einmal war das Messer in ihrer Hand. »Das haben Sie. Sie werden jetzt verdammt noch mal da stehen bleiben und mir zuhören. Weil ich nämlich alles rausgefunden habe. Vor wem ist Faith weggerannt? Mit wem war sie im Wald von Wakes Colne? Mit Ihnen. Woher ich das weiß? Weil ich

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