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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Ganz einfach. Sobald der Geländewagen weit genug entfernt gewesen war, hatte er sogar in der Zentrale angerufen und Verstärkung angefordert. Um sich ein Alibi zu geben und die Spur noch weiter zu verwischen.
    Und Phil … Der hatte nicht den Eindruck gemacht, als wäre er in der Lage, irgendetwas gegen ihn auszusagen.
    Glass nickte. Gut. Alles war gut.
    Erneut betrachtete er Rose Martins Leiche.
    Es war das erste Mal, dass er einen Menschen getötet hatte.
    Aber es würde nicht das letzte Mal sein.

    78 Der Abend brach an und brachte herbstliche Kühle mit, eine Vorahnung des Winters. In Phils und Marinas Haus in Wivenhoe jedoch waren die Fenster geschlossen, die Vorhänge zugezogen, die Jalousien heruntergelassen. Die Dunkelheit war ausgesperrt.
    Zumindest hätte es so sein sollen.
    Aber Phil spürte sie in seinem Innern. Ganz tief.
    Er saß in einem Sessel und blickte ins Leere. Vor ihm standen Marina und Don und machten besorgte Gesichter.
    »Soll ich dir helfen, ihn nach oben zu bringen?«, fragte Don. »Ins Bett?«
    Marina sah auf Phil hinab. Seine Augen waren geöffnet, aber es war keinerlei Regung in ihnen erkennbar. Was auch immer er sah, es befand sich nicht im Raum. Nicht einmal im Hier und Jetzt. Es tat ihr in der Seele weh, ihn so zu sehen.
    »Nein«, sagte sie, »Lass ihn ruhig hier sitzen.«
    »Aber er braucht Ruhe, Marina. Er braucht –«
    »Ja, Don«, sagte sie leise, aber mit Nachdruck. »Er braucht Ruhe. Doch davor braucht er noch was anderes. Antworten.«
    Sie sah dem älteren Mann in die Augen. Er konnte ihrem Blick nicht standhalten und wandte sich ab.
    »Er muss sich der Sache stellen, Don. Das geht schon viel zu lange so. Sein ganzes Leben.«
    Don schüttelte den Kopf. Als er sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Ich will nicht … ich will nicht, dass er leidet.«
    Fast hätte Marina laut gelacht. Sie zeigte auf Phil. »Sieh ihn dir doch an, Don. Glaubst du, er könnte noch mehr leiden als jetzt?«
    Don seufzte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wohl nicht.« Er seufzte erneut. »Also gut. Ich erkläre ihm alles.« Er sprach schleppend, als wäre jedes Wort ein Betonklotz an einer Kette, den er nur mühsam vom Fleck bewegen konnte.
    Marina holte zweimal hintereinander tief Luft. Dann setzte sie sich Phil gegenüber und nahm seine Hand. Seine Haut fühlte sich kühl an, trocken. »Phil?«
    Ein Flackern in seinen Augen, als wäre zwischen ihnen ein schwacher elektrischer Strom geflossen.
    »Phil. Ich bin’s, Marina. Ich möchte gerne mit dir reden. Geht das? Können wir reden?«
    Ein unmerkliches Nicken.
    »Gut.« Sie hielt weiter seine Hand. »Ich wollte dich etwas fragen … Wen hast du gesehen, Phil? Im Wagen, wer war das?«
    »Das Gesicht … das Gesicht aus meinem Traum …« Er schloss die Augen, und sein Gesicht verzerrte sich, als durchlebe er alles erneut.
    »Aha. Gut. Das Gesicht aus deinem Traum. Verstehe. Und wer war das in deinem Traum? Was hat er gemacht?«
    »Er war … ich war in dem Käfig, in dem Käfig aus Knochen, im Keller … und er war …« Er drehte sich weg und schüttelte den Kopf, wie um das Bild loszuwerden.
    »Dir kann nichts passieren, Phil. Red einfach weiter.«
    »Ich war in dem Käfig, und er kam auf mich zu und … diese Augen … unter der Maske, diese Augen …«
    »Was ist mit den Augen, Phil?«
    »Dunkel … dunkel, als würde man in einen schwarzen Abgrund schauen …«
    »Und er hatte eine Maske auf?«
    Phil nickte. »Und dann … dann war er plötzlich vor dem Krankenhaus … in Wirklichkeit …«
    Marina blickte zu Don, der mit ernster Miene nickte.
    »Don ist hier, Phil. Er möchte gerne mit dir sprechen. Er möchte … dir ein paar Dinge erklären.«
    Sie ließ seine Hand los und trat einen Schritt zurück. Don setzte sich neben ihn. Lehnte sich ganz dicht an ihn heran.
    »Phil? Ich bin’s. Don. Ich muss … ich muss dir was sagen. Über den Mann mit der Maske. Den Mann, der dich im Traum in den Käfig gesperrt hat. In Ordnung?«
    Wieder ein kaum wahrnehmbares Nicken.
    Don holte tief Luft. Er musste es sagen. Wann, wenn nicht jetzt? »Es gibt ihn wirklich, Phil. Deshalb hast du ihn vor dem Krankenhaus gesehen. Weil es ihn wirklich gibt. Und ich weiß auch, wer er ist.«
    Phil öffnete die Augen und starrte Don an. »Was … Woher …?« Seine Stimme hörte sich an wie die eines Kindes. Eines verirrten Kindes.
    »Weil ich ihn kenne, Phil. Ich bin ihm schon mal begegnet. Und ich werde dir jetzt alles über ihn

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