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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Marinas Blicke auf sich. Gab sich einen Ruck.
    »Also. Es gab hier mal eine alternative Kommune. Damals in den Siebzigern. Du weißt, was ich meine – ein Ort für Hippies und Aussteiger. Kaftane und Käseleinen, und überall springen nackte Kinder herum. Das Übliche eben. Glasperlen und schlechte Gitarrenmusik und freie Liebe.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Zumindest hat es so angefangen.«
    Er trank einen Schluck Kaffee und fuhr fort.
    »Der Garten. So hieß sie.«
    Etwas zuckte hinter Phils geschlossenen Lidern. »Der Garten? Aber das ist –«
    »Lass mich ausreden, Phil.« Dons Stimme war nicht unfreundlich, aber bestimmt. »Es ist besser, wenn ich dir erst alles erzähle, ohne dass du mich unterbrichst. Hör einfach nur zu.« Er räusperte sich, bevor er weitersprach. »Wie gesagt, der Garten wurde mit hehren Zielen gegründet, wie das bei solchen Gemeinschaften immer so ist.« Er seufzte. »Aber irgendwann, und auch das ist fast immer so, ging die ursprüngliche Vision verloren.«
    Noch ein Schluck Kaffee. Er wünschte, es wäre etwas Stärkeres.
    »Gehirnwäsche. So lautete der Vorwurf. Dass es nicht nur eine Kommune sei, sondern eine Sekte. Und Misshandlung, in jeder nur erdenklichen Form. Sexuell, psychisch, körperlich. Das war schon schlimm genug. Aber dann gab es noch ganz andere Gerüchte. Viel schrecklichere. Dass die Mitglieder der Gemeinschaft vermietet würden. Sogar verkauft.«
    »Wozu?« Phil konnte sich die Frage nicht verkneifen. Dafür war er zu sehr Ermittler.
    Diesmal schien Don die Unterbrechung nicht zu stören. »Als Sexsklaven«, sagte er. »Egal, in welchem Alter. Reiche Perverse konnten Kontakt zum Garten aufnehmen, sich das Angebot ansehen und etwas aussuchen. Wie viel es kostete, hing davon ab, wen sie haben wollten und für welche Zwecke.«
    Ein weiterer Seufzer. Don schüttelte den Kopf.
    »Wir haben gehört, dass irgendein kranker Reicher einige Erwachsene kaufen wollte, um auf seinem Anwesen eine Treibjagd zu veranstalten. Anstelle von Füchsen. Sie wurden nie wieder gesehen. Wahrscheinlich von Hunden zerfleischt. Und Frauen. Viele Frauen. Einige sind zurückgekommen. Aber nicht alle. Und ich wette, dass die, die zurückgekommen sind, danach für immer gezeichnet waren.« Seine Stimme geriet ins Stocken. »Und die Kinder …«
    Er brauchte einen Moment, um sich zu fangen.
    Die Stille dröhnte durchs ganze Haus.
    »Wie auch immer«, fuhr Don fort, nachdem er sich ein weiteres Mal geräuspert hatte, »einige wenige von ihnen konnten fliehen. Ein Mann und eine Frau mit zwei Kindern. Ein Junge und ein Mädchen. So jung. Sie haben sich um Hilfe an uns gewandt. Natürlich nicht sofort. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sie Vertrauen zu uns gefasst hatten. Schließlich waren wir der Feind.«
    Da war keine Spur von Bitterkeit in seiner Stimme, nur Traurigkeit.
    »Aber schließlich haben sie doch mit uns gesprochen. Mit mir. Ich war damals DI . Sie wollten, dass wir dem schreck­lichen Treiben im Garten ein Ende machten. Sie konnten es nicht ertragen, dass ihr Traum in den Schmutz gezogen worden war. Sie hatten einiges erleiden müssen, bevor sie sich zur Flucht entschlossen. Fast mehr, als man sich vorstellen kann. Und sie wollten nur dann aussagen, wenn wir ihnen Polizeischutz garantieren konnten. Also habe ich das getan.«
    Schweigen.
    »Ich habe für die Familie ein sicheres Versteck organisiert, in dem sie rund um die Uhr bewacht wurden. Sie waren wirklich nett. Eine tolle Familie. Ich habe viel Zeit mit ihnen verbracht. Der Mann war vor seinem Eintritt in die Gemeinschaft Journalist gewesen. Und die Frau war wunderschön. Genau wie die Kinder.« Er nickte. »Ja. Erst recht, wenn man bedenkt, was sie alles durchgemacht hatten. Nachdem wir sie also in dem Haus untergebracht hatten, waren sie bereit zu reden. Sie haben uns alles erzählt. Alles …«
    Seine Stimme verebbte, als seine Worte die Erinnerungen in ihm wachriefen. Es waren keine angenehmen Erinnerungen. Er riss sich los, erzählte weiter.
    »Anfangs war der Garten harmlos. Der Gründer war der aufrichtigen Überzeugung, er tue etwas Gutes. Aber dann haben sich nach und nach immer mehr andere in die Leitung der Gemeinschaft eingemischt. Und diese Leute waren … schlimm. Ganz schlimm. Von da an begann sich alles zu verändern.«
    Noch ein Schluck Kaffee. Er war kalt geworden. Don war es egal.
    »Wir hatten vor, die Gemeinschaft zu stürmen. Gary und Laura, so hießen die beiden, hatten uns alles verraten, was sie

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