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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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erzählen. Es hat mit dir zu tun, mit deinem Leben. Ist das in Ordnung? Meinst du, das kannst du aushalten?«
    »Hören … hören die Alpträume dann auf?«
    »Ich hoffe es.«
    Phil schluckte schwer.
    »Dann ja.«
    79 Der Wagen fuhr durch die nächtlichen Straßen. Je weiter sie sich vom Stadtzentrum entfernten, desto weniger Autos und Menschen waren noch unterwegs.
    Auf dem Rücksitz versuchte Donna krampfhaft, ihr wild schlagendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Es hämmerte ihr fast bis in den Hals hinauf. So ein Gefühl hatte sie nicht mehr gehabt, seit Bench ihr damals auf dieser Party ein bisschen fast reines Charlie gegeben hatte. Aber das war ein angenehmes Erlebnis gewesen. Na ja, zumindest bis das Nasenbluten angefangen hatte. Das hier war was anderes.
    Neben ihr saß Ben und blickte aus dem Fenster. Donna wollte er nicht ansehen, und die zwei Männer vorn konnte er nicht ansehen, weil er sich zu sehr vor ihnen fürchtete.
    Donna hatte versucht, mit ihnen zu reden. Keine Reaktion. Sie hatten sie einfach in den Wagen gezerrt und waren losgefahren.
    »Warten Sie«, sagte Donna. »Da ist noch jemand in meinem Haus. Eine Polizistin. Sie wurde erstochen. Sie müssen … Sie müssen umkehren …«
    Einer der Männer drehte sich um und starrte sie an. Wut funkelte in seinen roten, entzündeten Augen. Er war derjenige, dem sie die Ladung Pfefferspray verpasst hatte.
    »Erstochen?«, antwortete er. »Ist wohl Ihre Spezialität, was?«
    »Was? Nein, ich …«
    Der Mann drehte sich auf dem Beifahrersitz so weit nach hinten, wie es ging, und sah ihr direkt in die Augen. Speichel flog von seinen Lippen, als er sie anfauchte. »Wissen Sie, was Sie gemacht haben? Wegen Ihnen liegt mein Partner im Krankenhaus. Sie haben ihn fast umgebracht, und jetzt ringt er verdammt noch mal mit dem Tod. Wussten Sie das?«
    Schottischer Akzent , fuhr es ihr durch den Kopf, der einen Augenblick lang vor Angst ganz leer war. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie schwieg.
    »Miststück«, blaffte der Mann.
    »Ruhig Blut«, mahnte der Fahrer. Er klang emotionsloser als sein Partner. Darauf sprach sie sofort an. Das war etwas, woran sie sich festhalten konnte. Emotionslos bedeutete, dass er ihr nichts tun würde. Dann fielen ihr einige alte Freier wieder ein, die anfangs auch ganz emotionslos gewirkt hatten. Anfangs. Es war kein sehr tröstlicher Gedanke.
    Donna atmete schwer. Sie drehte vor Angst fast durch. Sie wollte was sagen, um den Mann zu beruhigen. Um die Bedrohung, die von ihm ausging, irgendwie abzumildern.
    »Bitte«, sagte sie. »Es tut mir leid.«
    Das schien ihn nur noch wütender zu machen. »Es tut Ihnen leid? Was soll die Scheiße? Wegen Ihnen habe ich wie ein Vollidiot dagestanden! Sie haben meinen Partner abgestochen!«
    Sie drückte sich in die Polster, kniff die Augen zu und machte sich auf den Schlag gefasst.
    Er kam nicht. Sie machte die Augen wieder auf.
    Der Mann hatte sich wieder nach vorn gedreht und starrte durch die Windschutzscheibe. Der Fahrer schwieg und fuhr einfach immer weiter.
    Donna sagte nichts mehr.
    So blieb es die ganze Fahrt über.
    Ben riss sie aus ihren Grübeleien, indem er an ihrer Hand zog. Sie sah ihn an.
    »Ich hab Angst«, flüsterte er.
    Ich auch , hätte sie am liebsten geantwortet. Aber sie schluckte es runter. Das war es, was sie sagen wollte , aber nicht das, was er jetzt brauchte. Er war noch ein Kind; sie musste stark sein für ihn. Ihm irgendwelche Lügen erzählen, an die er sich klammern konnte. Wie das Märchen vom Weihnachtsmann oder dass das Leben fair ist oder diesen ganzen Müll.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Das wird schon«, flüsterte sie zurück und drückte seine Hand.
    Erneut sah er zu ihr auf, ihre Blicke trafen sich, und sie sah das Vertrauen in seinen Augen.
    In dem Augenblick brach ihr das Herz.
    Sie sah weg. Wandte sich erneut an die Männer vorn.
    »Wo fahren wir hin?«
    »Werden Sie schon noch früh genug merken«, sagte der mit den roten Augen. Diesmal machte er sich nicht mal mehr die Mühe, sich zu ihr umzudrehen.
    Sie warf noch einen kurzen Blick auf Ben, dann sah auch sie aus dem Fenster. Sie wusste nicht, was schlimmer war: die Autofahrt oder das Ziel, das irgendwo da draußen auf sie wartete.
    Sie spürte, wie Ben ihre Hand noch fester drückte.
    Und wünschte, sie hätte selbst an ihre Lügen glauben können.

    80 »Es wird nicht leicht werden, dir das alles zu erzählen. Auch für dich wird es nicht einfach werden …«
    Don seufzte. Spürte

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