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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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den Ermittlungen teilhaben. Mir ist klar, dass dies für Sie überraschend kommt. Aber bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass die Entscheidung alternativlos war. Er hat sich geweigert, Dienstanweisungen Folge zu leisten, und seine Beurteilung der Lage war schlichtweg falsch. Er hätte die Ermittlungen ernsthaft behindern oder – noch schlimmer – das Leben eines von Ihnen in Gefahr bringen können. Bedauerlicherweise hat er mir keine andere Wahl gelassen.«
    Glass seufzte, während er dies sagte, als hätte er gerade die schwierigste Entscheidung seines Lebens getroffen. Mickey nahm ihm den Auftritt nicht ab.
    »Bis auf weiteres wird Detective Sergeant Philips beide Ermittlungen – sowie die gesamte Abteilung – leiten und mir direkt unterstellt sein.«
    Mickey sah auf. Er konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    »Noch Fragen?«
    Es gab keine.
    »Gut.« Glass erhob sich. »Jeder von uns weiß, was er zu tun hat. Tun wir es. Sehen wir zu, dass wir das Leben dieses kleinen Jungen retten.«
    Das Team zerstreute sich. Glass hingegen blieb stehen.
    »Marina? Könnte ich Sie kurz sprechen?«
    Marina nickte und folgte Glass hinaus.
    Mickey wusste nicht, was er davon halten sollte. Aber es verhieß bestimmt nichts Gutes.

    89 »Hey.«
    Träge öffnete Anni die Augen und sah auf. Es dauerte lange, bis sie etwas fixieren konnten, aber als es dann endlich so weit war, rang sie sich ein mattes Lächeln ab.
    »Hi«, sagte sie, bevor ihr die Augen wieder zufielen.
    Phil setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Anni lag in einem Einzelzimmer, dessen eine Wand zu etwa drei Vierteln aus Fenster bestand. Es war ruhig, friedlich. Hell und freundlich. Das genaue Gegenteil von Finns dunklem Zimmer.
    Bevor Phil losgefahren war, hatte er lange überlegt, was er anziehen sollte. Die Kleidung, die er für gewöhnlich zur Arbeit trug, war deutlich legerer als die der meisten Menschen, prinzipiell hätte er also einfach seine Arbeitskluft anziehen können so wie immer. Aber dann wäre er sich wie ein Betrüger vorgekommen, weil er gar nicht zur Arbeit ging. Schließlich hatte er sich zu einem Kompromiss durchgerungen: Jeans, Chucks, Sakko und T-Shirt statt Hemd.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte er leise, damit sie nicht erschrak.
    Erneut öffnete sie die Augen. »Als wäre ich angeschossen worden«, sagte sie und lächelte erneut.
    Phil erwiderte das Lächeln. »Tut es weh?«
    »Geht so.« Sie sprach undeutlich und schleppend. »Bestimmt wäre es noch viel schlimmer, wenn sie mich nicht bis zum Anschlag mit Morphium vollgepumpt hätten. Mmm …« Ein verträumtes Lächeln, und schon fielen ihr wieder die ­Augen zu.
    Bevor er zu ihr ins Zimmer gekommen war, hatte Phil mit der Schwester gesprochen. Anni war sofort in den OP gebracht und operiert worden. Die Kugel war hinten am Rücken wieder ausgetreten, ein fast glatter Durchschuss. Sie hatte lediglich ihr Schulterblatt gestreift. Die Knochensplitter waren entfernt, die Wunde war versorgt worden.
    »Sie haben gesagt, die Kugel hat nichts Wichtiges getroffen«, murmelte sie. »Aber sobald ich die Medikamente absetze, wird es garantiert weh tun wie Hölle.«
    »Dann setzen Sie sie lieber nicht ab.«
    »Sie als mein Boss geben mir solche Ratschläge?« Sie lachte kurz auf. »Sie sollten sich … was schämen.«
    Das Reden schien ihr schwerzufallen. Phil saß schweigend neben ihr und wartete ab, bis sie genug Kräfte gesammelt hatte, um einen erneuten Anlauf zu unternehmen.
    Sie öffnete die Augen – nicht ohne Mühe – und runzelte die Stirn. »Wo ist Mickey? Warum hat er mich noch nicht besucht?«
    Phil fand ihre Sorge rührend. Er wusste, dass keiner der beiden jemals zugeben würde, was er für den anderen empfand, egal, wie offensichtlich es für alle anderen im Team auch sein mochte. »Keine Ahnung«, sagte er. »Ich habe nichts von ihm gehört. Vielleicht weiß er es noch nicht.«
    »Sie haben nichts von ihm gehört? Wieso nicht?«, fragte sie ungläubig.
    »Ich bin suspendiert, Anni, schon vergessen? Ich bin raus aus dem Fall. Und aus der Abteilung.«
    Die Augen fielen ihr wieder zu. »Ach ja. Stimmt.«
    »Das ist alles? Ach ja, stimmt? Ich hatte mir ein bisschen mehr Anteilnahme erhofft.«
    »Ich nehme doch Anteil«, sagte sie. »Sehr sogar. Und ich würde es auch zeigen, wenn ich nicht so zugedröhnt wäre.«
    Sie lächelten sich an.
    »Glass. Habe den Typen noch nie leiden können.«
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen.«
    Erneut runzelte sie die Stirn. »Jenny

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