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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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kaltgestellt. Den Missionar zum Beispiel haben sie ununterbrochen auf Reisen geschickt.«
    »Und Clunn?«
    »Ihm haben sie Drogen gegeben und dafür gesorgt, dass er permanent high war. Es gab Gerüchte über seine angeblich schlechte Gesundheit, aber die hat niemand geglaubt. Das war bloß ein Ablenkungsmanöver, damit Banks und Shaw ihre Macht ausbauen und ungehemmt ihr Unwesen treiben konnten. Und das haben sie auch getan. Unter ihrer Führung wurde es schlimm. Richtig schlimm.«
    »Wie schlimm?«, wollte Donna wissen. Ihre Stimme klang zittrig, als sei sie nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
    »Sie haben die Mitglieder der Gemeinschaft hungern lassen, sie so bis an den Rand des Wahnsinns getrieben. Und sie haben sie zur Prostitution gezwungen. Jeder konnte sie kaufen und mit ihnen machen, was er wollte. Manche wurden danach nie wieder gesehen. Und die, die zurückgekommen sind, hatten sich das nicht gewünscht.«
    »Das habe ich doch alles schon gehört«, sagte Phil.
    »Entschuldige«, sagte Don. »Dann kam die Razzia.«
    »Und auf einmal waren alle verschwunden«, beendete Phil den Bericht.
    Don nickte. »Ja, sie waren verschwunden. Und das war das Ende des Gartens.«
    Schweigen. Fennell und Clemens tauschten einen Blick. Fennell nickte.
    »Nein, das war es nicht«, sagte Clemens.
    100 »Der Garten ist nicht gestorben«, fuhr Fennell fort. »Er hat überlebt.«
    »Aber das ist unmöglich«, sagte Don. »Wir haben überall danach gesucht. Jedes einzelne Grundstück, das dem Garten gehörte, ausfindig gemacht und überprüft. Wir haben nirgends eine Spur gefunden. Der Landsitz wurde verkauft und in ein Hotel umgewandelt.«
    »Er hat überlebt«, wiederholte Fennell mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Es gibt ihn heute noch.«
    »Ja«, sagte Donna. »Das stimmt. Faith ist aus dem Garten geflohen. Sie hat drüber geschrieben, das steht alles in ihrem Heft. Sie hat es da raus geschafft. Sie wurde an jemanden vermietet, und der hat sie ihnen abgekauft. Zusammen mit Ben.« Donna erschauerte. »Aber der Kerl war genauso schlimm, also hat sie sich Ben geschnappt und ist abgehauen. Und dann ist sie bei mir gelandet. Schließlich.«
    »Sie wollte an Geld kommen, indem sie versuchte, Glass das Heft zu verkaufen«, sagte Clemens. »Was Dämlicheres hätte sie nicht tun können.«
    Donna schwieg, sah ihn nur hasserfüllt an.
    »Und wo befindet sich der Garten, wenn es ihn tatsächlich noch gibt?«, fragte Phil.
    »Wir wissen es nicht genau«, räumte Fennell ein.
    »Aber es gibt ihn definitiv noch«, sagte Clemens. »Und in vielerlei Hinsicht ist er noch genau wie früher. Sie vermieten die Mitglieder nach wie vor für Sex.«
    »Nur dass man nicht mehr von Mitgliedern sprechen kann«, ergänzte Fennell. »Eher von Gefangenen.«
    »Aber sie werden immer noch zur Prostitution gezwungen.«
    »Sie wissen nicht, wo ihre Basis ist?«, sagte Phil.
    Clemens schüttelte den Kopf. »Wir wissen, dass es irgendwo hier in der Gegend sein muss. Doch das ist auch schon alles.«
    »Und«, ergänzte Fennell, »dass der Garten immer noch von den Ältesten geleitet wird.«
    »Was?«, sagte Don. »Von denselben wie früher?«
    »Nein«, erwiderte Fennell. »Nicht direkt. Tricky Dicky Shaw ist nach der Razzia untergetaucht. Von June Boxtree hat man nie wieder was gehört. Der erste Missionar ist von der Bild­fläche verschwunden. Was aus ihm geworden ist, wissen wir nicht.«
    »Und die anderen? Robert Fenton?«, fragte Phil.
    »Der ist irgendwann wieder aufgetaucht«, sagte Clemens. »Hat Jura studiert und hier in Colchester eine Kanzlei eröffnet.«
    »Davon wusste ich nichts«, sagte Don. »Wurde er denn nie verhaftet?«
    Fennell schüttelte den Kopf. »Hat einen Deal ausgehandelt. Sie wissen ja, wie das läuft.«
    Phil sah seinen Vater an. Dem stand seine Empörung ins Gesicht geschrieben.
    »Und die anderen?«, fragte Don mit Bitterkeit in der Stimme.
    »Wie gesagt, Tricky Dicky wurde nie gefunden. Paul Clunn ist ebenfalls verschwunden.«
    »Wohlgemerkt«, ergänzte Clemens, »er war zu dem Zeitpunkt bereits so hinüber von den Drogen, dass er von einer Klippe hätte springen können, ohne zu merken, was er da tut. In der Überzeugung, er könne fliegen.«
    »Sie haben Clunns Amt nicht neu besetzt, nachdem er weg war. Das war auch nicht nötig.«
    Phil dachte nach. Der Obdachlose. Paul – war das nicht sein Name gewesen? »Ich glaube, ich bin ihm begegnet«, sagte er. Er berichtete von seinen zwei

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