Stirb, mein Prinz

Besitztümern entsagten, bevor sie in den Garten eintraten. Angeblich sollte ihnen das dabei helfen, Erleuchtung zu finden.«
    »Und? Hat es geholfen?«, fragte Clemens.
    Don zuckte die Achseln. »Mehr oder weniger, nehme ich an. Zumindest für eine Weile. Dem Garten hat es auf alle Fälle geholfen. Er wurde sehr reich.«
    »Überraschung«, meinte Fennell.
    »Wir haben ihre Finanzen durchleuchtet«, fuhr Don fort. »Sie hatten das Geld hauptsächlich in Immobilien angelegt.«
    »Wie das Haus unten am East Hill«, sagte Phil.
    »Damals«, sagte Don. »Inzwischen läuft es vermutlich über diverse Strohmänner. Aber wenn Sie die zurückverfolgen, dann wette ich, dass Sie am Ende bei den Ältesten landen.«
    »Die Ältesten?«, sagte Phil.
    »Clunn hat nicht alles alleine gemacht«, sagte Don. »Er hatte Helfer. Menschen, die dieselbe Vision hatten wie er.«
    »Oder denselben Nervenzusammenbruch«, warf Phil ein.
    »Richtig. Ein paar dieser Leute waren mehr als gewöhnliche Anhänger. Sie wurden die Ältesten. Sie hatten unterschiedliche Titel. Clunn war der Seher. Der Visionär. Es gab einen Wächter, der die alltäglichen Geschäfte leitete. Der Mann, der das Amt damals innehatte, hieß Robert Fenton.«
    »Fenton?«, sagte Phil. »Den Namen kenne ich doch irgendwoher …«
    »Er schien ehrlich zu sein. Integer. Schien Clunns Vision wirklich zu teilen. Die Zweite im Bunde war June Boxtree. Sie nannte sich Gesetzgeber. Für sie galt dasselbe wie für Fenton. Dann gab es noch den Missionar. Der war verantwortlich für Neuanwerbungen. Er ist an den Wochenenden mit ein paar gutaussehenden Mitgliedern der Gemeinschaft losgezogen, die mussten sich dann mit einer Sammelbüchse an die Straßenecke stellen und Passanten ansprechen. Sie überreden, zu ihren Treffen zu kommen. Er hat das Weite gesucht, als der Garten gestürmt wurde.« Don schmunzelte, jedoch nur ganz kurz. »Aber die anderen beiden …« Er schüttelte den Kopf. »Schlimm. Ganz schlimm.«
    »Sie können sich noch gut erinnern«, meinte Clemens.
    »Als wäre es gestern gewesen. Sagt man nicht, dass jeder Polizist seinen ganz besonderen Fall hat? Den Fall, der ihn sein Leben lang verfolgt? Von dem er nachts aufwacht? Der Garten war meiner. Ja, ich erinnere mich noch gut. An jede Einzelheit.«
    »Die anderen beiden?«, versuchte Fennell ihn zu ermuntern.
    »Ja, die anderen beiden. Eine von ihnen trug den Titel Lehrer. Gail Banks. Ein wahres Scheusal. Eine harte, eiskalte Frau. Hinter der Fassade von Frieden und Liebe hat sie ihrer Grausamkeit freien Lauf gelassen. Wäre sie in Irland geboren worden, hätte sie ein Magdalenenheim geleitet. Mit Leidenschaft. Doch stattdessen wurde sie zu einer militanten Feministin.«
    »Mit Betonung auf militant«, setzte Fennell hinzu.
    Don nickte. »Gewissermaßen eine Germaine Greer für Arme. Hatte wahllos freudlosen Sex mit Männern, nur um etwas zu beweisen. Oder für eine weitere Kerbe im Bettpfosten. Sie hat die Mitglieder der Gemeinschaft gezüchtigt, wenn sie ungehorsam waren. Vor allem die Kinder. Und unter den Kindern vor allem die Mädchen. Aber selbst sie war nicht so ein Monster wie der Letzte.«
    »Wer?«, wollte Fennell wissen.
    »Richard Shaw.«
    Phil traute seinen Ohren nicht. »Doch nicht Tricky Dicky Shaw? Der Gangster?«
    »Genau der. Als er dem Garten beitrat, war er anscheinend wirklich daran interessiert, sein Leben zu ändern. Er suchte nach einem Neubeginn, zumindest hat er das behauptet. Die anderen haben ihm geglaubt und ihn mit offenen Armen aufgenommen. Natürlich hat er sich einen neuen Namen zugelegt.«
    »Nicht zufällig Robin Banks?«, fragte Phil.
    Donna, die den Arm um den schlafenden Ben gelegt hatte, musste lachen.
    »Nein. George Weaver.«
    Phil nickte. »Na klar. Macht Sinn.«
    »Wir wissen bis heute nicht, ob er bloß abtauchen wollte, oder ob er es wirklich ernst meinte. Nicht, dass das jetzt noch eine Rolle spielt. Er hat den anderen gesagt, er sei Künstler. Hat angefangen zu malen und sich für Gärtnerei zu interessieren. Irgendwann wurde auch er in den Kreis der Ältesten aufgenommen. Nannte sich der Gärtner.«
    »Dieser Garten«, sagte Donna leise, damit Ben nicht aufwachte. »Ist das derselbe, von dem Faith in ihrem Heft geschrieben hat?«
    Don warf einen Blick zu Fennell und Clemens.
    »Dazu kommen wir gleich«, sagte Clemens. Er sah zu Don. »Erzählen Sie weiter.«
    »Irgendwann gelang es Banks und Shaw, die Leitung des Gartens an sich zu reißen. Die übrigen Ältesten wurden