Stirb, mein Prinz
ihn mit dieser Lieferung in Harwich. Und was ist mit dem, was in meinem Haus passiert ist? Er hat Rose Martin umgebracht. Und Faith. Und mit mir und Ben hätte er dasselbe gemacht. Wieso haben Sie ihn da nicht verhaftet?«
»Das mit Rose Martin tut uns leid«, sagte Fennell.
»Ihnen tut’s leid? Ihnen tut’s leid? Da scheiß ich drauf! Soll Rose einfach so da liegen bleiben, oder was?«
»Hören Sie.« Auch Clemens wurde zusehends aufgebrachter. »Was ihr passiert ist, ist bedauernswert. Aber wir müssen das große Ganze im Blick behalten. Und das sollten Sie auch tun.«
»Sie Arschloch, Sie …« Donna war vom Bett aufgesprungen und wollte sich auf Clemens stürzen. Fennell packte sie und hielt sie fest.
»Donna«, mahnte er mit leiser, beschwörender Stimme. »Beruhigen Sie sich.«
Auf dem Bett begann Ben sich zu regen. Er öffnete die Augen, sah, was los war, und drückte sich sofort tiefer in die Kissen.
»Sie machen dem Jungen Angst«, sagte Phil und stand auf. »Lassen Sie sie los.«
Fennell drehte sich um und warf einen Blick auf Ben. Dann ließ er Donna los. Sie kehrte zum Bett zurück, setzte sich neben den Jungen und legte den Arm um ihn. Fennell redete weiter.
»Was wegen Rose Martin passieren soll, haben wir längst besprochen. Wir wussten, dass sich genügend DNA -Spuren von Glass im Haus befinden, um ihn zu überführen, egal, wie viel Mühe er sich mit dem Aufräumen gegeben hat.«
»Außerdem haben wir die Aussage einer Augenzeugin«, ergänzte Clemens. »Sofern Sie sich dazu bereit erklären auszusagen. Deshalb haben wir uns wegen der Sache keine allzu großen Gedanken gemacht. Wir dachten, es würde sich vielleicht auszahlen, das Haus weiter zu observieren und abzuwarten, wer sonst noch so auftauchen würde.«
»Und sieh einer an, wen Sie dabei getroffen haben«, meinte Don.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Fennell, direkt an Donna gewandt. »Die Kriminaltechniker werden sich bald darum kümmern.«
» Unsere Kriminaltechniker«, setzte Clemens hinzu. »Nicht Ihre. Wir wollen ja nicht, dass der Tatort verunreinigt wird, stimmt’s?«
Phil funkelte den Mann an. Er konnte nachvollziehen, warum Donna ihn hatte schlagen wollen.
Eine Weile herrschte Schweigen, während jeder in seine eigenen Gedanken versunken war. Schließlich ergriff Don wieder das Wort.
»Glass«, sagte er und nickte zustimmend. »Ja. Ich habe immer schon gewusst, dass der ein übler Bursche ist. Nun ja, zumindest hatte ich den Verdacht.«
»Dann kannten Sie ihn?«, fragte Fennell.
»Früher, als er noch in Uniform war«, sagte Don. »Damals war ich DI in der Abteilung für Kapitalverbrechen. Ein Ganove. Er war immer schon ein Ganove. Aber schlau. Und ehrgeizig.«
»Daran hat sich nichts geändert«, sagte Clemens.
Don runzelte die Stirn. »Aber nach dem Garten-Fall muss irgendetwas mit ihm passiert sein. Auf einmal war er ganz anders. Nicht, dass er sich gebessert hätte, im Gegenteil. Er wurde noch schlimmer. Noch dreister. Hat noch schamloser seinen Einfluss spielen lassen. Als wüsste er, dass ihn jemand schützt. Als wäre er unantastbar.«
»Und dann?«, wollte Fennell wissen.
»Dann ging es mit seiner Karriere steil bergauf«, sagte Don. »Ich hatte kaum noch mit ihm zu tun. Wir haben uns nicht länger in denselben Kreisen bewegt.«
»Die Sache mit dem Garten«, sagte Clemens zu Don. »Erzählen Sie uns davon.«
99 »Paul Clunn«, sagte Don. »So hieß der Mann. Er hat den Garten gegründet.«
Phil hörte der Geschichte zu, die er bereits kannte. Versuchte, dabei nicht an den vergangenen Abend zu denken.
»Ein städtischer Angestellter, der eine Vision hatte – oder einen Nervenzusammenbruch, je nachdem, wie man es betrachten möchte. Hat einen Landsitz gekauft und Gleichgesinnte um sich geschart.«
»War Glass einer von ihnen?«, fragte Clemens.
»Nein«, sagte Don. »Zu Glass komme ich noch. Nur Geduld.«
»Wann war das?«, wollte Fennell wissen.
»Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger«, antwortete Don. »Eine Zeitlang waren solche Gemeinschaften sehr beliebt. Der Garten folgte dem üblichen Muster: Nimm einen mehr oder weniger charismatischen Führer und gib ihm eine Handvoll Jünger, die verzweifelt nach dem suchen, was sie für die Wahrheit halten.«
»Komischer Name«, meinte Phil. »Klingt nicht gerade charismatisch.«
»Das hat er bestimmt überkompensiert«, sagte Don. »Wie dem auch sei, es wurde strikt darauf geachtet, dass die Anhänger sämtlichen irdischen
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