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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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hinzu: »Sir.«
    Die Frage schien Glass zu irritieren. »Von einem geheimen Informanten, DS Philips. Ich bin nicht befugt, weitere Details preiszugeben.«
    Aber Mickey ließ nicht locker. »War es zufällig die Person, die ich gerade im Vernehmungsraum sitzen hatte?«
    »Ruhig Blut«, raunte Marina ihm zu.
    Glass war sichtlich verärgert, konnte dies aber in Anwesenheit des Teams nicht zeigen. »Wie ich bereits sagte, DS Philips, ich bin nicht befugt, darüber Auskunft zu geben.«
    »Wird jemand aus dem Team mit Ihnen mitfahren?«, wollte Mickey als Nächstes wissen. »Schließlich ist das hier die Abteilung für Kapitalverbrechen.«
    »Nein«, sagte Glass. »Außer mir ist hier niemand im Schusswaffengebrauch ausgebildet, folglich komme ich als Einziger in Betracht. Außerdem möchte ich den Standort des Bauernhauses zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht preisgeben, da die Information durchsickern und der Entführer untertauchen könnte. Was wir nicht riskieren wollen.« Er sah sich rasch im Raum um, bereit, weiteren Widerstand zu ersticken. »Wenn es keine Fragen mehr gibt, werde ich mich jetzt auf meinen Einsatz vorbereiten. Das hier wird ein gutes Licht auf die gesamte Abteilung werfen. Uns allen enormen Auftrieb geben. Ein großartiger Erfolg. Ich danke Ihnen.«
    Er ging um seinen Schreibtisch herum quer durch den Raum, an Marina und Mickey vorbei und zur Tür hinaus. Schweigen folgte seinem Abgang.
    Marina drehte sich zu Mickey um. »War das einer dieser ›Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde‹-Momente?«
    Die Umstehenden lachten. Mickey nicht.
    »Was sollte der Auftritt?«, zischte er ihr zu. »Woher hat er die Info? Von Lynn Windsor?«
    »Ich glaube nicht, dass das überhaupt noch wichtig ist«, sagte Marina. »Er spielt ein ganz anderes Spiel.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Ich muss telefonieren.«
    »Mit wem?«
    »Mit Ihrem Boss. Ihrem richtigen Boss. Ich finde, das Team braucht ein anständiges Briefing. Kommen Sie. Hier können wir nicht bleiben.«
    Sie drehte sich um und ging. Mickey, verwirrt, aber aufgekratzt, folgte ihr.

    109 Der Pub mit dem Namen Hole in the Wall war nicht gerade einer von Mickeys Lieblingspubs in der Stadt. Im Gegenteil, es war einer der Pubs, die er am wenigsten mochte.
    Er assoziierte ihn mit den Vertretern der Alternativkultur Colchesters: Indie-Kids, Real-Ale-Trinker und Studenten. Künstler und Intellektuelle, die das Theater auf der anderen Straßenseite anlockte. Es gab lauter bunt zusammengewürfelte Holzmöbel und Vintage-Ledersofas, in denen man versank. Das war ja das Schlimme: Sobald man einmal drinsaß, kam man nicht mehr hoch. Der Tag war gelaufen. Und bevor man sich’s versah, das ganze Leben. Man hockte mit seinen Freunden zusammen, trank, diskutierte über einen Artikel aus dem Guardian , zerpflückte das neueste Buch oder den neuesten Film oder das neueste Album und löste alle Pro­bleme dieser Welt, noch bevor man die nächste Runde ausgeben musste. Selbst auf der Uni war er nicht gern in solche Pubs gegangen. Er hatte sich dort immer unwohl gefühlt. Diese Zeitverschwendung: immer nur reden, wenn man stattdessen etwas tun konnte. Aber na ja , dachte er, legte den Kopf in den Nacken und hob die Flasche Lager an die Lippen. So bin ich halt gestrickt.
    Trotz des Alkohols war es kein gemütliches Beisammensein. Sie hatten lediglich nach einem Ort gesucht, an dem sie sich ungestört treffen konnten. In der Nähe des Reviers, aber weit genug entfernt, um nicht erwischt zu werden. Der Pub war die ideale Lösung gewesen. Es war so ziemlich der letzte Ort, an dem man ein geheimes Polizeibriefing vermuten würde.
    Mickey sah in die Runde. Marina und Phil saßen zusammen und sahen wesentlich entspannter und freundlicher aus als die Tage zuvor. Auf Phils anderer Seite saß Don Brennan. Der ältere Mann freute sich sichtlich, mit von der Partie zu sein. Er wirkte energiegeladen, und ihm schmeckte das dunkle Bier, das er bestellt hatte. Gegenüber saßen zwei Ermittler aus der Abteilung für Organisiertes Verbrechen, Fennell und Clemens. Clemens machte einen unterschwellig aggressiven, ungeduldigen Eindruck. Fennell schien ein wenig ruhiger. Er war der Zugänglichere der beiden, mutmaßte Mickey. So, wie sie dasaßen, kerzengerade und in fast identischen Anzügen und Krawatten, hätte man sie glatt für Mormonen oder Zeugen Jehovas halten können.
    Es war später Nachmittag. Im Pub herrschte die übliche Flaute zwischen Mittagessen und abendlichem

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