Stirb, mein Prinz
Zwischenzeit wird in Harwich die Lieferung gelöscht, dort sind also auch alle glücklich. Es ist das ideale Ablenkungsmanöver. Und ein beeindruckender Ermittlungserfolg für die Polizei von Essex. Perfekt.«
Fenton rieb sich das Kinn. »Aber riskant. Am Bauernhaus nehmen üblicherweise Kunden Ware in Empfang und geben sie wieder ab. Was, wenn sie es in den Nachrichten sehen? Was, wenn sie zur Polizei gehen?«
Glass lachte. »Zur Polizei gehen? Nach dem, was sie getan haben? Das möchte ich doch stark bezweifeln.«
»Gibt es irgendwas, wodurch man das Haus mit uns in Verbindung bringen könnte?«
Glass überlegte. »Ich bin mit Faith Luscombe dorthin gefahren. Als ich sie in den Garten zurückbringen wollte. Es gibt also eventuell DNA -Spuren von mir im Haus, aber nur in geringem Umfang. So ist es der beste Weg. Ich habe einen legitimen Grund, vor Ort zu sein. Ich werde die Operation leiten. So habe ich alles unter Kontrolle. Macht euch keine Sorgen. Bewahrt die Ruhe, tragt euren Teil bei, und alles wird gut.«
Lynn hob langsam den Kopf. »Dieser Tipp …«
Glass runzelte die Stirn. »Welcher Tipp?«
»Der Tipp … über Gärtner … wo hast du den her?«
»Nirgendwo. Es gibt keinen Tipp.«
»Hast du ihn … von mir?«
Erst jetzt begriff er, worauf sie hinauswollte. War sie schuldig, hatte sie irgendetwas verraten? Welche Konsequenzen würde das für sie haben? Er dachte nach. Kam zu einem Entschluss. Schenkte ihr ein Lächeln.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Du hast deinen Anwalt dabei. Wenn du zusicherst, dich zur Verfügung zu halten, werden sie dich gehen lassen. Man wird keine Anklage gegen dich erheben. Ich sage einfach, der Tipp kam von … einem Informanten. Du kannst ganz beruhigt sein. Man wird dir nichts vorwerfen können.«
Sie nickte, froh, dass er das gesagt hatte, was sie hatte hören wollen. Sie merkte nichts von dem stummen Blickwechsel zwischen Fenton und Glass. Fentons Blick verriet, dass er genau wusste, was Glass vorhatte. Glass’ Blick fragte zurück, ob Fenton etwa Einwände dagegen habe. So wie Fenton daraufhin den Blickkontakt abbrach, war die Antwort eindeutig: Nein.
Glass lehnte sich zurück. Betrachtete die anderen beiden. »Somit wäre das geklärt. Alles geht wie geplant vonstatten. Gärtner könnt ihr mir überlassen. Und verliert nicht die Nerven. Alles wird gut, wenn wir nicht die Nerven verlieren. Verstanden?«
Fenton nickte.
Glass erhob sich und öffnete die Tür für sie. Fenton half Lynn beim Aufstehen. Als sie auf dem Weg nach draußen an Glass vorbeikamen, raunte dieser Fenton zu: »Pass gut auf sie auf. Sie ist sehr labil. Könnte sein, dass sie die Nacht nicht übersteht.«
Fenton wusste genau, was damit gemeint war, und wollte nichts damit zu tun haben. Eilig lotste er Lynn den Flur hinunter. Glass sah ihnen nach.
Er lächelte.
108 »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten.«
Glass stand vor dem Team und klopfte laut an die Glasscheibe, die sein Büro vom Einsatzraum trennte. Mickey und Marina standen hinten an der Wand. Sie hatten eine SMS von Glass erhalten, als sie einen Kaffee trinken waren. Marina hatte Mickey von Phils Anruf berichtet. Mickey hatte dagesessen und zugehört und war mit jedem Wort mehr aus der Fassung geraten. Er war so wütend gewesen, hatte sich so benutzt und betrogen gefühlt, dass er am liebsten gar nicht aufs Revier zurückgekehrt wäre. Aber Marina hatte darauf bestanden.
»Hören wir uns an, was er zu sagen hat«, hatte sie gemeint. »Damit wir wissen, was er vorhat und womit wir es zu tun haben.« Er wusste, dass sie recht hatte, also hatte er widerstrebend nachgegeben.
Nun standen sie da, während Glass zu ihnen sprach. In seinen Augen stand ein triumphierender Glanz.
»Ich habe soeben neue Informationen erhalten«, verkündete er. »Es geht um den Mann, der den Jungen, Finn, aus dem Krankenhaus entführt hat. Ich weiß jetzt, wohin er ihn verschleppt hat. Wenn wir uns beeilen, können wir ihn noch aufhalten.«
Marina und Mickey tauschten einen Blick. Damit hatten sie nicht gerechnet.
»Er hat den Jungen in ein leerstehendes Bauernhaus gebracht, das in der Nähe von Wakes Colne an der Straße nach Halstead steht. Er hat vor, ihn zu töten, und es ist an uns, das zu verhindern. Die bewaffnete Sondereinheit wurde bereits verständigt und ist auf dem Weg. Der Mann ist bewaffnet und gefährlich. Wir gehen kein Risiko ein. Noch Fragen?«
Mickey hob die Hand. »Woher kommt diese Information?« Dann fügte er noch
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