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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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hin wurden Vorder- und Hintertür zeitgleich aufgebrochen, und die Polizisten strömten von beiden Seiten hinein.
    Das einzige Licht im Innern kam von den Lampen der Männer. Sie überprüften jeden Winkel in jedem Raum und sicherten ihn, bevor sie weiter vorrückten. Es roch feucht und verlassen. Die Luft war abgestanden und kalt. Staub wirbelte unter den Stiefeln der Männer auf.
    Glass war in seinem Element. Für so etwas war er wie geschaffen. Ein Anführer, die Waffe im Anschlag, bereit, in gerechtem Zorn zu töten. Kaum hatte er die Waffe in die Hand genommen, hatte sein Finger zu zucken begonnen. Er hatte immer geglaubt, die Vorstellung des am Abzug juckenden Fingers sei bloß ein Klischee, doch zu seiner Überraschung war genau das seine Empfindung gewesen. Und nun, während er zusammen mit den anderen das Bauernhaus durchkämmte, kam ihm der Gedanke, wie leicht es doch wäre, aus Versehen abzudrücken und einen der Männer vom CO 19 zu erschießen, einfach nur so.
    Er rief sich zur Ordnung. Das hier waren seine Leute. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
    Sie waren an der Kellertür angelangt. Sergeant Wade sah zu Glass und wartete auf dessen Nicken. Glass holte zweimal tief Luft. Dann nickte er.
    Holzsplitter flogen, als die Tür eingeschlagen wurde. Die Einheit polterte die Kellertreppe hinunter. Glass folgte, den Zeigefinger am Abzugsbügel, die andere Hand am Sicherungshebel. Bereit zu schießen.
    Aber dazu kam es nicht.
    Stattdessen blieb er urplötzlich stehen. Genau wie alle anderen.
    Der Keller war leer.
    Glass ließ den Strahl seiner Taschenlampe durch den Raum wandern. Nichts. Komplett sauber.
    Er ging zu einer Ecke und leuchtete sie mit der Taschenlampe ab. Ein kleiner Stapel Knochen, fein säuberlich aufgetürmt, lag vor der Ziegelwand. Er untersuchte die Wand. Hier war der Käfig gewesen. Das wusste er, er hatte ihn mit eigenen Augen gesehen. Kleiner als der in East Hill und leer. Ein Ersatzkäfig. Jemand hatte ihn entfernt.
    Panisch drehte er sich im Kreis. Das Licht seiner Taschenlampe zuckte durch den Raum, während er nachsah, ob sich vielleicht doch noch irgendwo jemand verbarg, bereit, sie aus dem Hinterhalt anzugreifen. Nichts.
    Glass stieß die Luft aus. Sah zu Wade. Seine Männer standen unter Strom, waren mental auf einen Zugriff vorbereitet. Nun wirkten sie frustriert und wütend. Vulkane, die nicht ausbrechen durften. Stürmische Liebhaber, denen der Höhepunkt verweigert worden war.
    Glass rieb sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Spürte die Wut in seinem Innern. Er wollte sie an etwas auslassen. An jemandem.
    »Er ist nicht hier … Er ist nicht hier …«
    Wade sah sich um, er wollte sich persönlich vergewissern. Dann wandte er sich an Glass.
    »Er ist nicht hier, Sergeant …«
    »Das sehe ich selbst, Sir.« Wade trat zu Glass. »Sir. Ich glaube, Sie sollten mit Ihrem Informanten mal ein Wörtchen reden.«
    »Ja«, murmelte Glass, »das sollte ich wohl.«
    »Los, Jungs, Abmarsch«, befahl Wade.
    Die Einheit stapfte zurück nach oben. Sie wollten noch nicht glauben, dass man sie um ihren Einsatz betrogen hatte, schwenkten ihre Waffen hin und her und schauten erneut in jede Ecke, nur für den Fall, dass die Zielperson irgendwo anders im Haus auf sie lauerte.
    Draußen sammelten sie sich. Wade sah fragend zu Glass.
    »Was jetzt, Sir?«
    Glass überlegte. Es musste noch einen anderen Ort geben, irgendwo … Denk nach …
    »Ich … ich weiß es auch nicht, Sergeant.«
    Denk nach … Er hatte den Käfig auseinandergenommen … Er musste ihn irgendwo anders wieder aufgebaut haben … Denk nach …
    Ja. Das war’s. Er wusste, wo er sein musste.
    Er wandte sich an Wade. »Tut mir leid, Sergeant. Sagen Sie Ihren Männern, sie können wegtreten. Vielen Dank.«
    Glass wandte sich um und ging davon.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, rief Wade ihm nach.
    »Mit meinem Informanten reden«, antwortete Glass, ohne sich umzudrehen. »Ich bin gespannt auf seine Erklärung.«
    Er konnte es noch schaffen. Ihn töten und den Jungen finden.
    Die Situation irgendwie retten.
    Noch war es nicht zu spät.
    Glass eilte zu seinem Wagen und fuhr los, so schnell er konnte.

    116 »Die Fracht wurde gelöscht.« Den Finger auf seinen Ohrhörer gepresst, wandte sich Fennell an den Rest der Truppe. »Die Lkws haben soeben das Hafengelände verlassen. Sie müssten bald hier vorbeikommen.«
    Die Kolonne hatte sich geteilt. Ihr eigener Wagen hatte auf einem Superstore-Parkplatz am Rande von Harwich gehalten. Der

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