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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Markt war geschlossen, der Parkplatz – wie auch die umliegenden Straßen – menschenleer. Es regnete immer noch. Auf dem Parkplatz warfen vereinzelte Laternen etwas Licht auf den Asphalt, vermochten aber gegen Regen und Dunkelheit nicht viel auszurichten. Ihr Wagen stand im Schatten des Hauptgebäudes. So waren sie von der Hauptstraße aus nicht zu sehen, hatten aber freie Sicht auf die Straße Richtung Hafen.
    Ein zweiter Wagen der Kolonne war zum Gelände der Import-Export-Firma vorgefahren, in der Nähe der Toreinfahrt in Position gegangen und wartete dort. Das Zielobjekt bestand aus einer Ansammlung von Lagerhallen und lag neben einem umzäunten Gewerbepark gleich hinter der Ölraffinerie. Auf keinen Fall wollten sie übereilt vorgehen und sich damit verraten.
    Der dritte Wagen stand kurz hinter dem Hafen, neben dem hohen Metallzaun, von dem aus man einen unverstellten Blick über den halbleeren Lkw-Parkplatz bis hin zu den Verladerampen hatte. Von dort hatte Fennell den Funkspruch erhalten.
    Kaum hatte Fennell gesprochen, schlug die Stimmung im Wagen um. Zuvor hatten die Männer noch Witze gemacht. Eigentlich triviale, alltägliche Dinge hatten durch die Anspannung große Heiterkeit hervorgerufen, und man hatte selbst über die dümmsten Scherze lauthals gelacht. Aber das war jetzt vorbei. Auf einen Schlag waren alle hochkonzen­triert und einsatzbereit. Kein Gelächter mehr. Keine Gespräche. Nur noch ein Team mit einem klaren Ziel vor Augen.
    Mickey schaute zu Clemens hinüber. Auf den ersten Blick wirkte er genauso fokussiert wie der Rest der Truppe. Die Augen zusammengekniffen, die Gedanken bei der bevorstehenden Aufgabe. Aber dann schaute Mickey genauer hin. Clemens war irgendwo anders, weit weg, ganz allein. Seine Lippen hatten sich zu einem winzigen Lächeln verzogen. Vorfreude.
    Mickey warf einen Blick zu Fennell. Dieser sprach gerade wieder in sein Mikrophon. Mickey hatte das Gefühl, etwas sagen, ihn warnen zu müssen, dass Clemens vielleicht nicht in der richtigen Verfassung war. Dass er den anderen zur Gefahr werden könnte. Aber er hatte die Gelegenheit verpasst. Jetzt konnte er nur hoffen, dass es außer ihm noch jemand anderem auffallen würde.
    Und so lange würde er eben ein Auge auf ihn haben.
    Fennell wandte sich an seine Leute. »Noch Fragen?«
    »Ja«, sagte Mickey. »Wissen wir, wer da sein wird? Balchunas? Sonst noch jemand?«
    »Nicht mit Sicherheit«, sagte Fennell. »Aber wir können mit ihm rechnen. Vielleicht auch mit Fenton. Ich weiß es nicht. Sonst noch was?«
    Wieder Mickey. »Wissen wir, was mit den Lkws passiert, wenn sie erst mal auf dem Hof der Lagerhalle sind?«
    Clemens sah ihn an und schnaubte verächtlich.
    Mickey ignorierte es.
    »Gute Frage«, sagte Fennell. »Nein, wir wissen es nicht. Wenn alles nach Plan läuft, sind wir rechtzeitig zur Stelle und erwischen sie auf frischer Tat. Ganz einfach.«
    »Und wenn nicht?«, warf jemand anders ein.
    »Dann improvisieren wir«, sagte Clemens. »Wir tun, was immer nötig ist, um sie zu schnappen.«
    »Aha«, sagte Mickey.
    Fennell wandte sich ab, er war bereits wieder ins Gespräch vertieft. Mickey warf noch einen letzten Blick zu Clemens. Der hielt den Finger sehr nah am Abzug.
    Fennell schaltete seinen Ohrhörer aus und richtete das Wort an alle. »Die Lkws müssen jeden Moment hier vorbeikommen.«
    Sie warteten und hielten Ausschau. Nach wenigen Sekunden – die sich wie Minuten anfühlten – donnerten zwei mit Containern beladene Sattelschlepper an ihnen vorbei.
    »Das sind sie«, sagte Fennell.
    Sie ließen ein festgelegtes Zeitintervall verstreichen, dann folgten sie in gebührendem Abstand.
    117 Donna ging zum Fenster, schob die Vorhänge beiseite und blickte auf die Straße hinaus. Als sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie oder das Haus beobachtete, ließ sie den Vorhang wieder fallen und kehrte an ihren Platz zurück.
    »Keine Sorge«, sagte Don. »Hier sind Sie sicher.«
    Sie nickte. Wollte ihm glauben. Aber es brauchte mehr als ein paar warme Worte, damit sie sich wieder sicher fühlen konnte. Nach allem, was in den letzten Tagen passiert war.
    Sie hatten gegessen. Eileen hatte eine riesige Schüssel Pasta Carbonara gekocht. Sowohl sie als auch Ben hatten sich zweimal nachgenommen. Sie hatte noch gedacht, dass Ben immer weitergegessen hätte, wenn die Schüssel nicht irgendwann leer gewesen wäre. Und es hatte wirklich gut geschmeckt. Anständiges Essen. So was sah sie sonst nur im Fernsehen oder bei

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