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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Boden war mit Steinplatten ausgelegt und kalt. Er meinte ihn von irgendwoher zu kennen, aber ihm fiel nicht ein, woher. Überall lagen Blumen.
    Er setzte sich auf und ignorierte die Schmerzen, die ihm die Bewegung bereitete. Er wusste bereits, was er als Nächstes sehen würde. Und er hatte recht: ein Altar. Und dahinter: ein Käfig aus Knochen.
    Im Käfig kauerte der zu Tode verängstigte Finn.
    Phil versuchte aufzustehen, zu ihm zu gehen und ihm zu helfen. Er kam auf die Beine, sein Kopf pochte, alles drehte sich. Da hörte er ein Geräusch hinter sich.
    Er fuhr herum.
    Dort stand die Gestalt aus seinen Träumen.
    Eine Maske aus Sackleinen und eine fleckige Lederschürze. In seiner Hand war etwas Scharfes, Blinkendes.
    Die Gestalt kam mit schnellen Schritten auf ihn zu.
    Phil hob die Hände. Er wollte den Angriff abwehren, versuchte zu schreien. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht, sein Mund blieb stumm. Er wollte kämpfen, um Hilfe rufen.
    Nichts.
    Die Gestalt stand jetzt direkt vor ihm. Augen wie die Finsternis. Augen wie der Tod.
    Sie hob die Hand.
    Schwärze umfing Phil.
    119 »Es geht los …«
    Der Befehl kam von Fennell.
    Sie waren den zwei Lkws bis zum Lagerhallengelände gefolgt. Um keinen Verdacht zu erregen, waren sie an den Lkws vorbeigefahren, als diese durchs Tor auf den Hof des Geländes eingebogen waren.
    Jetzt parkten sie ein Stück entfernt, wo sie die Ankunft des dritten Wagens vom Hafen abwarteten.
    Die Straße lag menschenleer da. Es gab nur den Regen und sie.
    Kurz darauf stieß auch der Rest der Truppe zu ihnen. Clemens strich liebevoll über den Abzug seiner Waffe. Mickey versuchte nicht hinzusehen.
    Stattdessen richtete er den Blick auf Fennell. »Wie lautet das Signal?«
    »Warten Sie«, sagte dieser. »Wir checken noch, ob alle in Position sind …«
    Mickey erwiderte nichts. Er spürte die Anwesenheit der anderen Männer, alle aufgekratzt und einsatzbereit. Die Waffen im Anschlag. Hochkonzentriert.
    Er versuchte, durch die Windschutzscheibe nach draußen zu spähen und zu erkennen, was auf dem Hof vor sich ging. Alles, was er sehen konnte, war ein hoher Metallzaun mit Klingendraht oben als Abschluss. Flutlichter ließen das Gelände hell erstrahlen. In der Mitte stand eine große Lagerhalle. Dorthinein waren die zwei Lkws gefahren. Der restliche Platz wurde von Containern eingenommen. Hunderte waren es, die nebeneinander und übereinander standen wie knallbunte Hochhäuser in der Traumstadt eines modernen Architekten.
    »Noch nicht«, sagte Fennell. »Warten Sie noch …«
    Mickey beobachtete weiter. Hinter einem der Containertürme kam ein grüner Geländewagen zum Vorschein. Er runzelte die Stirn. Grüner Geländewagen … Wieso kam ihm das …
    Dann fiel es ihm wieder ein. Der Junge, Finn, war in einem grünen Geländewagen aus dem Krankenhaus entführt worden. Mickey wäre jede Wette eingegangen, dass es dasselbe Fahrzeug war. Er teilte Fennell seine Beobachtung mit.
    »Gut«, sagte dieser. »Ein Beweis mehr.«
    Nach wie vor sprach niemand ein Wort. Alle sahen nach draußen.
    Warteten auf das Zeichen.
    120 »Phil? Phil …«
    Marina stand am Eingang zur Höhle und rief hinein.
    Sie hatte länger gebraucht als erwartet, um zum Auto zurückzulaufen und das Seil zu holen. Der Weg durch den Wald war tückisch gewesen, und der Regen hatte das Fortkommen noch erschwert. Sie war Abhänge hinuntergerutscht, von Zweigen zerkratzt worden und zweimal im Kreis gelaufen. Aber irgendwann hatte sie dann doch zum Hotel und zum Wagen gefunden und war mit dem Seil zurückgekehrt.
    Und jetzt antwortete er ihr nicht.
    »Phil!«
    Nichts.
    »Hör auf mit dem Quatsch. Komm schon, Phil.«
    Immer noch keine Antwort.
    Allmählich machte Marina sich Sorgen. Vielleicht war ihm dort unten irgendetwas passiert. Vielleicht hatte er sich verletzt.
    Vielleicht war er angegriffen worden.
    Sie hängte sich das zusammengerollte Seil über die Schulter, ging vor dem Schacht auf die Knie und spähte in die Tiefe. Sie hatte gehofft, das Licht von Phils Taschenlampe zu sehen, aber da war nichts. Es war stockfinster. Sie wollte gerade wieder aufstehen, ihr Handy herausholen und ihn anrufen, als sie spürte, wie ihr etwas ins Genick gedrückt wurde.
    Etwas Kaltes, Metallenes.
    Sie wusste sofort, was es war: eine Pistole.
    Und sie kannte auch die Stimme ihres Besitzers.
    »Sieh mal einer an«, sagte die Stimme. »Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen …«
    121 Phil öffnete die Augen. Und sofort war die Panik

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