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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Exgangster.«
    Gärtner legte den Kopf schief und runzelte die Stirn, als erinnere er sich an ein Lied, das er seit Jahren nicht mehr gehört hatte.
    »Nun ja, mag sein, dass Sie kein Gangster mehr sind, aber psychotisch sind Sie nach wie vor. Was ist passiert?«
    »Richard Shaw … ist tot …«
    »Nein«, sagte Phil. »Paul Clunn ist tot.«
    »Nein …« Gärtner schüttelte den Kopf. »Richard Shaw … gibt es nicht mehr.«
    »Paul Clunn auch nicht. Ich habe die Leiche mit eigenen Augen gesehen.«
    »Paul war der beste Mensch, dem ich je begegnet bin. Er … er hat mir das Leben gerettet …«
    »Und das war Ihr Dank.«
    »Nein …« Gärtners Kopfschütteln wurde immer heftiger. »Nein … Als Richard Shaw hierherkam, als er in den Garten kam, war er … ein Wrack. Er brauchte Hilfe. Für einen Neuanfang. Er war auf der Suche nach Wahrheit. Und er hat sie gefunden. Paul hat sie ihm gezeigt.«
    »Und Sie haben ihn getötet.«
    Erneut Kopfschütteln. »Nein. Nein. Nein. Falsch. Alles ganz falsch.«
    »Wie war es denn dann?«
    »Ich habe seine Seele aufgenommen. Er lebt.« Er schlug sich gegen die Brust. Fuhr vor Schmerz zusammen. Hustete erneut. »Hier drinnen. Er lebt in dieser Höhle. Hier in meinem Inneren.«
    »Natürlich. Die Höhle. Sie ist in Ihnen.«
    »Er hat mir das Leben gerettet. Er war ein … ein Visionär. Hat einen Künstler aus mir gemacht. Und er lag … er lag … im Sterben. Krebs. Wir haben versucht, ihm zu helfen. Haben ihm Medizin gegeben, gesungen … alles umsonst. Nichts hat geholfen. Deshalb hatte er auch den Garten gegründet. Er wusste, dass er sterben würde. Wollte … wollte … vorher noch etwas Gutes tun …«
    Gärtners Augen leuchteten. Er war jetzt ganz in der Vergangenheit. Phil wartete. Er wusste, dass die Geschichte noch nicht zu Ende war.
    »Er hat mit mir allein gesprochen. Hat mich gebeten, ihn zu … zu … ihn zu töten. Ihm hinüberzuhelfen, hat er gesagt. Damit er eins mit der Erde werden kann. Der Garten ist in guten Händen, hat er gesagt. Die Ältesten … Also habe ich es getan. Habe dafür gesorgt, dass er nicht leiden muss. Habe getan, was er wollte. Und ich habe geweint. Als ich ihn getötet habe. Und dann …« Er blickte zur Decke. Phil sah Tränen in seinen Augen. »Dann war er auf einmal … in mir …«
    Phil hatte keine Ahnung, ob Gärtner die Wahrheit sagte. Es war ihm auch gleichgültig. Er wollte einfach nur raus aus dem Käfig und Finn in Sicherheit bringen.
    »Paul … war der größte Mensch, der je gelebt hat. Er hat Richard Shaw gezeigt, wer er wirklich sein konnte. Hat das Licht befreit, das in ihm leuchtete. Hat ihn zu … mir gemacht. Zum Gärtner.«
    »Wie?«
    »Er hat mir aufgetragen, mich um den Garten zu kümmern. Ihn zu pflegen. Was auch immer geschieht, hat er gesagt, du musst dich um den Garten kümmern.«
    »Und so sieht Ihre Interpretation seines Auftrags aus? Sie töten die Menschen, die darin leben?«
    Erneut schüttelte Gärtner den Kopf, aber diesmal verhaltener, als erkläre er die Sache nicht Phil, sondern lediglich sich selbst. »Nein … nein … du verstehst das nicht. Ich musste es tun. Opfer. Es mussten … Opfer dargebracht werden. An die Erde. Die Jahreszeiten. Damit der Garten wachsen konnte.«
    »Das heißt, Sie haben all die Jahre Kinder geopfert. Sie haben Kinder ermordet.« Phil konnte die Wut und Abscheu in seiner Stimme nicht zurückhalten. Er schaute zu Finn, der mit großen, starren Augen und tränennassem Gesicht zitternd in der Ecke saß.
    »Nein«, widersprach Gärtner, »sie gehen nur hinüber. Sie sind nicht tot. Sie gehen nur hinüber.«
    »Hinüber wohin?«
    »In die Erde. Sie werden Teil des Lebens selbst. Des großen Kreislaufs. Paul ist als Erster hinübergegangen. Er hat für die anderen den Weg bereitet …«
    Phil konnte nicht glauben, was er da hörte. »So rechtfertigen Sie Ihr Tun? Wie viele haben Sie auf dem Gewissen, Tricky Dicky?«
    »Nenn mich nicht so!«
    »Wie viele? Sie machen das schon seit Jahren, stimmt’s?«
    »Das muss ich doch. Damit der Garten gedeihen kann …«
    »Seit Jahren. Und Sie haben nie aufgehört, wurden nie gefasst.«
    »Nein.« Gärtner schüttelte den Kopf. Jetzt lag ein Lächeln auf seinen Lippen. »Weil ich mir meinen eigenen angelegt habe.«
    Phils Wut drohte überzukochen. »Für Menschenopfer? Sie haben Kinder zum Töten gezüchtet?«
    »Der Garten muss leben. Du begreifst das nicht …«
    »Oh, ich begreife sehr wohl. Ich begreife, warum Sie glauben , es getan zu

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