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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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mehr Verbrechen aufgeklärt.«
    Glass’ Augen wurden hart. »Mir ist klar, bei wem sie sich ihr Verhalten abgeguckt haben. Sie üben einen schädlichen Einfluss auf sie aus. Das Miss-Jean-Brodie-Syndrom.« Ein rascher Blick auf den Schreibtisch, dann sah er wieder auf. »Ihre Leute sind Ihnen hörig.«
    »Hörig?« Um ein Haar hätte Phil laut gelacht. »Wo sind wir hier? Plötzlich in einem Roman aus dem neunzehnten Jahrhundert?«
    Glass’ Stimme wurde eisig. »Sie kleiden sich wie ein Student, nicht wie der Angestellte einer öffentlichen Behörde. Sie lehnen sich gegen Autoritäten auf. Sie zeigen mangelnden Respekt gegenüber Ihren Vorgesetzten. Und nach allem, was ich bis jetzt beobachtet habe, segeln Sie mit Ihren Methoden gefährlich nah am Wind.«
    »Ich liefere Ergebnisse. Fast hundert Prozent Aufklärungsquote. Das haben Sie selbst gesagt.«
    Glass lehnte sich zurück, seine Stimme war gefährlich leise. »Sobald ich mit dem Super gesprochen habe, werde ich dieser Abteilung meinen Stempel aufdrücken. Danach können Sie immer noch Ergebnisse liefern. Nur werden Sie es auf meine Weise tun.«
    »Und wenn ich das nicht will?«
    »Niemand ist unersetzlich.«
    Phil starrte ihn an. Am liebsten hätte er ihn geschlagen. »Ach übrigens«, sagte er stattdessen und unterdrückte das Wutzittern in seiner Stimme. »Mickey hat es mir heute früh erzählt. Er meinte, Sie hätten Rose Martin in den Dienst zurückgeholt.«
    Einen Moment lang war Glass überrumpelt und wusste nicht, was er sagen sollte. Doch er fing sich rasch. »Und?«
    »Wieso?«
    »Sie ist nicht Teil Ihres Teams, es geht Sie folglich nichts an.«
    »Das tut es sehr wohl. Sie war Detective Sergeant unter mir, und sie musste lange pausieren. Sie kann unmöglich schon wieder dienstfähig sein.«
    »Ich habe die Entscheidung nach Rücksprache mit ihrer Psychologin getroffen.«
    Phil kannte Marina und hatte daran seine Zweifel. »Selbst Stevie Wonder könnte sehen, dass sie noch nicht so weit ist.«
    Glass sah aus, als wolle er auf Phil losgehen. »Vielen Dank für Ihre Sicht der Dinge. Ist notiert.«
    Phil schoss eine Erwiderung durch den Kopf, die er aber hinunterschluckte. »Und Sie haben sie auch noch zum DI befördert?«
    Glass lief rot an. »Woher wissen Sie das?«
    »Wieso? Ist das ein Geheimnis?«
    »Was mit anderen Kollegen passiert, ist nicht Ihre Angelegenheit.«
    »Sie machen einen großen Fehler.«
    Die Andeutung eines Lächelns flog über Glass’ Gesicht. »Wie gesagt, ich danke Ihnen für Ihre Meinung.«
    Phil hätte gern noch viel mehr gesagt. Dinge, die dringend ausgesprochen werden mussten. Aber er wusste, dass es sinnlos war. Sie würden sich nur im Kreis drehen. Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Halte ich Sie von etwas Wichtigem ab?«
    »Allerdings«, sagte Phil und stand auf. »Ich muss noch einen dieser Mordfälle lösen. Aber keine Sorge. Nichts Kompliziertes. Zum Mittagessen ist die Sache erledigt.«
    Er drehte sich um und verließ das Büro, ehe Glass etwas antworten konnte.
    Und jetzt stand er hier vor diesem Hotel.
    Er unterdrückte das Flattern in seiner Brust und stieg aus dem Wagen. Versuchte, das Gespräch mit Glass zu vergessen. Sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er holte ein paarmal tief Luft, bückte sich unter dem Absperrband durch und ging, den Dienstausweis in der Hand, auf den Haupteingang zu.
    Dann wollen wir mal , dachte er.
    Niemand hielt ihn auf.
    51 Vollkommen anders , dachte Phil. Der Baustil ist anders, die Größe, das Alter – alles. Es hatte nichts mit dem Haus am Fuße des East Hill gemein. Das Haus mit dem Käfig. Nicht das Geringste.
    Und trotzdem konnte er diese Beklemmung nicht abschütteln.
    Er hielt sich im Geiste eine Standpauke, weil er so albern war. Dann ging er entschlossen weiter.
    Es war ein wunderschönes Gebäude, keine Frage. Er trat durch die Eingangstür und fand sich in einer holzgetäfelten Lobby mit Steinfußboden wieder. Das Täfelung war alt, aber gut erhalten, der steinerne Boden im Laufe der Jahrhunderte durch unzählige Füße ausgetreten. Alles noch original, entschied er. Er hielt seinen Ausweis in die Höhe.
    » DI Brennan«, stellte er sich der jungen Frau am Rezep­tionstresen vor. »Ist Jane Gosling hier?«
    Die Frau war ausnehmend attraktiv und trug ein modisches khakifarbenes Kostüm mit einer weißen Bluse, deren Schnitt ihr Dekolleté betonte. Dunkle, zum Pferdeschwanz gebundene Haare. Große Ohrringe. Gekonnt geschminkt. Sie runzelte die Stirn. Selbst dabei sah

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