Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
gevögelt hatte … all das war gut und schön. Aber das in die Familie zu tragen, sie anzustecken , das war … das war etwas ganz anderes. Das ging zu weit.
    Ihr Vater versuchte, die Sache abzutun. Alles sei halb so wild. Aber dieses eine Mal wollte ihre Mutter davon nichts hören. Sie machte ihm weiter Vorhaltungen. Hörte gar nicht mehr auf damit, und dabei kamen all die Jahre stiller Bitterkeit und unterdrückter Wut aus ihr hervorgesprudelt. Sie schrie, dass sie endlich klarsehe. Dass es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen sei. Dass sie nicht länger wegschauen werde.
    Da ging er. Aber vorher schlug er sie noch. Mit aller Kraft schmetterte er sie nieder und ließ sie in einer Lache aus Blut und Zähnen auf dem Küchenfußboden liegen, wo sie sich vor Schmerzen wand. Auch aus ihm war plötzlich der jahrelang zurückgehaltene Zorn hervorgebrochen.
    Und Rose blieb allein zurück. Allein mit ihrem Bruder, in der Obhut ihrer gebrochenen Mutter. Die verbrachte den Rest ihres Lebens schweigsam und unzugänglich, in einem fast katatonischen Zustand.
    Eigentlich hätte Rose ihren Vater hassen müssen. Und das tat sie auch. Aber ihre Mutter hasste sie noch mehr. Diese rückgratlose Art, wie sie am Leben verzweifelt war, nur noch die Jahre absaß wie ein Geist, der noch nicht ganz tot war. Als bei ihr Krebs diagnostiziert wurde, schien sie regelrecht erleichtert. Endlich hatte sie eine Ausrede, nicht länger am Leben festhalten zu müssen. Das hatte Rose ihr nie verziehen. Dafür verachtete sie sie noch heute.
    Genau wie sie noch heute versuchte, ihren Vater zu beeindrucken.
    Nur aus diesem Grund war sie zur Polizei gegangen. Um ihm zu gefallen. Funktioniert hatte es nicht. Er lebte jetzt mit seiner dritten Frau irgendwo an der Südküste und hatte sich seit Jahren nicht gemeldet. Gesundheitlich ging es mit ihm bergab. Sie hatte gedacht, dass er wieder auftauchen würde, als über sie nach dem Creeper-Fall in den Zeitungen berichtet wurde. Aber nein. Kein Wort. Vielleicht war er ja auch schon tot. Hoffentlich.
    Sie stand auf und ging unter die Dusche. Überlegte, ob sie joggen gehen sollte, um ihre Wut auszuschwitzen, die überschüssige Energie loszuwerden. Entschied sich aber dann dagegen. Sie würde sie auf andere Weise kanalisieren.
    Durch Arbeit. Sie würde in die Rechtsmedizin fahren und sich Faith Luscombes Leiche ansehen. Die Aufzeichnungen der Überwachungskameras in New Town und auf den Straßen Richtung Wakes Colne überprüfen.
    Und danach würde sie Donna Warren einen zweiten Besuch abstatten.
    Um ihr klarzumachen, dass sie sich nicht für dumm verkaufen ließ.
    Der Wasserstrahl traf sie. Richtig schön heiß.
    Aber Rose konnte es nie heiß genug sein.
    49 »Behalt die Nerven. Mehr musst du nicht tun. Nur die Nerven behalten.« Der Sprecher am anderen Ende der Leitung seufzte. War bemüht, nicht die Beherrschung zu verlieren, sich seine Gereiztheit nicht anmerken zu lassen.
    »Aber …« Wächter war nicht zufrieden.
    Ein weiterer Seufzer.
    »Deine Aufgabe ist leicht«, sagte Gesetzgeber. »Du musst nur abwarten. Selbst Lehrer tut mehr als du.«
    Wächter schwieg.
    »Jetzt wünschst du dir bestimmt, du hättest mich nicht angerufen.«
    Keine Antwort. Gesetzgeber deutete das als ein Ja.
    »Du hast mir nichts davon gesagt«, sagte Wächter. »Du hast … das, was geschehen ist, angeordnet, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen. Hast du jemand anderem davon erzählt?«
    »Lehrer wusste Bescheid.«
    »Und warum hat Lehrer es mir nicht gesagt?«
    »Weil ich es verboten habe. Ich habe gesagt, ich würde selbst mit dir sprechen. Ich wusste genau, wie du reagieren würdest. Nämlich so.«
    »Weil wir damit zu weit gegangen sind. Damit … lenken wir den Verdacht auf uns.«
    »Unsinn. Missionar wurde allmählich zur Belastung. Zu einem Unsicherheitsfaktor. Es war unmöglich vorherzusagen, auf welche Idee er als Nächstes gekommen wäre. Wir mussten uns um ihn kümmern. Und wie besser als so? Das ist die perfekte Ablenkung. Jetzt wird sich niemand mehr für unsere Lieferung interessieren. Der Druck ist weg.«
    »Und was ist mit … Wir müssen vier sein. Wer soll unser neuer Missionar werden?«
    »Die Frage ist doch wohl leicht zu beantworten. Unser ausländischer Freund ist bestens geeignet.«
    »Aber was, wenn er … sich weigert?«
    »Sich weigern? Wieso sollte er sich weigern?«
    Wächter schwieg.
    »Hör zu«, sagte Gesetzgeber. »Mach einfach genauso weiter wie bisher. Regel du das Organisatorische,

Weitere Kostenlose Bücher