Stirb, Schätzchen, Stirb
naiv, mir war vollkommen klar, dass sie mich nie in R uhe lassen würde. Trotzdem habe ich noch mal bezahlt. Obwohl meine Beziehung schon den Bach hinuntergegangen war. Das war meine Schuld. Ich war derart gestresst und fest entschlossen, zu verhindern, dass er je etwas von der Sache erführe, dass kein Raum mehr für etwas anderes blieb.«
Als sie nach einer kurzen Pause weitersprach, hatte ihre Stimme einen anderen, wehmütigen Klang. »Das tut mir noch heute leid. Aber wie dem auch sei, ich habe sie zwei Jahre lang bezahlt. Insgesamt eine Viertelmillion. Dann hielt ich es nicht mehr aus und kündigte meinen Job. Als sie sich das nächste Mal bei mir gemeldet hat, habe ich ihr erklärt, sie könnte mit den Akten machen, was sie will. Los, du alte Hexe, tu, was du nicht lassen kannst. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Weil bereits alles verloren war«, fügte sie mit rauem Ton hinzu.
»Wie hat sie es aufgenommen?«
»Sie hat vor Wut gekocht. Wenigstens diese Genugtuung wurde mir zuteil. Sie hat geschrien und getobt, als hätte ich ihr glühende Stäbe in die Augen gerammt. Das war wirklich schön. Ich könnte meine Karriere ein für alle Mal vergessen, hat sie mir erklärt. Damit hatte sie natürlich recht. Ich bekäme nie mehr einen Job in einer Kanzlei. Aber das war mir inzwischen vollkommen egal. Ich blieb eisern, und schließlich gab sie auf. Und jetzt, den Göttern sei Dank, kommt sie auch nie wieder zurück.«
»Sie hätten zur Polizei gehen sollen.«
»Ja, vielleicht. Hätte, könnte, sollte. Ich habe die Sache auch so für mich geklärt. Inzwischen habe ich meine eigene Kanzlei, mit der ich durchaus glücklich bin. Ich habe sie nicht umgebracht, aber ich würde die Person, die es getan hat, sofort umsonst verteidigen. Sie hat mich jeden Abend gezwungen, in kaltem Wasser zu baden. Meinte, das wäre gut für mich, denn dadurch würde mein heißes Blut ein bisschen abgekühlt.«
Eve erschauderte, denn an die kalten Bäder erinnerte auch sie sich noch genau.
»Ich hätte gern die Namen der Leute, die bezeugen können, dass Sie letztes Wochenende in L. A. gewesen sind, Maxi.«
»Kein Problem. Erzählen Sie mir, wie sie umgekommen ist.«
»Jemand hat ihr mit einem stumpfen Gegenstand den Schädel eingeschlagen.«
»Oh, ich hatte mir etwas Exotischeres erhofft. Aber ich muss mich wohl damit zufriedengeben, dass sie über den Jordan ist.«
Maxi war eiskalt gewesen, dachte Eve nach dem Gespräch. Eiskalt und auf brutale Weise ehrlich. Davor hatte sie Respekt.
Und was noch besser war, sie hatte einen ersten Hinweis darauf, dass sie nicht als Einzige von Trudy angegangen worden war.
Die nächsten beiden Frauen gaben zwar nicht offen zu, erpresst worden zu sein, doch war es ihren Augen deutlich anzusehen. Ihre Alibis sowie die Alibis der beiden Frauen, die sie nicht erreichen konnte, würde sie noch überprüfen, nahm sie sich vor, stand dann aber erst mal auf, um sich einen Kaffee zu holen, und machte dabei einen Umweg über Roarkes Büro.
»Hast du schon irgendwelche Fortschritte gemacht?«
»Ich lande immer wieder in einer Sackgasse.« Er stieß sich erbost von seinem Schreibtisch ab. »Bist du sicher, dass die Nummern richtig sind?«
»Sie stand unter Schock und hat die Zahlen deswegen vielleicht verdreht. Aber sie hat mir die Nummer zweimal genannt, und zwar beide Male in der Reihenfolge, die du hast. Sie hat auch nicht gezögert oder lange überlegt.«
»Ich finde einfach nichts. Am besten lasse ich die Kiste die Zahlen in verschiedenen Reihenfolgen prüfen. Vielleicht kommt dabei etwas raus. Und wie steht es mit dir?«
»Eine Frau hat mir bestätigt, dass Trudy sie erpresst hat. Eine Anwältin aus Kalifornien. Ich glaube nicht, dass sie Trudy ermordet hat, aber angeblich hat sie über einen Zeitraum von zwei Jahren eine glatte Viertelmillion geblecht, bevor sie Trudy endlich abblitzen lassen hat. Das ist ziemlich viel aus einer einzigen Quelle, und ich bin mir sicher, dass es auch noch andere Quellen gab. Genau, wie ich mir sicher bin, dass Trudy ein paar versteckte Konten hatte, von denen keine Steuern abgegangen sind.«
»Das herauszufinden, ist nicht schwer.«
»Ich habe die Nummern von zwei Konten, auf die die Anwältin die Kohle überwiesen hat. Aber das ist ein paar Jahre her, und vielleicht hat Trudy dieses Geld inzwischen woanders hingeschafft.«
»Das ist die beste Möglichkeit, um zu verhindern, dass einem die Steuerfahndung auf die Schliche kommt. Ich fange einfach mit den beiden
Weitere Kostenlose Bücher