Stirb, Schätzchen, Stirb
Ohren.«
»Meinetwegen, nur hat Trudy das anscheinend nicht gewusst. Sie dachte offenbar, es wäre an der Zeit, endlich ihre schwer verdiente Kohle zu genießen. Endlich all die Klunker zu tragen, für die sie schon seit Jahren die Versicherungsprämien zahlt. Zeit, auf den Putz zu hauen. Schließlich hatte sie ihr Aussehen bereits auf Vordermann gebracht. Dafür hat sie ein paar von ihren Quellen angezapft, aber die trockneten sowieso allmählich aus. Mit dir hätte sie das große Los gezogen und endlich die Möglichkeit gehabt, in den ihrer Meinung nach wohlverdienten Ruhestand zu gehen.«
»Und was hätte sie ihrer Familie erzählt?« Denk wie sie, sagte sich Eve. Das ist schließlich nicht schwer.
»Ihr Sohn hatte sie durch eine Ehefrau ersetzt. Undankbarer Bastard. Bestimmt hat sie gedacht, dass sie ihm nichts erzählen muss. Und wenn sie ihm etwas hätte erzählen wollen, hätte sie bestimmt etwas gefunden, was halbwegs glaubhaft klingt: von einem Lottogewinn, von einer Erbschaft, etwas in der Art. Aber vielleicht hat sie Bobby auch einfach nicht mehr gebraucht, weil sie bereits jemand anderen hatte, den sie am Schnürchen ziehen konnte, jemand, der für sie die Drecksarbeit erledigt hätte. Dass sie die beiden mit hierher genommen hat, war nur eine zusätzliche Sicherheit.«
Sie ließ die Schultern kreisen. »Oder sie hatte vor, sich ihres bisherigen Helfers zu entledigen und sich jemand anderen zu suchen, wenn sie erst mal umgezogen ist. Wen kennst du in der Gegend von Italien, der mit Immobilien handelt und der uns helfen kann?«
»Da fallen mir ein oder zwei Leute ein. Aber dort ist es bereits ein Uhr nachts.«
»Oh, richtig.« Sie sah stirnrunzelnd auf die Uhr. » Ich hasse diesen Quatsch mit der Zeitverschiebung. Er ist einfach ärgerlich. Okay, dann wartet diese Anfrage also bis morgen Früh.«
»Auch wenn ich dich nur ungern daran erinnere, ist morgen Heiligabend. Da finden wir, vor allem in Europa, wo die Menschen gern Urlaub machen, bestimmt kein offenes Büro. Natürlich könnte ich meine Beziehungen spielen lassen, aber wenn es nicht wirklich dringend ist, zwinge ich nur ungern jemandem an Weihnachten irgendeine Arbeit auf.«
»Siehst du, siehst du?« Sie fuchtelte mit ihrem Löffel. »Weihnachten hält einen auf. Aber die Sache kann warten, sie kann warten«, wiederholte sie. »Schließlich ist es wichtiger herauszufinden, ob sie in Begleitung in Italien war. Vielleicht war das ja der eine kleine Fehler, der den Kerl zur Strecke bringt. Die eine Kleinigkeit, die mich endlich weiterbringt.«
»Dann werde ich dir dabei helfen.«
»Ich würde mir gern all ihre Flüge ansehen.«
»Alle?«
»Alle. Und dann gucken wir, ob noch ein zweiter Name auf genau denselben Listen steht. Oder ein Name, der bereits in meiner Akte steht.« Sie leckte sich die eisverklebten Finger ab. »Und, ja, mir ist bewusst, dass auch die Büros der Fluggesellschaften geschlossen sind. Faule Bastarde. Und dass man eigentlich eine Erlaubnis braucht, um die Daten der Fluggäste einzusehen.«
Er sah sie lächelnd an. »Ich habe nichts gesagt.«
»Ich gucke schließlich nur. Falls mir dabei etwas auffällt, mache ich die Dateien sofort wieder zu und gehe den offiziellen Weg. Aber ich bin es einfach leid, ständig auf der Stelle zu treten.«
»Ich habe noch immer nichts gesagt.«
»Aber du denkst etwas.«
»Was ich denke, ist, dass du endlich etwas unternehmen musst. Überlass mir deinen Stuhl.«
»Warum?«
»Wenn ich dir die Daten besorgen soll - und wir wissen beide, dass ich das viel schneller kann als du -, will ich deinen Stuhl. Warum bringst du nicht währenddessen die schmutzigen Teller weg?«
Obwohl sie knurrte, stand sie auf. »Du hast Glück, dass ich in Weihnachtsstimmung bin und dir für den Satz mit den schmutzigen Tellern nicht eine verpasse.«
»Ho, ho, ho.« Er setzte sich in ihren Sessel und rollte die Ärmel seines Hemdes hoch. »Eine Tasse Kaffee wäre nett.«
»Vorsicht, Kumpel, das Eis, auf dem du dich bewegst, ist wirklich dünn. Es knirscht bereits gefährlich unter deinen teuren Schuhen.«
»Und dazu ein Plätzchen. Weil du schließlich den Großteil von meinem Eis gegessen hast.«
»Habe ich nicht«, rief sie aus der Küche zurück. Vielleicht doch, aber darum ging es schließlich nicht.
Außerdem wollte sie selbst einen Kaffee, und es wäre schließlich keine zusätzliche Arbeit, stellte sie zwei statt eines Bechers in den AutoChef. Dazu holte sie noch einen einzigen winzigen Keks, der
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