Stirb, Schätzchen, Stirb
sie gesagt, wenn sie euch in eurem Zimmer eingeschlossen hat. Dass sie das nur tut, weil ihr euch schlecht benommen habt. Und dass es für euch noch viel schlimmer wäre, wenn ihr wieder draußen auf der Straße leben müsstet, wo man euch aufgelesen hat.«
»Hast du ihr das abgekauft, Bobby?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht zum Teil. Mir hat sie niemals wehgetan.« Jetzt drehte er den Kopf und sah Eve direkt ins Gesicht. »Mich hat sie niemals so behandelt. Sie hat gesagt, dass sie zu mir deshalb nicht so streng sein muss, weil ich immer tue, was sie mir sagt. Das hat natürlich nicht gestimmt, aber wenn sie mich dabei erwischt hat, wenn ich ungehorsam war, hat sie meistens nur gelacht und gesagt: Jungen sind nun einmal so.< Sie hatte es immer nur auf euch Mädchen abgesehen - warum, weiß ich nicht. Sie hat nie darüber gesprochen. Aber sie hat ihre Mutter gehasst. Sie hat immer gesagt, wir könnten froh sein, dass die alte Hexe nicht mehr lebt. Vielleicht - ich weiß nicht -, vielleicht hat ja ihre Mutter ihr die gleichen Dinge angetan. Vielleicht war es einfach ein Kreislauf. Sagt man nicht, dass Missbrauch ein schwer zu durchbrechender Kreislauf ist?«
»Ja, das ist häufig so.« Vielleicht war ihm das ja ein Trost. »Wie steht es mit dir, Bobby? Hast du ebenfalls den Kreislauf der Beziehung zwischen dir und deiner Mutter fortgesetzt? Indem du dich, als du erwachsen warst, um sie gekümmert hast wie sie sich um dich als Kind? Das kann nicht leicht gewesen sein. Du bist frisch verheiratet, hast eine eigene Firma aufgemacht, und da ist diese anspruchsvolle Frau, die sich ständig in dein Leben mischt. Eine anspruchsvolle Frau, die genug Kohle auf der Seite hatte, um sich alle ihre Wünsche zu erfüllen, ohne dass du dich dafür hättest krummlegen müssen, wie sie es offenbar erwartet hat.«
In seinen Augen stiegen Tränen auf, doch er blinzelte sie fort. »Ich kann es dir nicht verdenken, dass du solche Dinge sagst und wahrscheinlich wirklich denkst. Aber ich bin jederzeit bereit, mich an einen Lügendetektor anschließen zu lassen. Das mache ich freiwillig, und zwar, sobald du es organisieren kannst. Ich will, dass du den Menschen findest, der sie ermordet hat.«
Er atmete tief ein. »Ich habe meine Mutter geliebt. Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, obwohl ich jetzt weiß, was für ein Mensch sie war und was sie sich alles zuschulden kommen lassen hat, habe ich sie geliebt. Wenn ich gewusst hätte, was sie da trieb, hätte ich einen Weg gefunden, um sie aufzuhalten. Ich hätte sie gezwungen, damit aufzuhören, und das Geld zurückgezahlt. Genau das möchte ich jetzt auch. Ich möchte das Geld zurückbezahlen, das sie sich auf diese Weise angeeignet hat. Du musst mir helfen, den Menschen das Geld zurückzugeben, das sie ihnen abgenommen hat. Vielleicht mache ich es dadurch nicht wieder gut, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen kann.«
»Ja, dabei kann ich dir helfen. Wie hättest du sie dazu gebracht, die Erpressungen einzustellen, Bobby?«
»Ich weiß nicht. Sie hätte bestimmt auf mich gehört. Wenn sie gemerkt hätte, wie unglücklich sie mich damit macht, hätte sie bestimmt auf mich gehört.« Er stieß einen leisen Seufzer aus. »Oder hätte vielleicht auch nur so getan. Ich weiß einfach nicht mehr, was für ein Mensch sie war. Ich weiß auch nicht, wie ich all das Zana beibringen soll. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihr diese fürchterliche Wahrheit sagen soll. Sie hat schon so viel durchgemacht.«
»Sie stand deiner Mutter ziemlich nahe.«
»Sie kamen miteinander klar. Zana kommt mit jedem klar. Meiner Mutter gegenüber hat sie sich besondere Mühe gegeben - was auch nötig war.« Abermals bemühte er sich um ein Lächeln, was jedoch auch dieses Mal misslang.
»Weißt du, Frauen bauen häufig eine völlig andere Nähe zueinander als zu Männern auf. Wenn sie das tun, erzählen sie einander manchmal Dinge, die sie keinem Mann erzählen würden. Hat also deine Mutter vielleicht Zana etwas von den Erpressungen erzählt?«
»Das ist völlig ausgeschlossen.« Er versuchte sich noch aufrechter zu setzen und fluchte, weil das wegen des gebrochenen Arms nicht möglich war. »Zana - sie ist ein sehr gewissenhafter Mensch. Ich kenne keinen Menschen, der so ehrlich ist wie sie. Vielleicht hätte sie mit meiner Mutter nicht darüber gestritten, aber sie wäre vollkommen entsetzt gewesen und hätte mir sofort davon erzählt. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.«
Das sagten die Menschen
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