Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
für das Baby von Mavis eingekauft, obwohl das Kleine noch gar nicht geboren war.
    Was in aller Welt kaufte man für einen Fötus? Und warum fand anscheinend niemand außer ihr, dass der Kauf eines Geschenks für ein noch ungeborenes Wesen irgendwie gespenstisch war?
    Roarke hatte seinen irischen Verwandten ein verdammtes Frachtschiff voller Geschenke geschickt.
    Sie versuchte Zeit zu schinden. Stand hier draußen in der Kälte und der Dunkelheit und versuchte Zeit zu schinden, bevor sie über die Schwelle dieses Hauses trat.
    Sie klemmte sich ihre Pakete unter einen Arm und drückte auf den Klingelknopf.
    Wenige Momente später machte Mira auf. Mira in ihrer Freizeitkluft, die aus einem weichen Sweatshirt, einer Jogginghose und nackten Füßen mit lackierten Zehennägeln bestand.
    »Ich bin wirklich froh, dass Sie gekommen sind.«
    Bevor Eve etwas erwidern konnte, zog die Psychologin sie schon in den warmen, nach Kiefernnadeln u nd Cranberrys duftenden Flur.
    Weitere brennende Kerzen standen auf dem Tisch, und im Hintergrund spielte leise, weihnachtliche Musik.
    »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist.«
    »Das ist egal. Geben Sie mir Ihren Mantel, und kommen Sie mit ins Wohnzimmer.«
    »Ich habe hier noch ein paar Kleinigkeiten, die mir zufällig in die Hand gefallen sind.«
    »Danke. Setzen Sie sich. Ich holen Ihnen erst mal ein Glas Wein.«
    »Ich will bestimmt nicht stören, falls Sie -«
    »Bitte. Setzen Sie sich.«
    Sie legte die Geschenke auf den Couchtisch neben eine große Silberschale voller Kiefernzapfen und leuchtend roter Beeren.
    Was den Geschenkeberg betraf, hatte sie eindeutig recht gehabt. Es waren sicher an die hundert Päckchen unter dem großen Baum verteilt. Wie viele für jeden, überlegte sie? Wie viele Miras gab es überhaupt? Sie waren eine ganze Horde. Sicher fast zwanzig Leute, also ...
    Als Dennis Mira durch die Tür geschlendert kam, stand sie wieder auf.
    »Bleiben Sie doch bitte sitzen«, bat er gut gelaunt. »Charlie hat mir erzählt, dass Sie hier sind. Ich wollte nur kurz Hallo sagen, und dass es gestern eine wirklich tolle Party war.«
    Er trug eine Strickjacke, und etwas an dem schlabberigen Teil, an dem ein Knopf an einem losen Faden baumelte, verwandelte ihr Herz in Brei.
    Er lächelte, und da sie immer noch nicht wieder Platz genommen hatte, trat er einfach neben sie und blickte mit seinem verträumten Lächeln auf den Baum. »Charlie besteht immer auf einem echten Baum. Ich sage ihr jedes Jahr, dass sie doch einfach eine Plastiktanne kaufen soll, jedes Jahr sagt sie Nein, und jedes Jahr bin ich aufs Neue froh darüber, dass sie derart stur sein kann.«
    Er überraschte Eve, indem er einen Arm um ihre Schulter legte und sie zärtlich an sich zog, während er erklärte: »Nichts wirkt mehr ganz so schlimm, so hart oder so traurig, wenn man einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen hat. Wenn all die Geschenke darunter auf dem Boden liegen und man die Vorfreude fast nicht mehr erträgt. Das ist eine Art zu sagen, dass es immer Licht und Hoffnu n g gibt. Und dass man das Glück hat, eine Familie zu haben, mit der man diese Dinge teilen kann.«
    Ihre Kehle hatte dichtgemacht, und sie merkte, dass sie etwas tat, von dem sie niemals angenommen hätte, dass sie dazu in der Lage war.
    Sie wandte sich ihm zu, presste ihr Gesicht an seine Schulter und brach in leises Schluchzen aus.
    Er wirkte nicht im Geringsten überrascht, sondern strich ihr sanft über den Rücken und murmelte: »So ist's recht. Weinen Sie sich erst mal richtig aus. Schließlich hatten Sie einen anstrengenden Tag.«
    Sie atmete zischend ein und machte sich entgeistert von ihm los. »Es tut mir leid. Himmel, es tut mir leid. Ich weiß nicht, was ... ich sollte besser gehen.«
    Er aber hielt weiter ihre Hand. So sanft und weich seine Berührung auch erschien, hatte er einen Griff aus Stahl. »Setzen Sie sich erst mal hin. Ich habe ein Taschentuch. Glaube ich zumindest.« Er fing an, seine Tasche zu betasten, bevor er seine Hände mit dem ihm eigenen verblüfften Gesichtsausdruck darin vergrub.
    Was ihr besser als jedes Beruhigungsmittel half. Sie fing an zu lachen und wischte sich die Tränen mit den Handrücken aus dem Gesicht. »Schon gut. Ich bin wieder okay. Es tut mir leid. Ich sollte wirklich —«
    »Trinken Sie erst mal ein Gläschen Wein.« Mira kam mit einem Tablett ins Wohnzimmer zurück und stellte es vor Eve auf den Tisch.
    Da sie ihren Ausbruch eindeutig gesehen hatte, nahm Eves Verlegenheit noch

Weitere Kostenlose Bücher