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Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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gezwungen, das zu tun, obwohl ich mich noch vor ein paar Tagen kaum daran erinnert hätte, wie sie hieß. Ich hatte die Erinnerung an diese Frau verdrängt. Darin bin ich wirklich gut. Und ich hasse es wenn die Erinnerung mit einem Mal zurückkehrt und mich wieder fertigmacht. Denn diese Frau hat nichts mit dem Menschen zu tun, der ich inzwischen bin.«
    »Natürlich hat sie das. Jeder Mensch, der Berührung mit Ihrem Leben hatte, hat es mit geformt.« Miras Stimme war so sanft wie die Musik, die durch das Zimmer wehte, zugleich aber stahlhart. »Sie haben Menschen wie diese Lombard überwunden. Sie hatten keinen Dennis Mira, Gott segne ihn. Sie hatten nicht die Einfachheit eines Heims und einer Familie. Sie mussten Hindernisse und Schmerzen und grauenhafte Dinge überwinden. Und das haben Sie getan. Das ist Ihr Geschenk, Eve, und zugleich die Last, die auf Ihren Schultern liegt.«
    »Ich bin zusammengeklappt, als ich sie plötzlich in meinem Büro gesehen habe. Einfach zusammengeklappt.«
    »Und dann haben Sie sich wieder aufgerappelt und mit Ihrem Leben weitergemacht.«
    Eve ließ ihren Kopf nach hinten fallen. Roarke hatte - wieder einmal - recht gehabt. Sie hatte es gebraucht, hierherzukommen und diese Dinge laut zu jemandem zu sagen, dem sie uneingeschränkt vertraute. »Sie hat mir Angst gemacht. Ich war richtig krank vor Angst. Als könnte sie mich einfach dadurch, dass sie wieder da war, dorthin zurückziehen, von wo ich geflohen war. Dabei war ich selbst ihr vollkommen egal. Wenn ich nicht mit Roarke zusammen wäre, hätte sie keinen zweiten Gedanken auf mich verschwendet, nachdem sie im Fernsehen auf mich gestoßen war. Warum stört mich das?« Sie klappte die Augen zu.
    »Weil es schwer ist, unwichtig zu sein, selbst für jemanden, der einem zuwider ist.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich recht. Sie wäre nicht hierhergekommen. Schl ießlich kann man einen Cop nicht ausquetschen, wenn er nicht zufällig mit einem Mann zusammen ist, der Milliarden hat.«
    Sie machte die Augen wieder auf und sah Mira fragend an. »Er hat tatsächlich Milliarden auf seinen diversen Konten. Denken Sie jemals darüber nach?«
    »Denken Sie darüber nach?«
    »Manchmal, in Zeiten wie diesen, und ich komme irgendwie nur schwer damit zurecht. Ich weiß noch nicht mal, wie viele Nullen an einer Milliarde hängen, denn bereits der Gedanke daran macht mich fürchterlich nervös. Und ich habe keine Ahnung, welche Zahl vor allen diesen Nullen steht, aber wenn man erst mal all die Nullen hat, ist das schließlich auch vollkommen egal. Sie hat versucht, ihn zu erpressen.«
    »Ja, das hat er mir erzählt. Aber ich bin sicher, dass er angemessen damit umgegangen ist. Hätten Sie gewollt, dass er sie bezahlt?«
    »Nein.« Eves Augen schössen heiße Blitze. »Er hätte ihr nicht einen Cent von seinen Milliarden in den Rachen werfen sollen. Sie hat mir immer erzählt, ich hätte keine Eltern, weil ich so dämlich bin, und sie hätten mich weggeworfen, weil es sich einfach nicht lohnt, eine solche Tochter großzuziehen.«
    Mira hob ihr Weinglas an den Mund und spülte den Zorn herunter, der bei diesen Sätzen in ihr selber aufgestiegen war. »Sie hätte die Eignungstests des Jugendamts niemals bestehen dürfen. Das ist Ihnen ja wohl klar.«
    »Sie war clever. Rückblickend betrachtet wird mir klar, dass sie unglaublich gerissen war, denn sonst hätte sie mit ihrer Masche nicht jahrelang Erfolg gehabt. Sie kannte das System und hat es schamlos ausgenutzt. Ich denke, nun, Sie sind die Psychologin, aber ich denke, sie hat das dumme Zeug, das sie erzählt hat, selbst geglaubt. Man muss eine Lüge glauben, damit man sie leben kann und um so von anderen gesehen zu werden, wie man gesehen werden will.«
    »Das sehe ich genauso«, stimmte Mira zu. »Man muss seine eigenen Lügen wirklich glauben, damit man sie so lange leben kann.«
    »Sie hat sich wahrscheinlich eingeredet, sie hätte das Geld, das ihr das Jugendamt bezahlt hat, tatsächlich verdient. Hat wahrscheinlich geglaubt, sie hätte sich für mich aufgeopfert und mir ein Heim gegeben, weil sie eine echte Menschenfreundin ist. Deshalb hat sie sicher auch gedacht, ein kleiner Obolus von meinem Mann stünde ihr um der alten Zeiten willen zu. Sie war eine Spielerin«, fügte Eve, halb zu sich selbst, hinzu. »Sie war eine Spielerin, und vielleicht hat sie irgendwann einmal jemanden zu kräftig abgezockt. Ich weiß es nicht.«
    »Sie könnten den Fall auch abgeben. Vielleicht wird man Sie sogar

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